Am 10. August 1792 ereignete sich der Sturm auf die Tuilerien in Paris. Das Massaker, das in Frankreich allseits als „le 10 août“ bekannt ist, markierte während der Französischen Revolution die zweite radikale Revolution. Deshalb kann der Sturm als Auftakt für das Ende der Monarchie und als Wendepunkt der Französischen Revolution angesehen werden.

Wie kam es zum Sturm auf die Tuilerien? Die Vorgeschichte

Das Bild zeigt den Königspalast in Paris, die Tuilerien.
Das Bild zeigt unter anderem die prächtigen Tuilerien. Der König hatte dort seinen Hof, nachdem er auf Druck der Fischweiberproteste Versailles verlassen hatte.

Der Absolutismus in Frankreich hatte die Mehrheit der Bevölkerung gegen sich aufgebracht. 1789 brach mit dem Sturm auf die Bastille die Französische Revolution aus. Eine kompakte Zusammenfassung dieser Ereignisse kann hier abgerufen werden. In der ersten Phase dieser Revolution verzichteten Adel und Klerus auf ihre Vorrechte und das Königreich wurde zu einer konstitutionellen Monarchie: Die Nationalversammlung setzte das Recht, der König hatte die ausführende Gewalt.

Das gemäßigte Bürgertum hoffte mit dieser Verfassung von 1791, die Revolution in geordnete Bahnen zu lenken. Allerdings forderten im Jahr 1792 mächtige Gruppierungen um die Jakobiner eine weitere radikale Umgestaltung der Herrschaftsverhältnisse und insbesondere den Sturz der Monarchie.

Die Ablehnung des Königs Ludwig XVI. war durch den gescheiterten Fluchtversuch im Juni 1791 noch gestiegen. Zudem konnte sich der Monarch nicht in seine neue Rolle, die ihm die Verfassung von 1791 zuwies, einfinden. Er hoffte, dass die europäischen Adelshäuser das Treiben der Revolutionäre beenden würden, in denen sie – berechtigterweise – eine Gefahr für ihre eigene Macht sahen. In dem sogenannten ersten Koalitionskrieg kämpfte ab April 1792 das revolutionäre Frankreich gegen Preußen und Österreich. Dass die Königin Marie Antoinette aus dem österreichischen Haus Habsburg stammte, war vor diesem Hintergrund natürlich Wasser auf den Mühlen der radikalen Revolutionäre.

Die militärische Lage im ersten Koalitionskrieg war schlecht. Innenpolitisch führten die unruhigen Verhältnisse zu einer Schwächung der Wirtschaft: Die Preise nahmen ebenso wie die Arbeitslosigkeit zu. Es herrschte Chaos – Paris war im Sommer 1792 ein Pulverfass.

Die Sansculotten

Darstellung eines Sansculotten während der Französischen Revolution
Als Vertreter der Volksherrschaft hatten die Sansculotten eine wichtige Rolle in der Französischen Revolution.

Die Sansculotten bildeten sich in dieser Zeit aus Bewohnern der Vororte von Paris und anderer großer Städte. Ihre Angehörigen waren Handwerker, Gesellen, Arbeiter und kleine Angestellte, die sich als leidenschaftliche Verteidiger der Revolution verstanden und durch den ersten Koalitionskrieg bewaffnet waren. Man kann sie als Vertreter der Volksherrschaft sehen.

Der Name Sansculotten (französisch für ohne Kniebundhose) bezeichnet zusammenfassend die Pariser Arbeiter und Kleinbürger, die nicht wie die Adeligen Kniebundhosen sondern lange Hosen trugen.

Schon am 20. Juni 1792 waren die Sansculotten vor die Tuilerien gezogen. Die Tuilerien wurden zum königlichen Palast, nachdem der Monarch auf Druck der Fischweiber Versailles verlassen hatte. Der König konnte allerdings diesen Protest befrieden, indem er sich unkonventionell mit einer Jakobinermütze zeigte.

Das Manifest des Herzogs von Braunschweig

In dieser Stimmung und Zeit brauchte es nur einen kleinen Funken, um eine Explosion zu entfachen. Diesen Funken lieferte der Herzog von Braunschweig als Oberbefehlshaber der Preußischen Truppen mit seinem Manifest, das sich am 01. August in Paris wie ein Lauffeuer verbreitete.

Die Stadt Paris und alle ihre Einwohner ohne Unterschied werden verpflichtet, sich sofort und unverzüglich dem König zu unterwerfen, diesen Prinzen in volle und uneingeschränkte Freiheit zu setzen und ihm und allen königlichen Personen die Unverletzlichkeit und Achtung zu sichern, zu der das Recht der Natur und der Menschen die Untertanen gegenüber den Herrschern verpflichtet.

Auszug aus dem Manifest, übersetzt mit DeepL – Originalwortlaut

Der Herzog von Braunschweig wollte mit Zugeständnissen und Drohungen erreichen, dass sich die Franzosen wieder ihrem König unterwarfen. Er erreichte aber das genaue Gegenteil und reizte die Pariser Bevölkerung aufs Äußerste.

Der Sturm auf die Tuilerien wird zu einem Massaker

Revolutionäre dringen in die Tuilerien ein.
Das Bild zeigt, wie Sansculotten in die Tuilerien, den Königspalast, gewaltsam eindrangen. Es ereignete sich ein Massaker.

Die gemäßigten Kräfte konnten sich mit ihrem Kurs daraufhin nicht mehr durchsetzen. Radikale Anhänger der Revolution unter Maximilien de Robespierre forderten die Auflösung der gesetzgebenden Nationalversammlung und die Einberufung eines Verfassungskonvents. Täglich kam es nun zu Protesten vor dem Königspalast. Ein Aufstand lag in der Luft. Die Pariser Sektionen setzten der Nationalversammlung eine Frist bis zum 09. August, den König abzusetzen. Diese Frist verstrich jedoch erfolglos.

In der Nacht ertönten um 23:45 Uhr die Sturmglocken in Paris – der Sturm auf die Tuilerien blieb aber noch aus. Doch am Morgen des 10. August erreichten tausende Revolutionäre den Königspalast – dort standen ihnen etwa 900 Schweizergardisten gegenüber – die Soldaten der Nationalgarde hatte sich den Revolutionären angeschlossen. Der König selbst hatte sich mit seiner Familie in den Sitzungssaal der Nationalversammlung gerettet.

Das Bild zeigt die Schlacht zwischen den Sansculotten und den Schweizergardisten.
Das Bild zeigt die Schlacht zwischen den Sansculotten und den Schweizergardisten.

Der Kampf artete dann zu einem Massaker aus. Die meisten der Schweizergardisten wurden brutal ermordet – die Masse der Revolutionäre kannte kein Erbarmen. Napoleon Bonaparte, der spätere Kaiser und Zeuge des Sturms auf die Tuilerien, äußerte im Rückblick: „Ich habe an diesem Tag gesehen, was Barbaren sind“. Dass der rücksichtslose und unerbittliche Napoleon diese Worte wählte, macht anschaulich deutlich, welch schreckliche Taten sich damals ereigneten.

Der Sturm auf die Tuilerien und seine Folgen

Das Bild zeigt König Ludwig XVI., der nach dem Sturm auf die Tuilerien abgesetzt wurde.
Der König Ludwig XVI. wurde nach dem Sturm auf die Tuilerien abgesetzt.

Der König hatte nach der Gewalteskalation keinerlei Rückhalt mehr. Die Nationalversammlung setzte ihn ab und beschloss ein Verfassungskonvent, um eine neue Verfassung auszuarbeiten.

In den Neuwahlen zum Nationalkonvent erreichten die radikalen Kräfte unter Robespierre die Macht. Deshalb wird der Sturm auf die Tuilerien auch als die „Zweite Revolution“ bezeichnet.

Eine kurze Zusammenfassung des Sturms auf die Tuilerien

  • Nach der „ersten Revolution“ war Frankreich eine konstitutionelle Monarchie.
  • Das ging radikalen Kräften der Französischen Revolution nicht weit genug.
  • Das revolutionäre Frankreich befand sich 1792 im Krieg mit Österreich und Preußen. Dies wird als erster Koalitionskrieg bezeichnet.
  • Der Oberbefehlshaber der Preußischen Truppen, der Herzog von Braunschweig, forderte in einem Manifest die Unterwerfung des Volkes unter König Ludwig XVI.
  • Daraufhin eskalierte die Stimmung in Paris: Von der Nationalversammlung wurde die Absetzung des Königs bis zum 09. August 1792 gefordert.
  • Als dieses Ultimatum erfolglos ablief, begann der Sturm auf die Tuilerien.
  • Der König flüchtete aus dem Palast, die Schweizergardisten (seine Soldaten) wurden niedergemetzelt.
  • Der Sturm war eine Radikalisierung der Revolution. Deshalb wird er auch als „Zweite Revolution“ bezeichnet.
  • Der König wurde in der Folge abgesetzt, die radikalen Kräfte unter Robespierre hatten die Oberhand gewonnen.

Quellen

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