Demonstranten während der sowjetischen Invasion in die CSSR
Ein ikonisches Bild – Demonstranten während der sowjetischen Invasion in die CSSR. Bild-Lizenz: Gemeinfrei

Die politische Phase des Tauwetters

Als der sowjetische Diktator Josef Stalin 1953 starb, setzte das Chruschtschow‘sche Tauwetter (benannt nach Stalins Nachfolger) ein: Der Stalinismus (die totalitäre Herrschaft Stalins mit Personenkult, Repressionen, Terror, die vollständige Kontrolle über die Satellitenstaaten ) wurde gelockert, das Gulag-System (Straf- und Arbeitslager in der Sowjetsystem unter härtesten, menschenunwürdigen Bedingungen) abgebaut und der Konflikt zwischen dem Westen und dem Osten entspannte sich anfänglich – was allerdings nicht von langer Dauer sein sollte: In der Kuba-Krise verhärteten sich die Fronten erneut.

Reformdruck in der CSSR

Nach 1963 wurde in der Tschechoslowakei (offizielle damalige Bezeichnung: Tschechoslowakische Sozialistische Republik, 1960 – 1990, CSSR) der Wunsch nach einer Reform des veralteten politischen und wirtschaftlichen Systems immer deutlicher. Die Slowaken wollten eine Föderalisierung (d.h. Beendigung des sowjetischen Einheitsstaats), die Tschechen hingegen einen „humanitären Sozialismus“.

Anfänglich versuchte die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei (KPC) die Reformen zu unterdrücken – allerdings erfolglos. Damaliger kommunistischer Parteiführer war Antonin Novotny, der dann durch Billigung des sowjetischen Parteichefs Leonid Breschnew durch Alexander Dubec ersetzt wurde. 

Der Wunsch nach einer Demokratisierung – der Prager Frühling

Dubec wollte weiter mit den sozialistischen „Bruderländern“ kooperieren, beanspruchte allerdings eine stärkere Berücksichtigung der Gleichberechtigung der CSSR im Warschauer Pakt und dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe. Den Menschen wurde freie Meinungsäußerung zuteil, ihre Bürgerrechte wurden geschützt – dies hatte allerdings zur Folge, dass die Menschen in der CSSR weitere Freiheiten forderten:

  • Demokratisierung des Staates
  • Politische Opfer sollten rehabilitiert werden.
  • Verfassungsänderung mit Schutz der Menschen- und Freiheitsrechte
  • Zulassung anderer Parteien

Die KPC verabschiedete am 05.04.1968 ein Aktionsprogramm, das einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ versprach.

Diese Zeit der Reformen und versuchten Demokratisierung und Liberalisierung wird heute als Prager Frühling bezeichnet.

Niederschlagung des Prager Frühlings

Dieser Kurs führte in den anderen Ländern des Warschauer Pakts zu Widerstand, der auch auf mehreren Konferenzen nicht ausgeräumt werden konnte. Auf Drängen der Falken (Hardliner) in der Sowjetunion wurde die Tschechoslowakei am 20. und 21. August 1968 durch Truppen des Warschauer Pakts besetzt. Die Rücknahme der Liberalisierungsreformen wurde erzwungen. Die Sowjetunion erhielt das Recht, auf unbestimmte Zeit Truppen in der CSSR zu stationieren.

Als am 17.04.1969 dann Dubec als erster Sekretär der PC abgewählt wurde, war der Prager Frühling beendet. Sein Nachfolger Gustav Husaks verschärfte die staatliche Bevormundung – die Bevölkerung wurde (ähnlich wie in der DDR) immer stärker überwacht.

Folgen des Prager Frühlings

Was hatte Bestand nach dem Ende des Prager Frühlings? Die Föderalisierung des sowjetischen Einheitsstaats gelang – darüber hinaus wurden aber die gewährten Freiheiten und Rechte zurückgenommen. Doch während des Prager Frühlings waren Vorstellungen und Wünsche in den Menschen gewachsen, die nicht mit Panzern niedergewalzt werden konnten. Spätere Bürgerrechtsbewegungen bezogen sich auf den Prager Frühling – ohne ihn wäre die Samtene Revolution 1989 (= der weitestgehend gewaltfreie Wechsel vom Realsozialimus zur Demokratie) nicht möglich gewesen. 

Quellen

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