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Das Emblem der RAF erschien zum ersten Mal im Mai 1971 auf dem Titel von „Das Konzept Stadtguerilla“

Die Geschichte der RAF, der Roten Armee Fraktion, ist eng mit der Nachkriegsgeschichte Deutschlands verwoben. In einer Zeit gesellschaftlichen Wandels und Protests radikalisierten sich junge Menschen und erklärten dem Staat den Krieg. In dieser Übersicht werden die wesentlichen Ereignisse, Personen und Abläufe dargestellt. Die Zusammenfassung ist nicht vollständig und bewusst reduziert. Eine umfassende Chronik des Terrorismus kann hier gelesen werden.

Die Kaufhausbrandstifter

Vier junge radikalisierte und mit den gesellschaftlichen Zuständen unzufriedene Menschen – Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Thorwald Proll und Horst Söhnlein – verübten in der Nacht vom 2. auf den 3. April 1968 Brandanschläge auf zwei Frankfurter Kaufhäuser. Schon zwei Tage später wurden sie gefasst, wobei Bauteile von Brandsätzen bei ihnen gefunden wurden. Das Landgericht Frankfurt verurteilte die „Kaufhausbrandstifter“ zu drei Jahren Zuchthaus. Einzig Söhnlein kam dem Strafantritt nach.

Die Baader-Befreiung als Geburtsstunde der RAF

Im Februar 1970 trafen die flüchtigen Andreas Baader und Gudrun Ensslin in Berlin die bekannte Journalistin und ehemalige Chefredakteurin von „konkret“ Ulrike Meinhof – diese drei sollten später die bekannten Köpfe der Baader-Meinhof-Bande werden.

Als am 4. April Andreas Baader in Berlin verhaftet wurden, setzten seine „Genossen“ alles daran, ihn zu befreien. Hierzu gab Ulrike Meinhof – die bis dahin in der „Legalität“ lebte – vor, mit Andreas Baader ein Buch schreiben zu wollen. Sie konnte auf diesem Weg erreichen, dass er unter Bewachung in das „Deutsche Zentralinistitut für Soziale Fragen“ durfte. Dort wurde er gewaltsam von Ulrike Meinhof, Irene Goergens, Ingrid Schubert und weiteren befreit – mehrere Menschen wurden verletzt. Diese Baader-Befreiung sollte zur „Geburtsstunde“ der RAF werden.

Der Aufbau der „Stadtguerilla“

Von Juni bis August 1970 erhielten Horst Mahler, Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof, Peter Homann, Brigitte Asdonk und rund ein Dutzend weiterer Genossen in einem Camp der El Fatah, einer palästinensischen Befreiungsorganisation, eine militärische Ausbildung. Sie bereiteten sich so auf den Guerilla-Krieg gegen die BRD vor.

Die daraufhin bundesweit Gesuchten verschwanden in den Untergrund und begannen dort mit dem Aufbau der „Roten Armee“. In der Illegalität wollten sie mit dem bewaffneten Widerstand beginnen. Mit der Tonbanderklärung von Ulrike Meinhof „Natürlich darf geschossen werden“, machten die Terroristen klar, dass sie auch vor Morden nicht zurückschreckten.

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Magazin zum Terror der RAF

Sie können auf Geschichte-Wissen ein kostenloses Magazin zum linken Terror der RAF lesen.

Zurück in Berlin baute die selbsternannte Stadtguerilla nach der „Terror-Fibel“ des brasilianischen Revolutionsführers Carlos Marighella ihre Logistik auf:

  • M – Motorisierung
  • G – Geld
  • W – Waffen
  • M – Munition
  • S – Sprengstoff

Geld beschaffte sich die „Baader-Meinhof-Bande“ (so die übliche Bezeichnung der Terroristen in Deutschland) bei dem heute berüchtigten „Dreierschlag“: In drei verschiedenen Kommandos überfielen sie gleichzeitig drei Banken und erbeuteten über 217.000 Mark – die „Kriegskasse“ für folgende Aktionen war gefüllt.

Sprengstoff, Waffen und Munition wurden geklaut oder gekauft. Ebenso wurden Autos gestohlen oder mit gefälschten Papieren gemietet.

Am 8. Oktober verhaftete die Polizei Horst Mahler und drei weitere Mitglieder der RAF. In den nächsten Monaten überfiel die RAF immer wieder Banken und erbeutete mehrere 100.000 Mark. Bei mehreren Festnahmen in dieser Zeit wurden sowohl RAF-Mitglieder als auch Polizisten erschossen, u.a. die RAF-Terroristin Petra Schelm und der Polizeibeamte Herbert Schoner.

Die 1. Generation der RAF

Am 11. Mai 1972 beging die RAF einen Anschlag auf das US-Hauptquartier des V. Corps der US-Armee in Frankfurt. Dabei wurde der Oberstleutnant Paul Bloomquist getötet und 13 weitere Menschen wurden verletzt.

Einen Tag später explodierten zwei Bomben in der Polizeidirektion Augsburg und eine Autobombe vor dem LKA München.

Weitere Anschläge erfolgten am 19. Mai 1972 auf das Springer Verlagshaus in Hamburg
und am 24. Mai 1972 auf das Heidelberger Hauptquartier der US-Landstreitkräfte in Europa. Dabei wurden drei Menschen getötet und fünf weitere verletzt.

Am 1. Juni 1972 wurden in Frankfurt Holger Meins, Andreas Baader und Jan-Carl Raspe verhaftet, sechs Tage später Gudrun Ensslin in Hamburg. Am 15. Juni wurde Ulrike Meinhof von der Polizei überwältigt. Die RAF-Köpfe waren gefasst.

Die 2. Generation der RAF

Doch es sammelte sich bereits die 2. Generation der RAF im Untergrund.

Die Gefangenen setzten derweil den Hungerstreik als Druckmittel ein. Sie wollten die Zusammenlegung aller Häftlinge und die Beendigung der Isolationshaft – von ihnen als „Isolationsfolter“ bezeichnet – erreichen.

An den Folgen seines Hungerstreiks starb Holger Meins am 24. April 1975. Ein breiter Aufschrei der Empörung und eine Sympathiewelle für die RAF verbreiteten sich daraufhin in der Gesellschaft. Der Hungerstreik als Propagandamittel hatte Erfolg, viele der Gegner der Isolation gingen später in den Untergrund, um in der Illegalität den „revolutionären“ Kampf fortzuführen.

Das Zusammenspiel zwischen Gefangenen und diesen Illegalen klappte leider hervorragend, da über die Anwälte der Gefangenen und weitere Personen die Anweisungen aus der Haft an die im Untergrund lebenden Terroristen weitergeleitet wurden. Auf diesem Weg wurden auch Waffen und Sprengstoff in die Gefängnisanstalt geschmuggelt.

Am 24. April 1975 überfiel das RAF Kommando Holger Meins die bundesdeutsche Botschaft in Stockholm. Die Terroristen forderten die Freilassung von 26 gefangenen Tätern. Während der Geiselnahme erschossen die Terroristen zwei Botschaftsattachés, letztlich scheiterte allerdings die Geiselnahme.

Ulrike Meinhof

Ulrike Meinhof, die einstige Starjournalistin, rückte immer mehr ins Abseits bei den RAF-Köpfen. Ihre Texte wurden von Gudrun Ensslin immer öfter geändert, sie versank in Bedeutungslosigkeit innerhalb der RAF (die Bezeichnung Baader-Meinhof-Bande war von Anfang an nicht zutreffend, man hätte eher von der Baader-Ensslin-Bande sprechen müssen, dies hatte allerdings mit der Popularität Meinhofs als bekannte Journalistin zu tun).

Am 9. Mai 1976 beging sie in ihrer Zelle Selbstmord.

Der deutsche Herbst

Die Führungsriege im Gefängnis war nicht zufrieden mit der Arbeit ihrer „Genossen“ in Freiheit – das Ziel, sie zu befreien, war bislang stets gescheitert. Deshalb erkoren sie Brigitte Mohnhaupt als neue RAF-Führerin in Freiheit.

Nach der Entlassung Mohnhaupts aus der Haft am 8. Februar 1977 folgte der heute so genannte Deutsche Herbst:

Ermordung von Buback und Ponto

Am 7. April 1977 ermordete das RAF-Kommando Ulrike Meinhof den Generalbundesanwalt Siegfried Buback und seine zwei Begleiter in Karlsruhe. Als Täter wurden Knut Folkerts, Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt verurteilt, allerdings ist noch immer ungeklärt, wer der Todesschütze ist.

Es folgte eine gescheiterte Entführung des Dresdner Bank Sprechers Jügen Ponto am 30. Juli 1977. Das RAF-Mitglied Susanne Albrecht war die Patentochter von Ponto und verschaffte der RAF Zugang zu dessen Haus. Ponto wurde erschossen.

Der Terror wurde mit einem gescheiterten Raketenwerfer-Anschlag auf die Bundesanwaltschaft fortgesetzt.

Entführung von Schleyer und des Flugzeugs Landshut

Durch die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer wollten die Terroristen ihre gefangenen Genossen freipressen. Am 5. September entführten sie Schleyer in Köln, sein Chauffeur und seine Leibwächter kamen bei der Entführung ums Leben. Schleyer wurde daraufhin zunächst in Köln und später in der Niederlande gefangen gehalten. Durch polizeiliche Versäumnisse war die Wohnung der Entführer in Köln nicht entdeckt worden: Die Polizei bekam einen Hinweis an welchem Ort Schleyer gefangen gehalten wurde, diesem ging sie aber nicht nach.

Die RAF-Führung der 2. Generation (u.a. Peter-Jürgen Boock, Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar) begab sich nach der Schleyer-Entführung nach Bagdad. Dort wurde ihnen von der PFLP-SC (Volksfront zur Befreiung Palästinas) angeboten, dass diese eine Lufthansa-Maschine entführt, um den Druck auf die deutsche Bundesregierung zu erhöhen. Am 13. Oktober 1977 wurde daraufhin von palästinensischen Terroristen die Lufthansa-Maschine „Landshut“ entführt. Die Terroristen richteten während dieser Entführung den Kapitän der Landshut hin. Am 15. Oktober befreite ein GSG9-Kommando die Landshut und erschoss drei der vier Terroristen, die Freipressung der Gefangenen war gescheitert.

Die Todesnacht von Stammheim

Dass sich die Bundesregierung auf keine Erpressung einließ, wurde nun alle RAF-Beteiligten bewusst. Noch in dieser Nacht begingen in Stammheim Baader, Ensslin und Raspe Selbstmord. Einen Tag darauf wurde die Leiche von Hanns Martin Schleyer im Kofferraum eines Audi gefunden.

In den folgenden Monaten wurden mehrere RAF-Mitglieder gefangen genommen oder erschossen. Am 25. Juni folgte ein Anschlag auf den Nato-Oberbefehlshaber General Alexander Haig in Belgien. Haig entging dem Anschlag glücklicherweise unverletzt.

Der Terror geht weiter

Schon längere Zeit war den Ermittlern aufgefallen, dass die beiden Gruppen RAF und Bewegung 2. Juni verstärkt zusammenarbeiteten, am 2. Juni 1980 wurde dies offiziell, die Bewegung 2. Juni löste sich auf und schloss sich der RAF an. Es folgten weitere Anschläge auf US-Einrichtungen, u.a. auf US-General Frederick Kroesen.

Das Ergebnis eines Bombenanschlags auf das Hauptquartier der US-Luftstreitkräfte in Europa am 31. August 1981 mit 14 Verletzten. Der Anschlag wurde vom „Kommando Sigurd Debus“ verübt.

Die 3. Generation

Als die Führung der 2. Generation der RAF gefasst wurde, verbündeten sich die folgende 3. Generation mit der Action Directe (AD) in Frankreich. Sie wollten eine europaweite revolutionäre Front aufbauen. Besondere Gefährlichkeit ging von der letzten Generation der RAF aus, da sie auch auf eher in der Öffentlichkeit unbekannte Wirtschaftsfunktionäre Anschläge verübten. So wurde MTU-Chef Ernst Zimmermann ermordet.

Weitere Bomben- und Mordanschläge

Am 8. August 1985 beging die RAF einen Bombenanschlag auf die US-Airbase in Frankfurt, zuvor ermordeten sie den US-Soldaten Edward Pimental, um an dessen Ausweis zu gelangen. Dieser Mord rief eine große Entrüstung in der Gesellschaft hevor – die RAF schaffte es nicht, die Gesellschaft für ihre revolutionären Ziele zu gewinnen, auch die linke Szene distanzierte sich von den Anschlägen. Es folgten die Ermordung von Siemens Vorstandsmitglied Beckurts, dem Abteilungsleiter des Auswärtigen Amts Gerold von Braunmühl und Deutsche Bank Vorstandssprecher Alfred Herrhausen.

Nach der Wende wurden in der ehemaligen DDR 10 RAF-Aussteiger festgenommen, darunter Susanne Albrecht und Inge Viett. Das MfS hatte den Aussteigern eine neue Identität verschafft.

Ermordung des Treuhandchefs

Am 1. April 1991 wurde Treuhandchef Detlev Karsten Rohwedder von einem Scharfschützen ermordert, ein knappes Jahr später erklärte die RAF in ihrem April-Papier, keine Anschläge mehr auf Repräsentanten aus Wirtschaft und Staat verüben zu wollen.

Die „Knastsprengung“ erfolgte am 27. März 1993: Das Kommando Katharina Hammerschmidt jagte die neu errichtete Justizvollzugsanstalt Weiterstadt in die Luft, es entstand ein Schaden von 123 Millionen Mark. Danach versank die RAF in Bedeutungslosigkeit.

Das Ende der RAF

Am 20. April 1998 ging die Auflösungserklärung der RAF bei der Nachrichenagentur Reuters ein. Die RAF zog in dieser Bilanz: Sie habe ihr Ziel einer revolutionären Front nicht erreicht, doch eines macht sie nicht: Sie kommt mit keinem Wort auf die Verstorbenen und deren Angehörige zu sprechen.

Quellen

  • Aust, Stefan: Der Baader-Meinhof-Komplex
  • Peters, Butz: Tödlicher Irrtum – Die Geschichte der RAF

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