In der Geschichte von Schloss Chantilly spiegelt sich Frankreichs Geschichte wider: Die ursprüngliche Festung verwandelte sich im Laufe der Jahrhunderte in ein Traumschloss, das einen in seinen Bann zieht.

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Das Schloss liegt in Chantilly, einer französischen Gemeinde etwa 50 Kilometer nordöstlich von Paris entfernt im Tal des Flusses Nonette. Für die Entwicklung des Schlosses Chantilly spielte die Nonette eine bedeutende Rolle.
Anfangs war die spätere Pracht von Chantilly noch nicht zu erkennen: Das Schloss war eine befestigte Burg, die auf felsigem Gelände in den Sumpfgebieten des Flusstals mühevoll erbaut wurde. Arbeiter mussten mit einfachsten Geräten den Fels abtragen, auf dem die Burg dann erbaut wurde. Die ersten Herrscher gehörten zur Adelsfamilie “Le Bouteiller”, die so die wichtige Straße von Paris nach Senlis kontrollieren konnten. Kriege und Verwüstungen machten aber auch vor Chantilly nicht halt: Die Region erlitt während des Hundertjährigen Kriegs (1337 – 1453) Verwüstungen und im Zuge des Bauernaufstandes (“Jacquerie” im Jahr 1358) wurde die Burg geplündert. Um 1386 erwarb die Familie d’Orgemont die Festung. Pierre d’Orgemont (der Urenkel des gleichnamigen Kanzlers von Frankreich) vererbte diese 1484 an seinen Neffen Guillaume de Montmorency. Die Familie Montmorency sollte Chantilly über lange Zeit hinweg prägen.

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Während der Renaissance übte Anne de Montmorency (trotz des Namens ein Mann) die Herrschaft über die Festung Chantilly aus. Anne war im 16. Jahrhundert einer der bedeutendsten Feldherren Frankreichs und entschied, sich dort ein Schloss als Sommerresidenz und Erholungsort nach dem Stil der Französischen Renaissance zu schaffen: Prägend für die Form des Schlosses Chantilly war ein unregelmäßiges Dreieck mit Türmen und einer Doppelturm-Toranlage. Im Laufe der weiteren Jahrzehnte wurde Chantilly vielfach erweitert und umgebaut.
Mitte des 17. Jahrhunderts fiel Schloss Chantilly dem Haus Bourbon-Condé zu, die dieses von 1643 bis 1830 – unterbrochen durch die Französische Revolution und die napoleonische Epoche – als Residenz nutzten. Obschon im Schatten von Versailles stehend, bauten die Herren von Chantilly die Residenz prunkvoll aus. Der bedeutende Gartenarchitekt André Le Nôtre wurde mit der Gestaltung eines Parks beauftragt, der noch heute zahllose Besucher anlockt. Arbeiter schufen in mehrjähriger Arbeit einen Kanal, der die Bewässerung der Gärten Chantillys gewährleistete. Mit immensen Blickachsen ermöglichte der Architekt fantastische Aussichten und entwickelte Wasserfontänen, die permanent in Betrieb und wohl die ersten derartigen in Europa überhaupt waren. Nicht von ungefähr zählt der Park von Chantilly heute zu den bekanntesten Barockgärten Frankreichs.

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In der Revolutionszeit wurde das Schloss, das bis dahin vielfältig erweitert und modernisiert worden war, bedauerlicherweise bis auf die Grundmauern zerstört. 1876 – 1882, die französische Revolution und Napoleons Herrschaft waren längst Geschichte und der Adel hatte seine Macht zurückerlangt, ließ Henri von Orléans das Schloss nach damaligen Geschmack neu errichten.

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Im Ersten Weltkrieg kam Schloss Chantilly eine neue Rolle zu. Die einstige Sommerresidenz wurde zum Hauptquartier der französischen Streitkräfte.
Übrigens: Für den James-Bond-Film “Im Angesicht des Todes” diente Chantilly als Kulisse.