Ausrufung der Republik durch Scheidemann
Scheidemann ruft vom Westbalkon (zweites Fenster nördlich des Portikus) des Reichstagsgebäudes am 9. November 1918 die Republik aus.

In dem nachfolgenden Artikel möchten wir in das Thema Weimarer Republik einführen. Die Ausführungen sind vor allem an Schüler und Abiturienten gerichtet – auf eine verständliche und übersichtliche Darstellung wurde deshalb besonders geachtet.

Die Weimarer Republik war die erste Demokratie in Deutschland. Sie erlebte in den „Goldenen“ Zwanzigern eine Blüte, war aber von extremen Kräften bedroht. Auf einem unsicheren Fundament errichtet, konnte sie angesichts nachteiliger politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen nicht bestehen und mündete in die Nazi-Diktatur unter Hitler.

Ausrufung der Weimarer Republik nach der militärischen Niederlage im I. Weltkrieg

Im Spätherbst des Jahres 1918 musste die Oberste Heeresleitung (OHL) ihre militärische Niederlage im I. Weltkrieg eingestehen (29. September). Dies kam für viele nach jahrelanger Kriegspropaganda völlig überraschend. Es wurde eine neue Regierung eingeführt, deren Reichskanzler Prinz Max von Baden wurde. Um den amerikanischen Forderungen nach Demokratisierung zu entsprechen wurde die konstitutionelle Monarchie in eine parlamentarische Demokratie umgewandelt.

Matrosenaufstand und Novemberrevolution

Obwohl es an der militärischen Niederlage keine Zweifel mehr gab, wollten die Admiräle der noch intakten Hochkriegsflotte gegen England auslaufen. Dies führte zu spontanen Gehorsamsverweigerungen der Matrosen am 29. Oktober. Daraufhin wurden die Matrosen festgenommen, was jedoch durch Solidarität anderer Matrosen zu den Festgenommenen zu einer Ausbreitung der Bewegung führte. Arbeiter- und Soldatenräte übernahmen nun vielerorts die politische Macht und forderten in Demonstrationen in Berlin am 9. November die Abdankung des Kaisers.

Das Bild zeigt Friedrich Ebert, den ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik.
Friedrich Ebert wurde der erste Reichspräsident der Weimarer Republik – Bundesarchiv, Bild 102-00015 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons

Als dieser zögerte verkündetet Reichskanzler Max von Baden eigenmächtig die Abdankung des Kaisers und übertrug sein Amt dem SPD Vorsitzenden Friedrich Ebert. Noch am 9. November rief Phillip Scheidemann (SPD) die Republik aus und kam damit nur wenige Stunden Karl Liebknecht (Spartakusbund) zuvor, der die sozialistische Republik proklamierte.

Die Weimarer Reichsverfassung

Am 19. Januar 1919 erfolgten die Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung mit einem aktiven und passiven Wahlrecht auch für Frauen. Am 6. Januar trat die neugewählte Nationalversammlung in Weimar zusammen und ernannte Friedrich Ebert zum Reichspräsidenten. Die Regierung unter Philip Scheidemann bildetete sich aus SPD, DDP und Zentrum und wurde bald die Weimarer Koalition genannt. Am 31. Juli 1919 wurde in Weimar die Verfassung des Deutschen Reiches (Weimarer Reichsverfassung, hier im Originalwortlaut) – die erste demokratische Verfassung in Deutschland – beschlossen, sie wurde am 11. August unterzeichnet und am 14. August 1919 verkündet. Der Reichspräsident wurde mit umfangreichen Befugnissen ausgestattet, er konnte den Reichstag auflösen und durch Artikel 48 (sog. „Notverordnung“) Maßnahmen zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit treffen – dies sollte sich später als großer Nachteil erweisen.

Die Weimarer Republik auf Geschichte-Wissen

Die Weimarer Republik ist eine faszinierende Zeit: Sie war Deutschlands erste Demokratie unter schwierigsten Bedingungen. Wir haben deshalb eine Vielzahl von Artikeln zu diesem Thema veröffentlicht:

Feinde von innen: Versailler Vertrag, Dolchstoßtheorie, Kapp-Putsch und Hitler-Ludendorff-Putsch

Das Versailler Friedensdiktat übertrug Deutschland und seinen Verbündeten in Artikel 231 die alleinige Kriegsschuld, war Grundlage für Gebietsabtretungen, regelte die Aufgabe aller Kolonien, Militärbeschränkungen und Reparationen. Viele Deutsche gaben den demokratischen Parteien die Schuld an den gravierenden Kriegsfolgen und der Ungerechtigkeit: Die Vertreter der „Weimarer Koalition“ wurden als Vaterlandsverräter diffamiert und die Dolchstoßlegende diente als politische Waffe.

1920 misslang der Kapp-Lüttwitz-Putsch von Freikorpsführern.

Das Bild zeigt eine Kundgebung während des Ruhrkampes.
Kundgebung in Berlin während des Ruhrkampfs am 25. März 1923 – Bundesarchiv, Bild 102-00022 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons

Neben diesen innenpolitischen Problemen setzten die finanziellen Lasten der Weimarer Republik schwer zu. Als 1921/22 Deutschland einen Teil der Forderungen nicht bezahlen konnte, besetzte eine Französisch-Belgische Armee das Ruhrgebiet. Die Bewohner des Ruhrgebiets übten passiven Widerstand gegen die Besetzung, der Ruhrkampf entstand. Dieser verschlang allerdings zuviel Geld, sodass die Regierung den Kampf abbrechen musste.

1923 wurde die Rentenmark gegen die aufkommende Inflation eingesetzt. Durch Deckung der deutschen Mark mit dem gesamten Grund und Boden des Deutschen Reiches konnte ein Ansteigen der Inflation verhindert werden.

Das Einlenken im Ruhrkampf wurde von nationalistischen Kräften als Schwäche gewertet, Adolf Hitler sah dadurch seine Chance in Deutschland die Macht zu erringen. Am 8. November und 9. November 1923 misslang der Hitler-Ludendorff Putsch – Adolf Hitler wurde inhaftiert.

Wirtschaftliche Entwicklungen in der Weimarer Republik

In den Jahren 1924 bis 1928 erlebte das Deutsche Reich „blühende“ Zeiten (diese Jahre werden als Goldene Zwanziger bezeichnet). Durch die Renten- und später Reichsmark konnte die finanzielle und wirtschaftliche Lage in der Republik stabilisiert werden – Deutschland war wieder kreditwürdig. Investitionen führten zu einer wirtschaftlichen Erholung und ansteigendem Konsum. Die Bürger des Reiches erlebten zudem einen gesellschaftlichen und kulturellen Wandel.

Das Bild zeigt, wie Sparer sich vor einer Sparkasse während der Weltwirtschaftskrise drängen.
Andrang von Sparern vor der Sparkasse der Stadt Berlin am Mühlendamm nach dem Zusammenbruch der Darmstädter- und Nationalbank. – Bundesarchiv, Bild 102-12023 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons

Am 24./25. Oktober stürzte der Schwarze Freitag dann allerdings die US-Wirtschaft in eine tiefe Krise. Amerikanische Unternehmen, die deutsche Unternehmen nach Ende des Krieges Kredite gewährt hatten, zogen diese in der Folge zurück. So weitete sich die Amerikanische Wirtschaftskrise zu einer Weltwirtschaftskrise aus, dies führte zu einer großen Arbeitslosigkeit innerhalb Deutschlands. Die Große Koalition, bestehend aus SPD, Zentrum, BVP, DDP und DVP, stand vor einer Bewährungsprobe. Die SPD wollte die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung um 0,5 % auf 4 % erhöhen, die DVP lehnte diese Erhöhung ab und wollte die Sozialleistungen kürzen. Ein Kompromiss konnte nicht gefunden werden, die letzte parlamentarisch getragene Regierungskoalition war gescheitert.

Politisches Chaos durch Minderheitsregierungen

Reichspräsident von Hindenburg (seit 1925) ernannte daraufhin Heinrich Brüning zum neuen Reichskanzler, dieser bildete ein Minderheitskabinett, das nur durch das Vertrauen des Reichspräsidenten bestehen konnte, man sprach auch von einem Präsidialkabinett.

Brüning strebte eine Deflationspolitik an, es gelang ihm jedoch nicht die wachsenden Wirtschaftsprobleme zu überwinden. Durch Auflösen des Reichstages und bei den darauf folgenden Neuwahlen (14. September 1930) erhöhte die KPD die Zahl ihrer Sitze von 54 auf 77 und die NSDAP von 12 auf 107, die Nationalsozialisten waren die eigentlichen Gewinner dieser Wahl. Im Oktober 1931 formierten sich die DNVP, die NSDAP und andere rechtsgerichtete Parteien zu einem taktischen Bündnis gegen die Republik (Harzburger Front).

Das Scheitern der Weimarer Republik

Aus einer Wirtschaftskrise wurde eine Krise der Weimarer Republik, als Hindenburg 1932 Brüning das Vertrauen entzog und dieser entlassen wurde. Als sein Nachfolger wurde Franz von Papen bestimmt, der eine konservative Regierung mit fast nur adeligen Ministern ohne parlamentarischen Rückhalt (Kabinett der Barone) bildete. Die NSDAP tolerierte Papens Regierung, die daraufhin das SA-Verbot rückgängig machte und Neuwahlen ansetzte. Bei diesen Neuwahlen wurde die NSDAP mit 37,4 % stärkste Partei. Innenpolitisch gab Papen die Deflationspolitik auf und bemühte sich um aktive Arbeitsbeschaffung. Zur staatlichen Arbeitsbeschaffung gehörte auch der Bau eines Autobahnnetzes (es ist damit ein Mythos, dass Hitler den Autobahnbau begann).

Das Bild zeigt, wie Anhänger der NSDAP ein Hitler-Wahlkampfplakat aufhängen.
Nationalsozialisten plakatieren ein Hitler-Bild – Bundesarchiv, Bild 146-1978-096-03 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons

Magazin zum Untergang der Weimarer Republik

Hitler forderte mehrmals die Reichskanzlerschaft, die ihm Hindenburg aber verwehrte. Papen war ohne die Unterstützung der Nationalsozialisten politisch völlig isoliert, denn im Reichstag hatte er keine Mehrheit hinter sich. Franz von Papen strebte eine Präsidialdiktatur an, dies verhinderte aber Kurt von Schleicher. Dieser wurde daraufhin Reichskanzler.

Anfang des Jahres 1933 verhandelte der abgesetzte Reichskanzler Papen hinter dem Rücken von Schleicher mit Hitler. Papen wollte Hitler zähmen, er wollte ihn mit Hilfe von anderen konservativen Kräften einrahmen – Hitler sollte als Führer eine Regierung aller nationalen Kräfte bilden. Hindenburg lies seine Vorbehalte gegen den „böhmischen Gefreiten“ fallen und ernannte ihn am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler. In der Regierung stellte die NSDAP neben Hitler als Reichskanzler nur 2 weitere von 13 Ministern. Adolf Hitler schien tatsächlich eingerahmt, doch dieser Eindruck täuschte. Durch die vom Reichspräsidenten am 28. Februar, aufgrund des Reichstagsbrandes am 27. Februar, erlassene Notverordnung wurden die Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft gesetzt. Als Hindenburg am 2. August 1934 starb, wurde Hitler Reichspräsident und Kanzler – die Nationalsozialisten waren nicht mehr aufzuhalten.

Quellen und weiterführende Informationen

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