Wir stellen auf Geschichte-Wissen üblicherweise Sachbücher vor – bei dem neuen Roman „Ein niederträchtiger Mord – Mutter Oberin Aquinas ermittelt“ von Cora Harrison machen wir aber gerne eine Ausnahme, denn der Krimi glänzt durch einen kurzweiligen, leichten Erzählstil, der den Leser in eine andere Zeit versetzt.
In aller Kürze: Die Handlung
Wir möchten weder die Lösung des Kriminalfalls noch allzu viele Einzelheiten vorwegnehmen und beschränken uns auf eine kurze Schilderung der Handlung des Romans: Die Mutter Oberin Aquinas ist Vorsteherin eines Klosters im Irland des Jahres 1923. Ausgestattet mit einer großen Integrität und schnellen Gedankengängen ermittelt sie den Tod eines jungen Mädchens, den die Polizei voreilig als Selbstmord zu den Akten legen will. Ihr zur Seite steht der treue Arzt Dr. Sher, dessen medizinische Kenntnisse unverzichtbar sind. In dem jungen aufstrebenden Polizeibeamten Patrick Cashman findet sie einen weiteren wichtigen Verbündeten, der auf das Wissen und die Kombinationsgabe der Nonne vertraut.
Der Kriminalfall führt den Leser in die höchsten Ränge einer Gesellschaft, die von Standesdenken geprägt ist. Eingebettet werden die Ermittlungen zudem in die Verheerungen des irischen Freiheitskampfes.
Ein kurzweiliger spannender Roman
Cora Harrison, die als Lehrerin arbeitete, bevor sie begann, historische Romane zu schreiben, ist mit ihrem ersten Band der „Mutter Oberin Aquinas“-Reihe ein lesenswerter Auftakt gelungen.
Die Mutter Oberin Aquinas ist als Hauptperson ein interessanter Charakter: Unter dem Nonnen-Habit verbirgt sich eine selbstbewusste, intelligente und lebenserfahrene Frau, die sich von den Lebensumständen der irischen Bevölkerung keine Illusionen macht. Die Nonne kennt keine Berührungsängste und fasziniert mit ihren Gedanken den Leser.
Dass ihr mit dem Polizeibeamten Patrick Cashman und dem Arzt Dr. Sher wiederum eigenwillige Persönlichkeiten zur Seite gestellt werden, macht die Erzählung abwechslungsreifer und interessanter.
Es ist spannend, wie sich die Geschichte entwickelt und auf einen dramatischen Höhepunkt zusteuert. Dabei webt die Autorin die eigentliche Handlung in das damalige Geflecht aus Standesdenken, Unabhängigkeitsstreben und bitterer Armut ein. Hierdurch zeichnet Cora Harrison ein Panorama Irlands im beginnenden 20. Jahrhundert und setzt den weltlichen Abgründen die standhafte glaubensstarke Mutter Oberin entgegen.
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