Autor: Tom Zeddies
Interpretation „An der Brücke“
Die Kurzgeschichte „An der Brücke“ von Heinrich Böll handelt von einem Mann, der seine Geliebte von der Verwandlung von einem Menschen zu einer Zahl verhindern will.
Die männliche Hauptperson der Geschichte hat die Aufgabe, die passierenden Menschen einer Brücke zu zählen.
Doch wenn seine heimliche Geliebte die Brücke überquert, hört er auf zu zählen und widmet ihr seine volle Aufmerksamkeit. Sie selbst weiß nichts davon. Unerwartet wird er kontrollierte und der Warnung eines Arbeitskollegen hat er es zu verdanken, dass sein Arbeitgeber ihm nicht gekündigt hat.
Denn aufgrund der Warnung hat er diesmal nicht aufgehört zu zählen, als seine Geliebte die Brücke überschreitet, doch trotzdem zählt er sie nicht mit.
Dem kontrollierenden Mann fällt das Defizit zwar auf, doch er lobt die Zuverlässigkeit und kündigt an ihn zu den Pferdewagen versetzen zu lassen.
Darüber freut sich der Mann sehr, da täglich ungefähr 25 Pferdewagen über die Brücke kommen und von vier bis acht dürfen gar keine Pferdewagen über die Brücke.
In dieser Pause möchte er in Zukunft die Eisdiele besuchen, in der seine Geliebte arbeitet und sie dann eventuell noch nach Hause begleiten.
Ich denke der Mann liebt diese Frau wirklich und nimmt nur sie als eigenständige Persönlichkeit wahr. Alle anderen Menschen sind für ihn nur Zahlen. Zahlen sind sehr unpersönlich und haben allein mathematische Bedeutung, Zahlen können niemals Gefühle ausdrücken.
Und weil er die Frau liebt, will er nicht, dass sie zu einer Ziffer wird, denn das würde sie namenlos und gefühllos machen, sie jeder Persönlichkeit berauben (erste Seite, Zeile 25,26; zweite Seite, Zeile 21-24).
Erst selbst trifft ganz bewusst die Entscheidung sie nie „in ein prozentuales Nichts“ (zweite Seite, Zeile 23,24) verwandeln zu lassen.
Dass er zweimal so viele mathematische Begriffe verwendet (erste Seite Zeile 26, zweite Seite Zeile 23, 24), liegt in meinen Augen daran, dass es die Vorstellung für ihn schrecklich ist, dass sie ihre Persönlichkeit und ihre Menschlichkeit verlieren könnte.
Dass er sie immer nur beobachtet, nie anspricht (zweite Seite, Zeile 6,7) liegt meiner Meinung daran, dass er nicht möchte das irgendetwas an sie kommt.
In seiner Vorstellung ist sie perfekt, würde er sie ansprechen, könnte sie ihn abweisen und das würde ihm die Illusion nehmen.
Sie wäre nicht mehr perfekt, er würde sich verstoßen fühlen und von den Gefühlen wäre nichts mehr da. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihn ablehnt wäre sogar ziemlich groß, denn er würde ihr seine Liebe gestehen und sie wüsste nicht damit umzugehen, da sie ihn nicht kennt und ihr diese Gefühle übertrieben vorkommen, da der Mann sie gar nicht kennt und sollte er sie doch kennen, wäre ihr das wahrscheinlich ziemlich unheimlich und sie würde wissen, dass er sie seit längerem beobachtet, sie würde Angst bekommen und versuchen ihn möglichst weit weg von ihr zu bekommen.
Einfach weil sie seine Gefühle nicht versteht und nie die Chance hatte, Gefühle zu ihm zu entwickeln würde sie ihm einen Korb geben und damit seine Gefühle tief verletzen, eine Reaktion seinerseits ist nicht absehbar.
Sie wird davon ausgehen, dass er sie versteht, wenn sie ihm sagt, warum sie keine Chance für sie sieht, doch er kann es nicht verstehen, will es vielleicht auch nicht wahrhaben.
Deshalb würde ein schreckliches Chaos entstehen und niemand wüsste, wie er sich verhalten soll, niemandem wäre geholfen.
Vielleicht weiß er das und will es deshalb nicht sagen, meiner Meinung ist es in diesem Fall besser, seine Liebe nicht zu gestehen, denn er hat es zu lange verheimlicht und sie kennen einander überhaupt nicht. Er würde ihnen beiden nur Stress bescheren.
Dass er sie über die Versetzung zu den Pferdewagen freut, wird mehr als deutlich. In den Zeilen 33-38 fällt das Wort „Pferdewagen“ fünf mal.
Diese Freude begründet sich darin, dass er von nun an eine vierstündige Pause hat, in der er seine Geliebte in der Eisdiele, in der sie arbeitet, besuchen kann. Außerdem malt er sich aus, wie er sie auf dem Weg nach Hause begleiten könnte.