Im Tyrolia Verlag ist das ausgesprochen ansprechend gestaltete Buch „Des Kaisers Zeug – Maximilians Zeughaus in Innsbruck“ erschienen. Das von Wolfgang Meighörner und Claudia Sporer-Heis herausgegebene Werk richtet sich dabei nicht nur an Innsbrucker und Tiroler, sondern bietet einen interessanten Einblick in ein für das Mittelalter und die Neuzeit sehr bedeutendes Bauwerk, das für die Stadt Innsbruck prägend war.

 

Die Bedeutung der Zeughäuser

Umschlag Des Kaisers Zeug
© 2019 Verlangsanstalt Tyrolia, Innsbruck, Umschlagbild: terrestrischer Lasercan – ./studio3 – Institut für Experimentelle Architektur

Im Mittelalter war das Kriegswesen durch die Verpflichtung des Adels zur Heerfolge geprägt. Dieses Rittertum verlor jedoch im 15. Jahrhundert gegenüber der Infanterie an Bedeutung. Nicht mehr die adelige Reiterei, sondern bezahlte Landsknechte entschieden Kriege und Kämpfe. Mit den Landsknechten wurde auch eine neue Bewaffnung und die Vorhaltung entsprechend großer Waffenbestände, die in die Tausende gingen, notwendig. Zudem gewannen Feuerwaffen eine überragende Bedeutung im Kriegswesen.

Diese grundlegenden strukturellen militärischen Veränderungen machten sogenannte Zeughäuser als Waffenarsenale erforderlich, die in der Folge eine Blüte erlebten. In Deutschland wurden in dieser Zeit mehrere Hundert Zeughäuser gebaut.

Zeughäuser waren durch große Hallen geprägt und sollten durch ihre oft prächtige Bauweise den Machtanspruch der Herrschenden nach außen demonstrieren. Im Zusammenhang mit Zeughäusern entstanden vielerorts Handwerksbetriebe wie Gießereien und Schmieden, um Waffen herzustellen und zu reparieren. Die Zeughäuser nahmen hierdurch eine zentrale städtebauliche Bedeutung ein.

Das größte Zeughaus der damaligen Welt befand sich in Venedig. Es wurde von Thomas Coryate (ein englischer Reisender und Schriftsteller) als das „reichste und am besten ausgestattete Lagerhaus für alle Art von Kriegsgerät nicht allein der ganzen Christenheit, sondern der Welt“ beschrieben. Nach den Ausführungen Coryates waren dort 1.500 Mann beschäftigt. In Dantes Inferno diente das venezianische Zeughaus als Vorlage für das Treiben in der Hölle.

Die Bedeutung der Zeughäuser nahm im 18. Jahrhundert jedoch ab, nachdem riesige stehende Heere durch Großmächte unterhalten wurden und die Macht einzelner Städte und Herrscher schwand.

 

Das Innsbrucker Zeughaus

Das Innsbrucker Zeughaus wurde unter Kaiser Maximilian I. in den Jahren 1500 bis 1505 als Zweckbau zur Lagerung des Waffenbestands errichtet. Es lag in der östlichen Vorstadt, der so genannten Kohlstatt, und sollte das innerhalb der Stadtmauern gelegene Zeughaus ersetzen. Dies war gerade im Hinblick auf die Sicherheit der Bevölkerung erforderlich, da in dem älteren Arsenal Schießpulver gelagert wurde, welches für die umgebende Bebauung eine hohe Gefahr darstellte. Das vormalige Zeughaus bot für die zu lagernden Bestände zudem nicht mehr ausreichend Platz. Auch war das neue Zeughaus an dem Fluss Sill gelegen – die sich um das Arsenal ansiedelnden Handwerksbetriebe waren auf diese Wasserkraft angewiesen.

Das Innsbrucker Zeughaus entstand als rechteckiger zweigeschossiger Bau, der sehr klar und regelmäßig gestaltet war. Das Zeughaus war durch Schießscharten und -lucken und zwei rondellartige Türme (Rondelle sind Artilleriebauwerke von besonderer Stärke) sehr wehrhaft gebaut.

Um das Zeughaus bildeten sich im Laufe der Zeit zahreiche Werkstätten (beispielsweise eine Rädermacherwerkstatt, eine Zimmererhütte, ein Wagenstall und eine Hammerschmiede), aber auch die Wohnbebauung rückte an das Waffenarsenal heran, sodass sich das Zeughaus spätestens mit Ende des 19. Jahrhunderts wieder in der sich vergrößernden Stadt Innsbruck befand. Bis in die 1960er Jahre (also über 450 Jahre hinweg) diente das Innsbrucker Zeughaus militärischen Zwecken, ehe es 1964 als Veranstaltungsort umgewidmet und 1973 als Museum der Bevölkerung geöffnet wurde.

 

Eine klare Leseempfehlung

Wir können für „Des Kaisers Zeug“ eine klare Empfehlung aussprechen. Gerade für Liebhaber und Interessenten der mittelalterlichen Baukunst ist dieses Buch eine reiche Wissensquelle. Es werden durch Kapitel verschiedener Autoren die Bedeutung der Zeughäuser allgemein und des Arsenals in Innsbruck im Besonderen vorgestellt. Zudem wird die baugeschichtliche Entwicklung des Innsbrucker Zeughauses aufgezeigt.

Dabei ist das Werk reich bebildert und sehr ansprechend gestaltet. Die Autoren und Herausgeber haben mit sehr viel Detailwissen und merklicher Freude zu diesem Buch beigetragen – und entsprechend wirkt es auch in den Händen des geneigten Lesers.

 

Mehr Informationen zu „Des Kaisers Zeug“

 

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