Heinz Felfe war als Spion in Deutschland im Laufe seines Lebens für sieben Geheimdienste tätig. Während des Nationalsozialismus war er überzeugter Anhänger Hitlers und für den Sicherheitsdienst tätig. Nach dem Krieg spionierte er für den MI6 und den Vorläufer des Verfassungsschutzes kommunistische Organisationen aus. Der Anti-Kommunist und Nazi wurde aber 1951 vom russischen KGB angeworben und drang in deren Auftrag in den Vorläufer des BND, die Organisation Gehlen, ein. Im BND enttarnt und verhaftet, gelangte er im Rahmen eines Gefangenenaustausches in die DDR, wo er für die Stasi arbeitete.

Buchcover "Spion ohne Grenzen" (c) Piper Verlag GmbH, München, 2019, Umschlagabbildung: BNDA, 5157 (OT), Umschlaggestaltung: Büro Jorge Schmidt, München
Buchcover „Spion ohne Grenzen“ (c) Piper Verlag GmbH, München, 2019, Umschlagabbildung: BNDA, 5157 (OT), Umschlaggestaltung: Büro Jorge Schmidt, München

Es ist ein unglaubliches Leben, das Bodo von Hechelhammer in seinem neuen Buch „Spion ohne Grenzen“ beschreibt. Der Autor dringt ein in eine Welt, die der Allgemeinheit verborgen ist. Dabei beschreibt er einen Menschen, der opportunistischer nicht sein könnte: Ein überzeugter Nationalsozialist wandelte sich zum Kommunist, was ihn oft genug in erhebliche Erklärungsnöte brachte.

Dabei ist der Autor Bodo von Hechelhammer quasi vom Fach. Er ist ein deutscher Historiker, der langjährig für den Bundesnachrichtendienst tätig war und mittlerweile das Historische Büro im BND leitet.

 

Felfes Anfänge in Dresden

Heinz Felfe wurde am 18. März 1918 in Dresden geboren. Sein Vater war Polizist, der durch harte Arbeit und Gewissenhaftigkeit die Behördenlaufbahn erklommen hatte. Als sich der Nationalsozialismus in Deutschland ausbreitete und immer größere Erfolge feierte, schloss sich der junge Heinz Felfe den Nazis an und machte in der Hitlerjugend schnell Karriere. Die Partei versprach Heinz Felfe erhebliche Aufstiegschancen. Dank eines Studiums für treue Anhänger konnte Felfe, der kein überragender Schüler war, aber später durch Fleiß, Disziplin und harte Arbeit auffiel, sein Abitur machen. Während des Zweiten Weltkriegs trat er dem Sicherheitsdienst (dem Nachrichtendienst der NSDAP) bei. Im Reichssicherheitshauptamt wurde er zum Kriminalbeamten ausgebildet.

Die Tätigkeit für den Sicherheitsdienst (SD) verschlug Felfe in die Niederlande. Mit dem Kriegsende geriet er jedoch in Kriegsgefangenschaft, wobei er sich dort schnell den neuen Machthabern andiente und Informationen weitergab. Schon hier wurde der Opportunismus des Heinz Felfe sichtbar.

Der Niedergang des deutschen Reiches bedeutete für Felfe, wie für das gesamte Land, einen erheblichen Umbruch. Er war von seiner Familie (die nach wie vor in Dresden lebte) getrennt und musste sich mittellos in einer fremden Umgebung zurechtfinden. In die sowjetische Zone nach Dresden umzusiedeln, wagte er aufgrund seiner NS-Vergangenheit nicht, weshalb er seine Familie zu sich holte und sich verschiedenen Diensten andiente. So sammelte er Informationen für den MI6, gab diese aber auch an den Vorläfuer des Verfassungsschutzes weiter. Die Zeit nach dem Krieg war für Felfe äußerst schwierig, er musste sich eine völlig neue Existenz aufbauen.

Bewerbungen für das Bundeskriminalamt und den Verfassungsschutz blieben erfolglos, letztlich wurde er aber von der Organisation Gehlen angeworben. Zu diesem Zeitpunkt war der überzeugte Nationalsozialist Felfen jedoch bereits in die Dienste der Sowjets eingetreten. Ein befreundeter ehemaliger Kamerad des Sicherheitsdienstes hatte ihm den Kontakt vermittelt und aufgrund seiner erfolglosen Bewerbungen für die westlichen Dienste nahm Felfe das Angebot, für die Kommunisten zu spionieren, an.

 

Rezension: Ein lehrreiches und lesenswertes Buch

Heinz Felfes Leben könnte der Feder von Ian Fleming entsprungen sein: In einer Zeit, die kaum Kontinuität und Sicherheit kannte, manövrierte sich der Spion von Geheimdienst zu Geheimdienst und diente den unterschiedlichsten Herren: Er war ein Opportunist, der sich den Gegebenheiten anpasste.

Bodo von Hechelhammer zeichnet dieses Leben eindrücklich nach. Der Autor arbeitet selbst für einen Nachrichtendienst und bringt das nötige „Insider-Wissen“ mit, um diese Biographie ansprechend und trotzdem anspruchsvoll zu fertigen.

Dabei fordert der Autor dem Leser große Aufmerksamkeit ab: Die verschiedenen Protagonisten werden zwar ausführlich vorgestellt, dennoch ist es nicht einfach, den Überblick angesichts der zahlreichen Verbindungen und Abhängigkeiten zu behalten.

Dennoch taucht man bei der Lektüre in eine Parallelwelt ab: Ein sowjetischer Spion wurde von der Organisation Gehlen angeworben, um Gegenspionage zu betreiben, was er aber wiederum gegenüber den Sowjets offenbarte, sodass es zu einer Gegen-Gegenspionage kam. Dabei befanden sich die Handelnden permanent in großer Gefahr: Enttarnten Spionen drohte jahrelange Haft oder gar der Tod. Nicht umsonst erkrankte der Doppelspion Felfe aufgrund seiner Situation regelmäßig und schwer.

Mehr als 25 Jahre nach dem Fall der Mauer und dem Zusammenbruch der Sowjetunion erscheinen diese „Agentengeschichten“ weit weg – im Kalten Krieg waren sie ein wesentlicher Bestandteil des staatlichen Handelns. Die Geschichte von Heinz Felfe ist daher sehr lehrreich und lesenswert.

 

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