3387-7 Kraeutler

Erwin Kräutler ist Priester und Bischof der größten Diözese in Brasilien. Für sein Wirken in Xingu wurde er mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Er setzt sich für die Menschenrechte der Indios und die Erhaltung des Regenwaldes ein. Anlässlich seines 75. Geburtstages veröffentlichte Kräutler eine Biographie und schildert in kurzweiliger, interessanter und vorbildgebender Weise sein Leben und Wirken am Amazonas.

 

Klappentext

Spannend – authentisch – hoffnungsvoll, Das Leben von Bischof Kräutler in Brasilien. Er lebt aus dem Geist der Bibel und von der Kraft des Gebetes, leitet mir nur 27 Priestern eine Diözese vier Mal so groß wie Österreich mit 800 Gemeinden und kämpft unter ständigem Polizeischutz an der Seite der indigenen Völker für deren Rechte und Lebensraum. In diesem Buch blickt Bischof Erwin Kräutler auf ein bewegtes Leben zurück – 50 Jahre davon in Amazonien, mit Erfolgen und Rückschlägen – und schildert eindrucksvoll das Leben einer armen und solidarischen Kirche vor Ort.

Anlässlich seines 75. Geburtstages blickt Bischof Erwin Kräutler auf sein Leben zurück. 1965 kam er als Missionar nach Amazonien und hat seit 1981 als Bischof die Entwicklung der Kirche in Lateinamerika entscheidend mitgestaltet. Authentisch erzählt er vom Einsatz für die Menschen in Amazonien, insbesondere für die indigenen Völker, deren Lebensraum mehr und mehr den Interessen der globalen Wirtschaft geopfert wird, zuletzt durch das riesige Wasserkraftwerk Belo Monte. Ein Einsatz, den viele mit dem Leben bezahlen mussten. Dom Erwin, wie er genannt wird, steht seit 2006 nach einem versuchten Mordanschlag und wiederholten Drohungen rund um die Uhr unter Polizeischutz. Seither macht er seinen täglichen Fünf-Kilometer-Morgenspaziergang im Bischofshaus, besucht aber nach wie vor die rund 800 Gemeinden seiner Diözese, die fast durchwegs von Laien geleitet werden. Eindrucksvoll schildert Bischof Kräutler in diesem Buch, wie in seiner Diözese Kirche gelebt wird und wie sie strukturiert ist: mit den Armen; geschwisterlich, die einheimische Kultur respektierend und integrierend; im Zentrum das Gebet und die Bibel; eine Kirche, in der der Einzelne in seiner Not Hilfe findet, die aber auch mutig das Wort erhebt, um in Politik und Wirtschaft den Unterdrückten zu ihrem Recht zu verhelfen. Eine neue Kirche mit einer prophetischen Dimension – auch für Europa.

 

 

Eindruck

Dom Erwin, wie ihn die Einheimischen nennen, spricht von sich selbst als Brasilianer, der in Österreich geboren wurde. Aus einer kinderreichen Familie stammend führte ihn das Theologie- und Philosophie-Studium nach Salzburg – einer Stadt, der er auch heute noch eng verbunden ist. Dem Vorbild seines Onkels folgend, wirkte er im Amazonasgebiet, um dort die Kirche zu leben.

Eindrucksvoll schildert er sein Engagement für die Menschen und die Umwelt in Brasilien. Er legt die Schwierigkeiten und Mängel im politischen System offen und macht Hoffnung, dass durch die Kirche die Lebensumstände der Menschen verbessert werden.

Anders als die Maya und Inka brachten die indigene Bevölkerungen des Amazonsbeckens keine Hochkultur hervor. Dennoch entwickelte sich eine erhaltenswerte Kultur, die durch die Globalisierung, Politik und Wirtschaft bedroht ist. Die Indios genannte Bevölkerung lebt ihren Glauben anders als in Europa. Bischof Kräutler beschreibt das in wenigen Sätzen überaus treffend: „Der Gesellschaft [in Europa] ist die Kirche oft ziemlich egal, viele gehen weg, treten aus. In den Medien herrschen kirchliche Skandale vor, für die der einzelne Seelsorger absolut nichts kann, die aber seine Arbeit schwer beeinträchtigen.“ Dahingegen wird in Amazonien mit dem Glauben deutlich unbefangener umgegangen: Karfreitagsmessen dauern gut und gerne bis in die späten Abendstunden, die Menschen gehen sehr offen auf ihre Priester zu, fragen sie um Rat und lassen sie an ihrem Leben Teil haben.

Dass dieser Umgang mit den Menschen hart erarbeitet werden musste, macht Bischof Kräutler in seiner Biographie deutlich: Nur eine Handvoll Priester sollten ein riesiges Gebiet betreuen, unumgänglich war deshalb, die Bevölkerung als Laien-Kirche mit einzubinden.

Bischof Kräutler folgt dabei der neuen Bescheidenheit von Papst Franziskus: Teure Uhren als Geschenke weist er als unangemessen zurück, selbst die Mitra (die traditionelle liturgische Kopfbedeckung) trägt er nicht, da sie ihn von der Bevölkerung distanziere. Der Eindruck, dass in Brasilien ein Mensch wirkt, der ganz bei den Menschen ist, wird auch durch die zahlreichen Fotos untermauert, die im Buch abgebildet sind: Ohne jegliche Berührungsängste sucht Dom Erwin den Kontakt zu den Menschen und wird freudig aufgenommen.

Abseits seines Wirkens ist dieser Mensch eine inspirierende Persönlichkeit: Die Ruhe und Kraft, die er aus der heiligen Schrift schöpft, geben Vorbild. Hochgebildet und integer, hat er doch nie die Verbundenheit mit den Menschen verloren und verzichtet auf jegliches Statusdenken.

 

Dokumentarfilm über Dom Erwin https://www.youtube.com/watch?v=ap6k0q44ZJI&feature=share&list=UUq-ZrsR2Pe0_rYtyp6cMklw

 

Thema Brasilien:

Entdeckung Brasiliens: https://geschichte-wissen.de/neuzeit/74-entdeckungen/596-die-entdeckung-brasiliens.html

Reisebericht Brasilien – Bei den Folterknechten von Rio de Janeiro: https://geschichte-wissen.de/foren/viewtopic.php?p=36180#p36180

Kolonialismus https://geschichte-wissen.de/blog/daten-zum-kolonialismus-15-und-16-jahrhundert/

 Kolonialismus II https://geschichte-wissen.de/blog/daten-zum-kolonialismus-17-und-18-jahrhundert/

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