Artikel von dem ehemaligen Benutzer „Wallenstein“

 

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Anders als bei uns wählen die Amerikaner immer an einem Dienstag. Dies hat natürlich historische Gründe.
Die USA sind das Werk frommer Siedler aus Europa. Am Sonntag widmeten sie sich ganz der Religion. Zuerst besuchten sie den Gottesdienst, dann widmete man sich der Gemeinde. Den gottesfürchtigen Menschen erschien es als Sakrileg, sich am heiligen Tag des Herrn mit so profanen Dingen wie Wahlen zu beschäftigen.

Der Samstag war in Amerika traditionell immer Markttag. Da hatte man auch keine Zeit.

Also entschlossen sich die Bewohner, den Dienstag auszuwählen. Der Montag galt der Anreise. Die USA sind ein großes Land, die Entfernungen beträchtlich und viele Farmer lebten verstreut und isoliert. Sie benötigten manchmal einen ganzen Tagesritt, um das nächste Wahllokal zu erreichen.

 

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Demokratische Partei

Die Demokratische Partei hofft vor allem auf die Stimmen der schwarzen Amerikaner. Die Zuwendung dieser Bevölkerungsgruppe zu den Demokraten ist noch nicht sehr alt, sie datiert aus den sechziger Jahren.

In den konservativen Südstaaten befand sich früher die Hochburg der Demokraten. Dies hängt zusammen mit dem Bürgerkrieg, denn der Republikaner Lincoln hatte seinerzeit die Sezession der Konföderation blutig niedergeschlagen. Aus Protest wählte die Oligarchie der Pflanzer Aristokratie und die weiße Bevölkerung über mehrere Generationen hinweg die Demokratische Partei. Die Bundesstaaten im Süden wurden fast immer von demokratischen Gouverneuren regiert, die eine streng rassistische Politik betrieben.

Nach dem Bürgerkrieg waren die ehemaligen Sklaven formal frei und zunächst gab es keine Rassentrennung, weder in Schulen noch anderswo. Doch auf Druck rassistischer Kräfte wurde dann bald überall im Süden eine Apartheid-Politik durchgeführt. Grundlage hierfür war die „separate but equal Doktrin“, die 1896 vom Obersten Gerichtshof verkündet wurde (getrennt aber gleich).

Daraufhin setzte man eine konsequente Rassentrennung in allen öffentlichen Räumen durch, getrennte Schulen, getrennte Abteilungen in Bussen, getrennte Toiletten, nur für Weiße bestimmte Restaurants, getrennte Kliniken usw. Um die politische Beteiligung der Farbigen zu verhindern, mussten sie eine (eigentlich verbotene) Wahlsteuer bezahlen, Eignungstests ablegen usw. Wahlregistrierungen waren nicht selten für Schwarze lebensgefährlich. Die Apartheid endete im Norden. Überquerten Afroamerikaner z.B. die Grenze des Bundesstaates Ohio, erlosch im Bus die Anzeige „Coloured“ und nun konnte man sich hinsetzen, wo man wollte.

In den fünfziger Jahren gab es eine Reihe von Gerichtsurteilen, die der Rassentrennung langsam ein Ende bereiteten. 1954 hob ein Urteil die Rassentrennung an Schulen auf. Daraufhin kam es in Little Rock, Arkansas, zu schweren Unruhen, als weiße Rassisten neun schwarzen Schülern den Zutritt verbieten wollten. Weitere Gerichtsurteile zu Gunsten der Schwarzen wurden im Süden schlichtweg ignoriert, der republikanische Präsident Eisenhower musste die Nationalgarde einsetzen, um die Durchsetzung zu erzwingen. Die demokratischen Gouverneure erwiesen sich als erbitterte Gegner und wollten um jeden Preis die Trennung aufrechterhalten.

Erst unter Kennedy änderte sich langsam deren Politik. Er brauchte die Schwarzen als Wähler und wollte die Rassentrennung beenden. Aber erst unter seinem Nachfolger Johnson kam es zur Wende. Der setzte sich bei der Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten 1964 gegen seinen rassistischen Rivalen George Corley Wallace, Gouverneur von Alabama, durch und gewann die Wahl überlegen gegen den erzkonservativen Republikaner Barry Morris Goldwater, ein Politiker, der wegen seiner rechtsradikalen Ansichten vielen Amerikanern nicht geheuer war.

Mit den Civil Rights Acts von 1964 und 1965 wurden die letzten diskriminierenden Gesetze gegenüber Farbigen in den USA aufgehoben und erst jetzt, hundert Jahre nach dem Bürgerkrieg, war die gesetzlich Gleichstellung der Schwarzen hergestellt worden. Es dauerte allerdings noch eine Weile, bis sich die Bürgerrechtsbewegung mit den Demokraten anfreunden konnte. Innerhalb der Partei verloren die Rassisten an Einfluss, die konservative Wählerschaft im Süden wechselte zum Teil nun zu den Republikanern. Aber auch hier wagt es heute nur noch selten jemand, sich offen mit den Farbigen anzulegen.

Die alten Scharfmacher von früher, Wallace und Goldwater, haben sich später offiziell für ihre früheren rassistischen Positionen entschuldigt. Wirkliche Einsicht oder nur strategische Neuorientierung? Wird man nie erfahren, beide sind schon vor längerer Zeit gestorben.

Und heute?

Im Jahre 2008 erschien in den USA eine Studie mit dem Titel Red Families versus Blue Families.
(Blue ist die Farbe der Demokraten, Red die Farbe der Republikaner)

Die Blue Families, also die Wähler der Demokraten, gehören der gutsituierten Mittelschicht an, hätten eine unkonventionelle Lebenseinstellung, heiraten spät und bekämen weniger Kinder als Familien mit traditionellen Einstellungen. Sie arbeiten hart am Erfolg, es gibt wenig Scheidungen, und uneheliche Kinder. Sie entsprechen am ehesten dem traditionellen Amerikaner.

 

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Republikanische Partei

Die Anhänger der Republikaner orientieren sich krampfhaft an den alten Normen und Werten, doch tatsächlich ist ihre Lebensweise eher chaotisch. Gerade bei ihnen gibt es viele frühe Eheschließungen, die dann sehr häufig scheitern, zahlreiche Teenager-Schwangerschaften, viele uneheliche Kinder und oft zerrüttete Familienverhältnisse. Ihre Arbeitsverhältnisse sind häufig prekär, die finanziellen Verhältnisse schwierig. Dies korrespondiert aber mit der seltsamen Forderung nach der Ablehnung von Abtreibungen und Empfängnisverhütung und sexueller Enthaltsamkeit vor der Ehe, denn dies durchzusetzen ist völlig unrealistisch.
Die von ihnen vertretenen Werte stehen häufig in einem krassen Gegensatz zu ihrer eigenen Lebenssituation.

Dies ist die Klientel von solchen ultrareaktionären Demagogen von der Tea-Party wie Rush Limbaugh, der in seinen Radiosendungen die Feinde Amerikas nennt: es sind die „Experten“, die „Gebildeten“, die „Juristen“, „Reporter“, die „Wissenschaftler“ usw. Die Bildungselite will den Amerikanern vorschreiben, wie sie zu leben hätten. Sie hätten eine Art Diktatur über den „normalen“ Amerikaner errichtet mit unzähligen Gutachten und Expertisen.
Diese Intellektuellenfeindlichkeit richtet sich gegen die Demokraten und ist recht populär. Obwohl Limbaugh von der heilen Familie schwärt, ist er selber schon zum vierten Mal verheiratet.

Die ehemalige erzkonservative Gouverneurin von Alaska, Sarah Louise Palin, schwärmte auch von der heilen Familie, aber ihre 18jährige Tochter machte sie gleich zur Großmutter und löste ihre Ehe schon nach zwei Monaten. Seitdem tobt der Streit um das Sorgerecht. Der Autowaschbetrieb von der Ex-Gouverneurin wurde geschlossen, weil sie keine Gebühren zahlte.

Gegen den Gouverneur von Maine, Paul LePage, ebenfalls Tea-Party Fraktion, der vor allem durch seine dummen Sprüche auffällt („Obama hasst alle weißen Menschen“), wird ein Absetzungsverfahren angestrengt wegen zahlreicher Unregelmäßigkeiten.

Solche populistischen Rattenfänger genießen allerdings eine beträchtliche Popularität.
Weitere Parteien und Bewegungen

Kommunistische und Sozialdemokratische Parteien

Es hat in den USA nie eine bedeutende kommunistische Bewegung, ja nicht einmal eine sozialdemokratische Partei von Bedeutung gegeben (beide blieben immer Splittergruppen – Anm. d. Red.). Dabei glaubten Marx und Engels, dass dies nur eine Zeitfrage sein würde. Der Gründer der Kommunistischen Partei Italiens, Gramsci, sprach hingegen von der absoluten Hegemonie der bürgerlichen Ideologie in diesem Land, in dem die Entfaltung des Privateigentums seine Vollendung erreichte.

Ausgehend von einer Reihe von Artikeln in Zeitschriften und meinen eigenen Eindrücken, die ich in den USA sammeln konnte, sind es wohl vor allem die folgenden Faktoren, die hierfür verantwortlich sind.

In den USA waren die männlichen weißen Arbeiter seit 1830 allen Staatsbürgern gleichgestellt. Sie mussten nicht gegen diskriminierende Wahlgesetze kämpfen, wie gegen das Zensuswahlrecht in England oder das Drei-Klassen-Wahlrecht in Preußen. Außerdem war das Land demokratisch aufgebaut und keine Monarchie, wie die meisten Staaten in Europa. Die Stimme des Arbeiters galt etwas, man hatte es hier nicht mit Pseudoparlamenten ohne Macht zu tun wie auf dem Alten Kontinent. Zumindest man auf lokaler Ebene konnte man sich politisch betätigen und auch einiges vor Ort erreichen.

Der Lebensstandard war höher als in Europa. Die Knappheit an Arbeitskräften gab den Arbeitern eine große Verhandlungsmacht. Es war nicht notwendig, eine starke Partei aufzubauen.

Die Arbeiter waren sehr mobil, sie wechselten häufig den Arbeitgeber und auch den Wohnort. Deshalb bildete sich kein fester Zusammenhalt in der Arbeiterschaft. Hinzu kam die ethnische Zersplitterung, sie erschwerte die Vereinigung.

Die Vorstellung vom amerikanischen Traum. Die meisten Arbeiter wollten nicht Arbeiter bleiben, sondern träumten von der Selbständigkeit als Farmer oder Händler. Der Homestead Act von 1862 und weitere Gesetze erfüllten für viele auch diesen Traum. Es entwickelte sich keine proletarische Identität.

Die Gewerkschaften waren reine Lobbyisten. Sie wollten nur für ihre eigenen Mitglieder hohe Löhne durchsetzen und grenzten sich von anderen ab. Außerdem waren sie oft nach Ethnien organisiert. Allgemein gesellschaftspolitische Vorstellungen besaßen sie nicht. Auch ist nur ein sehr kleiner Teil der Amerikaner in Gewerkschaften organisiert.

Da die politischen Parteien keine feststehenden Organisationen sind wie in etwa in Deutschland, war es für die Arbeiter möglich, ihre Interessen in der Demokratischen Partei geltend zu machen, oft durchaus mit Erfolg.

Den Arbeitern geht es in den USA nur um eins: „To make more money!“ Gesellschaftspolitische oder gar sozialistische Ideen haben sie in der Regel nicht. Das ist Sache der Liberalen, dem Mittelstand.

Und natürlich der ausgesprochene Antikommunismus in den USA, der bereits in den zwanziger Jahren begann, verbunden mit dem Patriotismus, verhindert sozialistische Vorstellungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann unter McCarthy ein geradezu hysterischer Antikommunismus, der zeitweilig paranoide Ausmaße annahm und noch immer nachwirkt.

Viele Amerikaner haben eine sehr seltsame Vorstellung von Kommunismus. Fast jede staatliche Maßnahme empfinden sie als Beginn des Kommunismus, wie etwa die Krankenversicherung von Obama. Aamerikaner misstrauen traditionell allem, was vom Staat kommt. Staatliche Leistungen, was es auch gibt wie etwa Schulen oder Spitäler, nahezu immer sind sie erheblich schlechter als das, was private Anbieter leisten.
Quellen:
https://geschichte-wissen.de/foren/viewtopic.php?f=17&t=5283&p=62377#p62377
https://geschichte-wissen.de/foren/viewtopic.php?f=17&t=5207&p=62324#p62324
https://geschichte-wissen.de/foren/viewtopic.php?f=17&t=5283&p=62176#p62176
https://geschichte-wissen.de/foren/viewtopic.php?f=17&t=5207&p=62186#p62186

 

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