Reformen in Preußen unter Hardenberg und Stein

Die Niederlage gegen Frankreich schwächte Preußen schwer. Es musste die Hälfte seines Gebietes und seiner Bevölkerung aufgeben. Karl Reichsherr vom und zum Stein war sich sicher, dass der Staat reformiert werden musste. Als Minister im Generaldirektorium (der preußischen Staatsregierung) war er 1807 aufgrund seiner Thesen entlassen worden, kurze Zeit später wurde er jedoch wieder zurückgerufen. Er übernahm die Leitung der Staatsgeschäfte, wurde aber aufgrund Drucks durch Napoleon, der ihn zum Staatsfeind erklärte, wieder entlassen. Zusammen mit Hardenberg, der 1810 die Regierungsgeschäfte übernahm, war Stein Mitglied der Reformpartei, deren Gegner die Restaurationspartei war. Mit Edikt vom 9. Oktober 1807 schaffte Stein als leitender Minister die Erbuntertänigkeit ab. Was anfangs als großer Schritt in Richtung Freiheit erscheint, zog jedoch eine starke Verarmung des Bauernstandes nach sich, da die ursprünglichen EIngentumsverhältnisse unberührt blieben. Deunnoch wurde die preußische Gesellschaftsordnung fundamental umgewälzt. Die überkommene Ständepyramide wurde beträchtlich abgebaut. Deutlich ist in der Reform der wirtschaftliberale Ansatz Adam Smiths zu erkennen. Wichtiges Zeil war die Widerherstellung zw. Erhöhung der allgemeinen Wohlfahrt. Später unter der Regierungszeit Hardenbergs wurde der wirtschaftliberale Ansatz noch verstärkt. Mit dem Finanzedikt vom 27. Oktober 1810 wurde die vollkommende Gewerbefreiheit eingeführt. Die neue Wirtschaftsverfassung gründete sich auf freien Zugang zu Gewerbe und auf freien Handel. Es war jedem Bürger erlaubt ein Gewerbe zu betreiben, solange er einen Gewerbeschein besaß und die Gewerbesteuer entrichtete. Neben obigen wirtschaftlichen Reformen wurden auch Neuerungen in Militär- und Bildungswesen vorangetrieben. Es wurde ein Zusammenhang in Bildung und Staatsverständnis erkannt, der sich auf politische wie auch Bildungsreformen auswirkte. Geprägt sind die preußischen Bildungsreformen von Wilhelm von Humboldt, auf den die Dreigliedrigkeit der Bildung (Elementarschule, Gymnasium, Universität) und das Idel der universalen Bildung zurückgehen. Zu den wichtigsten Militärreformen gehörten die Öffnung des Offizierstandes für alle Befähigten und die Einführung der Wehrpflicht.
Für Stein und Hardenberg war besonders die Reform des Staatsapparates wichtig. Stein wollte das Kabinettssystem (Der König regierte mit Beratern, den Kabinettsräten, alleine) zugunsten einer Ministerialverwaltung auflösen. Dabie waren die Regierungsaufgaben auf dafür zuständige Ressorts verteilt, deren Vorsitzenden die Minister waren, die dem König unterstellt waren. Durch diese Konzentration der Regierungsaufgaben wurden eine einheitliche Regierungspolitik möglich. Ein Staatsrat nach den Plänen Steins als oberste Leitung staatlicher Regierungsgewalt kam nie zustande – er war auf die Beratung des Königs beschränkt.
Steins Kommunalverfassung und vor allem die Ständeordnung war ein enorm wichtiger Schritt in Richtung der kommunalen Selbstverwaltung. Zwei Organe leiteten die Stadtgeschäfte: Die Stadtverordnetenversammlung und der Magistrat. Letzterer wurde durch erstere gewählt. Noch heute ist diese Aufteilung in deutschen Kommunen vorhanden. Wichtig ist, dass die Reform des Kommunalrechts auch eine Abkehr vom ständischen Denken war. Für jeden Bürger ergaben sich Pflichten zu den städtischen Lasten und Bedürfnissen beizutragen.
Das Wahlrecht kann freilich nicht an heutigen Maßstäben gemessen werden. Nur Männer ab einem bestimmten Einkommen konnten wählen oder gewählt werden.
Abschließend ist noch zu erwähnen, dass der Wunsch der Reform vorhanden war, eine Staatsverfassung zu verabschieden. Zu einer solchen kam es jedoch nie.

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