Familiärer Hintergrund

Am 2. November 1755 kam Marie Antoinette als 15. Kind Kaiserin Maria Theresias und Kaiser Franz Stephan in Wien zur Welt. Die kleine Maria Antonia Josepha Johanna erhielt wie ihre Geschwister den Titel Erzherzogin von Lothringen und Österreich.

Da Maria Antonia aus dynastischer Sicht keine besondere Aufmerksamkeit bedurfte, verlebte sie eine relativ unbeschwerte Kindheit. Wie ihre Schwestern wurde sie In Tanz, Geschickte, Malen, Staatskunde, Rechtschreibung, Theateraufführung sowie etwas Mathematik und Fremdsprachen unterrichtet. Zu ihrer Ausbildung gehörten auch Handarbeiten und das Erlernen einer angemessenen Konversation. Da ihre gesamte Habsburger Familie einen Hang zur Musik hatte, wurde auch Maria Antonias musikalische Seite gefördert.

Im Alter von zehn Jahren, also 1765, verstarb Maria Antonias innig geliebter Vater.

Als Maria Antonia um die 13 Jahre alt war, begann ihre Mutter in Zusammenarbeit mit Graf Kaunitz eine Allianz mit Österreichs Feind Frankreich zu planen. Damit Maria Antonia mit 14 Jahren den französischen Dauphin Louis Auguste, später Ludwig XVI. ehelichen konnte, wurde sie quasi in Schnelldurchlauf in der französischen Sprache geschult, sowie in der Geschichte der Bourbonen und der Etikett des strengen Versailler Hofs.

Leben in Frankreich

Am 14. Mai 1770 ehelichte Maria Antonia den französischen Dauphin und wurde als Dauphine nur noch Marie Antoinette genannt. Als junge, naive Prinzessin, der die Türen der Versailler Palastwelt offen standen, besuchte sie Maskenbälle und versuchte mit anderen Zerstreuungen dem strengen Etikett des Hofes zu entfliehen.

Am 10.Mai 1774 starb der König Ludwig XV. an den Blattern, einer Form der Pocken. Als junge Frau bestieg sie mit ihren Gatten den Thron. Das Volk liebte das neue Königspaar und hatte große Erwartungen in der Regentschaft.

Marie Antoinette – eine Mutter

Nach einigen Jahren Ehe sollte Marie Antoinette mit 23 Jahren zum ersten Mal Mutter werden. Am 19. Dezember 1778 kam Marie Therese Charlotte zur Welt. Ihr folgten am 22. Oktober 1781 der Dauphin Louis Joseph, am 27.März 1785 Louis Charles und am 9.Juli 1786 Marie Sophie Helene Beatrice. Sie wurde langsam ruhiger, kümmerte sich lieber um ihre Kinder als auf Bällen zu gehen und zog sich mehr von Hofe zurück.

Der Autor Stefan Zweig beschrieb, dass Ludwig XVI. und Marie Antoinette erst nach sieben Jahren Ehe zum ersten Mal miteinander geschlafen haben. Dieser Mythos hält sich hartnäckig, aber der Autor Vincent Cronin wiederlegt diesen Irrglauben in seiner Doppelbiografie über Marie Antoinette und Ludwig XVI. anhand eines Briefes Marie Antoinettes an ihre Mutter.

Marie Antoinette ging in ihrer Mutterrolle völlig auf. Damals unüblich, kümmerte sie sich viel selbst um ihre Kinder. Der Verlust von Louis Joseph am 3.Juni 1789 durch Tuberkulose setzte beiden Eltern sehr zu. Marie Sophie Helene Beatrice lebte nur 11 Monate. Zudem erlitt Marie Antoinette einige Fehlgeburten.

Der Abstieg

Ihre jugendliche Verschwendungssucht verursachte kurz nach ihrer Thronbesteigung Unmut in der verarmten Bevölkerung. Die ersten Schmähschriften über sie kamen in Umlauf. Ihr wurden unteranderem zahlreiche Affären unterstellt.

Als sich Marie Antoinette mehr und mehr in ihren privaten Kreis zurück zog, verprellte sie zudem den Adel, der sich zurück gesetzt fühlte. Das führte dazu, dass einige Mitglieder des Adels selber Schmähschriften unters Volk mischte.

Die Halsbandaffäre, die sich im Jahre 1784 anbahnte, steht stellvertretend für Marie Antoinettes Fall. Der Vorfall ist relativ komplex, daher sei er hier nur kurz skizziert:

Eine selbst ernannte Gräfin namens Jeanne de la Motte Valois umgarnte den gutgläubigen Kardinal de Rohan, der bei Marie Antoinette in Ungnade gefallen ist und unbedingt ihre Gunst erwerben wollte. De la Motte gaukelte ihn vor, sie sei eine enge Freundin der Königin und könnte zwischen den beiden vermitteln. Sie erklärte ihm, dass sich die Königin ein kostspieliges Diamantencollier wünsche, es aber nicht offensichtlich kaufen wolle um ihren Gatten dies zu verheimlichen. Damit sie dieses Collier erwerben könne, benötige sie einen Bürger, der beim Juwelier sein Wort hergeben würde. Durch weitere geschickte Täuschung gelang de la Motte dieser Coup. Ihr Gatte verschwand ins Ausland um das Collier in Einzelteilen zu verkaufen, sie blieb in Paris. Es dauerte nicht lange bis der Betrug aufflog. Marie Antoinette, unendlich in ihren Stolz gekränkt, bestand auf einen öffentlichen Prozess. Dieser führte aber nicht zu ihren gewünschten Ergebnis; Das Volk war nicht auf ihrer Seite, denn die Geschichte passte allzu gut in das Bild der verschwenderischen Österreicherin.

Der Vorhof zur Hölle

Die harten Winter in Frankreich erzeugten Missernten, Hungersnöte griffen um sich. So schürte sich weiter der Hass des Volkes auf Marie Antoinette. Am 5. und 6. Oktober 1789 zogen über tausende von Frauen, darunter allerdings auch verkleidete Männer, nach Versailles. Eigentlich war es als Demonstration gedacht, entartete auf den Weg zum Palast, so dass das Vorhaben heran reifte, die Königin zu töten. Einige drangen in den Palast, töteten einige Diener. Marie Antoinette stellte sich der wütenden Menge auf einen Balkon. Sie knickste vor ihnen und besänftigte die Anwesenden.

Als Folge dieses Geschehens zog die königliche Familie, also das Königspaar, ihre zwei bis dahin verbliebende Kinder und die Schwester des Königs Madame Elisabeth, nach Paris in den Tulerienpalast. Dort standen sie unterständiger Überwachung und Gefahr. Dennoch versuchte Marie Antoinette mit dem Ausland zu korrespondieren um ihre Familie und den Thronanspruch ihres Sohnes zu schützen.

Der schwedische Graf Hans Axel von Fersen, ein enger Freund der Königin, organisierte eine Flucht für die Familie. Die Flucht von Varennes, 20.-25. Juni 1791, sollte scheitern – die Flüchtenden wurden zurück nach Paris gebracht. Von Fersen, dem wahrscheinlich eine innige Liebe mit der Königin verbannte, sollte gut 20 Jahre nach der missglückten Flucht vom schwedischen Mob getötet werden.

Gefangenschaft

Lange blieb die königliche Familie nicht mehr in den Tulerien. Nach einem blutigen und gewalttätigen Einfall in den Tulerien wurde die königliche Familie in die ehemalige Festung des Tempelordens gebracht. Trotz der etwas beklemmenden Atmosphäre lebte die königliche Familie relativ bequem. Doch der 3. September 1792 dürfte besonders für Marie Antoinette ein furchtbarer Tag gewesenen sein; Ihre Freundin Prinzessin de Lamballe war nach Frankreich zurück gekehrt um ihr beizustehen. Doch sie fiel dem Mob zum Opfer, der verschiedene Körperteile sowie ihren Kopf auf Pieken aufspießte und Marie Antoinette nötigte, ihre Freundin so zu sehen.

Ludwig XVI. wurde vor seiner Hinrichtung am 21.Januar 1793 von seiner Familie getrennt. Am 3. Juli 1793 wurde Marie Antoinettes Sohn von dem Rest der Familie getrennt. Er sollte zum Revolutionär umerzogen werden und überlebte seine Mutter nicht lange. Am 1. August desselben Jahres wurde Marie Antoinette von ihrer Schwägerin und ihrer Tochter getrennt und in die Concergerie gebracht.

Der letzte Weg einer Königin

Die Concergerie, ein schäbiges Gefängnis, wurde Marie Antoinettes letze Lebensstation. In einer kleinen Zelle von zwei Wächtern unentwegt bewacht, musste sie sogar vor deren Augen ihre Notdurft verrichten.

Bald begann ihr Scheinprozess. Geschwächt, aber dennoch voller Würde sollte sie selbst den erbittertsten Revolutionär beeindrucken. Alle Anklagepunkte entbehrten jeden Beweis, denn erst lange nach ihren Tod fand man Briefe, in den man von Hochverrat an Frankreich sprechen konnte. Und das Marie Antoinette sich an ihren eigenen Sohn vergangen haben sollte konnten nicht einmal ihre Zeitgenossen glauben.

Als Witwe Capet ging die einstige Königin würd voll auf das Schafott. Am 16.Oktober 1793 schritt sie mutig den Tod entgegen. Ihr toter Körper wurde mit dem Kopf zwischen den Beinen in einen Massengrab verscharrt.

Marie Antoinettes Bedeutung

Oft wird Marie Antoinette verteufelt oder als Heilige dargestellt. Letztendlich war sie keines dieser Extremen. Man sollte ihr keine bösen Absichten unterstellen, sondern ehr Unbedachtheit, die ihr als Königin in einen anderen Land zu einer anderen Zeit wohl kaum den Kopf gekostet hätte. Ihr Schicksal und ihr Wesen ist facettenreich und lässt sich nicht aus einem Blickwinkel betrachten und man verbindet sie zu Unrecht mit dem Ausspruch „Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen.“ , der nachweislich von jemand anderem stammte.

Um zu verstehen, muss man die Umstände kennen – und selbst dann kann man ihr weder den Stempel „Hure“ oder „Heilige“ geben, aber auch Stefan Zweigs Bezeichnung eines „mittleren Charakters“ trifft nur bedingt zu. Denn auch wenn sie kein so großer Geist wie Kant oder Einstein war, so hat sie im Angesicht der Not die wahre Größe einer Königin bewiesen und als Mutter eine bis dato unübliche Erziehung ausgeübt.

Weitere Infos:

http://marieantoinette.npage.de/

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