Schmidt_2001

Am 10. November 2015 starb Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) im Alter von 96 Jahren.

Lesen Sie nun folgende illustrierte Biographie dieses Ausnahme-Politikers:

Helmut Schmidt (mit vollem Namen: Helmut Heinrich Waldemar Schmidt) wurde am 23. Dezember 1918 in Hamburg als Sohn des Lehrerehepaares Gustav Ludwig Schmidt und seiner Ehefrau Ludovica, (geb. Koch) geboren.

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg:
Im März 1937 schloss Helmut Schmidt die Schule mit dem Abitur ab und leistete danach einen sechsmonatigen Arbeitsdienst in Hamburg-Reitbrook.
Zuvor (1936) wurde er wegen zu „flotter Sprüche“ aus der Marine-Hitlerjugend ausgeschlossen, in die er zwei Jahre zuvor mit seinem Schülerruderverein eingegliedert worden war.
Am 1. Oktober 1937 wurde er zum Wehrdienst bei der

FlFlak-Batterie_in_Feuerstellungakartillerie in Bremen-Vegesack eingezogen und war bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 als Feldwebel der Reserve zur Luftverteidigung Bremens eingesetzt.
1941 wurde Schmidt zunächst als Leutnant der Reserve in das Oberkommando der Luftwaffe nach Berlin versetzt und diente dann von August bis Ende 1941 als Offizier in einer leichten Flakabteilung der 1. Panzer-Division an der Ostfront. Er war u. a. an der Leningrader Blockade beteiligt und erhielt das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Danach war er bis 1944 als Referent für Ausbildungsvorschriften der leichten Flakartillerie im Reichsluftfahrtministerium in Berlin und in Bernau eingesetzt.

Am 27. Juni 1942 heiratete Helmut Schmidt seine langjährige Freundin Hannelore Glaser, die später als „Loki“ Schmidt bekannt war. Aus der Ehe, die bis zum Ableben Lokis im Jahre 2010 hielt, gingen zwei Kinder hervor.

Im Zusammenhang mit den Schauprozessen des Volksgerichtshofes gegen die Männer des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944 wurde er im Rang des Oberleutnants und zugleich als Angehöriger des Reichsluftfahrtministeriums als Zuschauer zu den ProzessVolksgerichtshof,_Reinecke,_Freisler,_Lautzen abkommandiert, ließ sich jedoch von seinem vorgesetzten General von der Zuhörerschaft entbinden. In einem späteren Interview sagte er dazu, auch ohne Jurist zu sein, begriff er schon damals, dass es sich bei den Prozessen des Vorsitzenden Richters Roland Freisler nicht um Prozesse handeln konnte, wie sie in einem Rechtsstaat üblich waren.

Ab Dezember 1944 wurde Helmut Schmidt zunächst als Batteriechef an der Westfront nach Belgien versetzt. Nach einer angeblichen kritischen Äußerung über Reichsmarschall Hermann Göring und das NS-Regime Anfang 1945 drohte auch ihm der Prozess, entging dem aber durch häufige Versetzungen durch seine vorgesetzten Generäle. Im April 1945 geriet Schmidt in Soltau in der Lüneburger Heide in britische Kriegsgefangenschaft und kam in ein belgisches Gefangenenlager in Jabbeke. Seine Kriegsgefangenschaft endete bereits am 31. August 1945.
Über die Gesinnung und Haltung von Helmut Schmidt gegenüber dem NS-Regime und der NS-Ideologie gibt es noch heute Kontroversen, fest steht jedoch, dass er nicht Mitglied der NSDAP war.

Politische Karriere in Hamburg:
Direkt nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft schloss sich Schmidt der SPD an. Nach eigenen Angaben wurde er bei diesem Schritt beeinflusst durch den Mitgefangenen Hans Bohnenkamp. Zunächst engagierte er sich im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) und war 1947/48 dessen Vorsitzender.
Ebenfalls bald nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft begann Schmidt in Hamburg ein Studium in Volkswirtschaftslehre sowie Staatswissenschaft und beendete dieses 1949 als Diplom-Volkswirt. Anschließend war er bis 1953 bei der von Karl Schiller geleiteten Behörde für Wirtschaft und Verkehr der Freien und Hansestadt Hamburg tätig. Dort leitete er von 1952 bis 1953 das Amt für Verkehr.
Von 1953 bis Januar 1962 und von 1965 bis 1987 war Schmidt zudem Mitglied des Deutschen Bundestages.

Vom 13. Dezember 1961 bis zum 14. Dezember 1965 amtierte Schmidt unter den Hamburger Ersten Bürgermeistern Paul Nevermann und Herbert Weichmann als Senator der Polizeibehörde – ab Juni 1962 Innensenator der Freien und Hansestadt Hamburg. In diesem Amt bewährte sich Schmidt als hervorragender Katastrophendienstmanager während der schweren SturmflHamburg_Sturmflut_1962ut an der deutschen Nordseeküste vom 16. auf den 17. Februar 1962 und erreichte damit einen ersten Höhepunkt seiner Popularität. Er koordinierte dabei den Großeinsatz von Rettungsdiensten, Katastrophenschutz und THW. Zusätzlich nutzte Schmidt bestehende Kontakte zur Bundeswehr und NATO, um mit Soldaten, Hubschraubern, Pioniergerät und Versorgungsgütern von Bundeswehr und Alliierten schnelle und umfassende Hilfe zu ermöglichen. In einem späteren Interview sagte er dazu, das deutsche Grundgesetz habe er sich nicht angeschaut – es ging dabei um die Rettung von Menschenleben. Schmidt schuf damit zudem ein Vorbild auch für zukünftige Einsätze von Bundeswehr und Militärressourcen im Inland im Rahmen von Amts- und Nothilfe bei Naturkatastrophen.

Politische Karriere in der Bundespolitik:
1965 ging Helmut Schmidt endgültig in die Bundespolitik – zunächst mit der SPD-Fraktion in der Opposition, doch schon ab 1966 in der „Großen Koalition“ (1966-69) mit CDU und CSU und mit Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU) – Schmidt übernahm zwischen 1967 und 1969 den Vorsitz der SPD-Fraktion im Bundestag.

Nach dem Wahlsieg der SPD in der Bundestagswahl von 1969 und der Bildung der sozial-liberalen Koalition wurde Helmut Schmidt im Oktober 1969 Bundesminister der Verteidigung. Während seiner Amtszeit wurde der Grundwehrdienst von 18 auf 15 Monate verkürzt und die Gründung der Bundeswehruniversitäten in Hamburg und München beschlossen.
Nach dem Rücktritt des Finanz- und Wirtschaftsministers Prof. Karl Schiller (SPD) übernahm Schmidt im Juli 1972 für einige Monate zusätzlich noch dessen Amt. Nach der Bundestagswahl 1972 wurde Schmidt im Dezember des selben Jahres Bundesminister der Finanzen.

 

Helmut Schmidt als Bundeskanzler (1974-1982):
Nach dem RBrandt und Schmidt am 8. Mai 1974ücktritt von Willy Brandt als Bundeskanzler infolge der Guillaume-Affäre wurde Helmut Schmidt am 16. Mai 1974 vom Deutschen Bundestag zu dessen Nachfolger und damit zum fünften Bundeskanzler der Bundesrepublik gewählt. In seine Amtszeit fielen eine ganze Reihe von nationalen und internationalen politischen und wirtschaftlichen Krisen.
Bereits 1973 hatte die OPEC aufgrund internationaler Spannungen (Jom-Kippur-Krieg – 6. bis 26. Oktober 1973) die Ölproduktion gedrosselt, was zu einem starken Anstieg des Ölpreises und damit zur sogenannten „Ölkrise“ führte. Deutschland reagierte darauf mit dem ‚Energiesicherungsgesetz‘, das u. a. ein allgemeines Sonntagsfahrverbot beinhaltete, welches am 25. November 1973 begann und für vier aufeinanderfolgende Sonntage galt. Zudem wurden für sechs Monate generelle Geschwindigkeitsbegrenzungen (100 km/h auf Autobahnen, ansonsten 80 km/h) eingeführt. Während der Einspareffekt dieser Maßnahmen im Nachhinein als eher gering bewertet wird, führte der Anstieg des Ölpreises jedoch zu einer Wirtschaftskrise infolge von Unternehmensinsolvenzen und damit zu einem deutlichen Anstieg von Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit und höheren Sozialausgaben. Die Auswirkungen dieser Krise machten sich auch in den folgenden Jahren noch bemerkbar.

Eine weitere ernste Krise, die Schmidt zu bewältigen hatte, war der Linksterrorismus verschiedener Gruppierungen der „Rote-Armee-Fraktion“ (RAF), der im sogenannten „Deutschen Herbst“ des Jahres 1977 gipfelte.
Durch die Verhaftung der führenden Köpfe der Baader-Meinhof-Gruppe im Juni 1972 war es nicht gelungen, den Linksterrorismus zu beenden. Es gelang den in verschiedenen Haftanstalten untergebrachten Terroristen sogar, sich über Mittelsmänner gegenseitig Mitteilungen zukommen zu lassen. So traten die RAF-Häftlinge am 13. September 1974 gleichzeitig in den Hungerstreik, um den Staat unter Druck zu setzen und die weiterhin bestehende Handlungsfähigkeit der RAF zu demonstrieren. Dabei kalkulieren die Terroristen auch ihren eigenen Tod mit ein – so starb am 9. November 1974 Holger Meins an den Folgen der Nahrungsverweigerung. Dies führte in der Bundesrepublik und West-Berlin zu einer Terrorwelle, die mehrere Jahre andauerte:

Bereits am 10. November 1974 erschoss die „Bewegung 2.Juni“ in West-Berlin den Präsidenten des Kammergerichts, Günter von Drenkmann, im Februar 1975 entführte die selbe Gruppe den Vorsitzenden der Berliner CDU, Peter Lorenz, der per Ultimatum gegen die Entlassung von sechs inhaftierten Mitgliedern der Bewegung wieder freigelassen werden sollte. In diesem einen Fall gab der in Bonn gebildete Krisenstab unter der Leitung von Schmidt nach – die Terroristen wurden am 3. März 1975 in den sozialistisch-orientierten Südjemen ausgeflogen. Peter Lorenz kam wieder frei.

„Deutscher Herbst“:Bundeskanzler_Schmidt_empfängt_H._M._Schleyer_1974
Am 5. September 1977 wurde Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin-Schleier entführt – dabei wurden bereits sein Fahrer und drei Sicherheitsbeamte erschossen. Die Terroristen forderten die Entlassung von elf Gesinnungsgenossen aus der Haft, darunter auch Andreas Baader und Gudrun Ensslin. Zur Unterstützung der RAF sowie um der Forderung Nachdruck zu verleihen, entführten palästinensische Terroristen am 13. Oktober 1977 zudem noch eine Lufthansa-Maschine nach Mogadishu (Somalia). Doch diesmal ging die Bundesregierung unter Helmut Schmidt nicht auf die Forderungen der Terroristen ein. Am 18. Oktober 1977 stürmte eine Spezialeinheit der GSG9 die Maschine in Mogadishu und befreite die Geiseln. Daraufhin begingen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in ihren Zellen in der JVA Stuttgart-Stammheim noch am selben Tag Selbstmord. Aber auch Hanns-Martin Schleier musste sterben – er wurde einen Tag darauf im Kofferraum eines Pkw im Elsaß tot aufgefunden.
Damit endete der „Deutsche Herbst“ der von der RAF auch „Offensive 77“ bezeichnet wurde. Der RAF-Terror selbst endete jedoch nicht – eine dritte Generation führte diesen weiter.
Zur Bewältigung dieser gefährlichen Situation wurden in den Jahren 1976 und 1977 spezielle Anti-Terrorgesetze erlassen und am 6. September 1977 ein „Großer Krisenstab“ eingerichtet, der faktisch für 45 Tage die Regierungsgewalt in der Bundesrepublik ausübte. Für diese Zeit war auch das Grundgesetz ohne rechtliche Grundlage teilweise ausgehebelt.

Während der Regierungszeit von Helmut Schmidt wurden auch auf europäischer und weltpolitischer Ebene wichtige Weichenstellungen vorgenommen.
Auf europäischer Ebene wurden zum einen die deutsch-französischen Beziehungen verbessert – die persönliche Freundschaft Schmidts zum damaligen französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d’Estaing erleichterte dies. Zudem wurde nach Schmidts Amtsübernahme der Europäische Rat etabliert sowie in Zusammenarbeit mit Giscard d’Estaing das Europäische Währungssystem und die Europäische Währungseinheit ECU zum 1. Januar 1979 eingeführt, aus denen später die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion sowie der Euro hervorgehen sollte. G7_Verhandlungen_1978
Auf die Idee Schmidts und Giscard d’Estaings ging auch die Bildung der G7 (Gruppe der 7 – weltweit wichtigsten Industrienationen) zurück.
Zum anderen fiel in seine Regierungszeit als Bundeskanzler auch die Unterzeichnung der KSZE-Schlussakte von Helsinki am 1. August 1975 – die Verhandlungen dazu hatten bereits am 18. September 1973 begonnen.

Am 11. März 1976 begann die Sowjetunion mit der Bewaffnung ihrer Streitkräfte mit einer neuartigen Mittelstreckenrakete (Reichweite bis zu 5.400 km), die den Namen RSD-10 bzw. den im Westen besser bekannten Namen SS 20 trug. Von diesen Raketen, die mit nuklearen Sprengköpfen bestückt werden konnten, waren die ersten am 30. August 1976 einsatzbereit.
Dieses Modernisierungsprogramm löste in der NATO große Besorgnis aus und insbesondere Helmut Schmidt wies seit 1977 als erster westlicher Staatsmann auf mögliche Gefahren für das Rüstungsgleichgewicht der beiden Bündnisse hin. Schmidt war es, der in der Folgezeit auf den NATO-Doppelbeschluss drängte, der einerseits die Aufstellung von Mittelstreckenraketen in Westeuropa vorsah, diese andererseits mit einem Verhandlungsangebot mit der Sowjetunion verband, beiderseits auf diese Waffensysteme zu verzichten.
Der NATO-Doppelbeschluss und der damit verbundene erneute Rüstungswettlauf der beiden verfeindeten Militärblöcke löste auch in den westlichen Gesellschaften so große Kritik aus, dass daraus eine bedeutende Friedens- und Umweltbewegung und die Partei der Grünen hervorging, die 1980 gegründet wurde und die sich ab 1983 auch im Deutschen Bundestag politisch etablierte.
Dennoch bemühte sich Helmut Schmidt auch um gute

BHelmut_Schmidt_und_Erich_Honecker_1981eziehungen zur DDR und reiste zu diesem Zweck im Dezember 1981 nach Güstrow und traf sich mit Erich Honecker im Jagthaus Hubertusstock.

Aber auch wirtschaftlich gab es erneut große Schwierigkeiten.
Von der ersten Ölkrise von 1973 hatte sich die Wirtschaft bis 1976 soweit erholt, dass das Wirtschaftswachstum fast 6% erreichte. Die zweite Ölpreiskrise von 1979/80 – ausgelöst durch Förderausfälle und die islamische Revolution im Iran (1979) sowie durch den Beginn des ersten Golfkrieges zwischen Iran und Irak (1980) – erschütterte die Weltwirtschaft erneut und löste die schwerste Wirtschaftskrise in der Geschichte der Bundesrepublik aus. Die Wachstumsraten sanken daraufhin im Jahre 1980 auf 1,2% und bis zum Jahre 1982 gar auf -1,5%. Die Arbeitslosigkeit stieg von 3,8% im Jahre 1980 auf 7,5% im Jahre 1982.

Für die sozial-liberale Koalition unter Helmut Schmidt in Bonn wurden beide Ereignisse – der NATO-Doppelbeschluss und die schlechte Wirtschaftslage – zum Stolperstein, als am 17. September 1982 alle FDP-Bundesminister zurücktraten und damit die Koalition beendeten. Nach einer kurzen Minderheitsregierung der SPD, während der Helmut Schmidt auch Außenminister war, wurde seine Regierungszeit am 1. Oktober 1982 durch ein konstruktives Misstrauensvotum mit den Stimmen von CDU/CSU und FDP und der Wahl von Helmut Kohl zum neuen Bundeskanzler beendet.
Aber auch innerhalb der SPD hatte Schmidt den RückhHelmut_Schmidt_SPD-Parteitag_München_April 1982alt verloren. Auf dem Parteitag der SPD in Köln vom 18./19. November 1983 stimmten von den rund 400 Delegierten neben Schmidt nur 14 für den NATO-Doppelbeschluss und damit für die von ihm vertretene Sicherheitspolitik.
Am 10. September 1986 hielt Schmidt seine Abschiedsrede im Deutschen Bundestag und schied dort auch als Abgeordneter aus und beendete damit seine politische Karriere.

Von der nun regierenden christlich-liberalen Koalition wurde die von Schmidt angestoßene Sicherheitspolitik fortgeführt.

Nach der politischen Karriere:
Seit 1983 war Helmut Schmidt Mitherausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“ und entfaltete auch darüber hinaus eine rege Tätigkeit als Buchautor, Vortragsredner und als politischer Ratgeber und wurde in dieser Position zu einer Instanz.
Er war Mitglied des Vereins „Atlantik-Brücke“ und Ehrenpräsident der „Deutsch-Britischen Gesellschaft“.
1993 gründete Schmidt die „Deutsche Nationalstiftung“, deren Ehrenvorsitzender er war.

Einen weiteren Ehrenvorsitz hatte Schmidt beim ebenfalls von ihm mitbegründeten „InterAction Council“ inne – eines Rates ehemaliger Staatsmänner und -frauen bei dem er von 1985 – 1995 auch Vorsitzender war.
1997 gehörte Schmidt zu den Erstunterzeichnern der „Allgemeinen Erklärung der Menschenpflichten“ – einer Initiative des „InterAction Council“, die der ebenfalls 1997 von der UNO veröffentlichten Novelle der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ als Alternative und als Ergänzung zur Diskussion gegenübergestellt wurde. Im Gegensatz zur UN-Menschenrechtscharta, in der Menschenrechte definiert werden, wollte der „InterAction Council“ jedem einzelnen Menschen auch die Pflicht auferlegen, andere Menschen menschlich zu behandeln.
Jedoch sah er die Menschenrechte eher als eine Empfehlung an und nahm das kommunistisch regierte China mit seiner alten Kultur und langen Geschichte in Schutz und warnte vor zu großer Einmischung ausländischer Mächte.Helmut und Loki Schmidt 1977

1993 wurde die „Helmut-und-Loki-Schmidt-Stiftung“ in Hamburg gegründet.
Von 1995 – 1999 war Helmut Schmidt Präsident des „Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt.

In seiner politisch aktiven Zeit wurde Schmidt aufgrund seines Redetalents besonders von seinen politischen Gegnern auch „Schmidt Schnauze“ genannt. Jedoch fand sein ökonomischer Sachverstand breite Anerkennung.
Für immer mit Helmut Schmidt wird wohl der Ausspruch verbunden bleiben: „Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen.“ Später räumte er dann ein, dass es eine „pampige Antwort auf eine dusselige Frage“ gewesen sei.
Nach seiner politischen Karriere vertrat Schmidt im Grunde sehr liberale Ansichten, bei denen er der Vernunft von Politikern eine entscheidende verfassungsrechtliche Rolle zusprach, nicht aber deren religiösen Ansichten und den Kirchen, von denen Schmidt nach dem Zweiten Weltkrieg enttäuscht war.
Schmidt bezeichnete 2005 die hohe Arbeitslosigkeit als das größte Problem Deutschlands und lobte die „Agenda 2010“ des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD). Er trat sogar noch für eine weitere Verschärfung der festgelegten Regelungen ein. Den Flächentarifvertrag zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften sah er als überholt an und forderte deren Abschaffung.
Helmut Schmidt war sowohl während, wie auch noch nach seiner aktiven Zeit als Politiker ein Verfechter der Kernenergie – den von der rot-grünen Koalition 2002 beschlossenen Atomausstieg lehnte er ab.
Die sogenannte multikulturelle Gesellschaft bezeichnete Schmidt als „eine Illusion von Intellektuellen“ und hielt die Einwanderung von Gastarbeitern aus fremden Kulturen für einen Fehler.
Er war auch ein Gegner des geplanten Beitritts der Türkei zur EU.
Als größte internationale Herauforderung der Zukunft sah Schmidt die globale Bevölkerungsexplosion an, während er die Debatte um die globale Erwärmung noch im Juni 2007 als „hysterisch überhitzt“ ansah.

Helmut Schmidt war Ehrenbürger zahlreicher Städte in Deutschland und erhielt im Laufe seines Lebens zahlreiche weitere Ehrungen in Form von Preisen und Ehrendoktorwürden.

Einen letzten Höhepunkt seiner Popularität erreichte Helmut Schmidt Schmidt_2001um das Jahr 2008, als er in jenem Jahr in Umfragen zum „coolsten Kerl“ Deutschlands gekürt wurde. Angesichts von laut gewordenen Stimmen, die ihn wohl gern erneut als Bundeskanzler gesehen hätten, sah er sich in einer Fernsehdokumentation dazu gezwungen zu erklären, dass ein 89-Jähriger das nicht mehr leisten könne.

Am 21. Oktober 2010 starb seine Frau Hannelore „Loki“ Schmidt, mit der er seit 1942 verheiratet war.

Er selbst starb am 10. November 2015 im Alter von 96 Jahren und wurde am 23. November 2015 mit einem Staatsakt im Hamburger Michel und anschließendem Trauergottesdienst vor 1.800 Gästen neben seiner Frau bestattet.
Das Wohnhaus der verstorbenen Eheleute Schmidt im Neuberger Weg 80 wurde per Auftrag an die Helmut-und-Loki-Schmidt-Stiftung in ein öffentlich zugängliches Museum umgewandelt.

 

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