Friedrichs schwere Kindheits- und Jugendzeit

friedrichmitschwester-artikelAm 24. Januar 1712 wurde der Kronprinz Friedrich von Preußen im Stadtschloss zu Berlin geboren. Er war der älteste überlebende Sohn des Königs Friedrich Wilhelm I. von Preußen – heute auch bekannt als „Soldatenkönig“ – und dessen Gattin Sophie Dorothea von Hannover. Zusammen mit seiner Schwester Wilhelmine war Friedrich in seinen ersten Lebensjahren überwiegend in der Obhut der Frau von Roucoulles, einer Hugenottin, die ausschließlich französisch sprach und die 25 Jahre zuvor auch bereits seinen Vater Friedrich Wilhelm erzog.
Vom Alter von 7 Jahren an erhielt Friedrich Unterricht von seinen Lehrern Generalleutnant Graf Finck von Finckenstein, Oberstleutnant von Kalkstein und vor allem von Duhan de Jandun – ebenfalls ein aus Frankreich geflohener Hugenotte. Auf sehr detaillierte Anweisung seines Vaters erhielt Friedrich eine sehr strenge, autoritär und religiös geprägte Erziehung.
Insbesondere die Tagesabläufe waren minutiös durchgeplant. Um einen kleinen Eindruck zu gewinnen sei hier einmal der Tagesablauf für Montag kurz aufgezählt, die auf Instruktionen Friedrich Wilhelms I. aus dem Jahre 1721 beruhten:

Um 6 Uhr sollte Friedrich – wie jeden Tag – geweckt werden und ohne sich „nochmals umzuwenden, hurtig und sogleich aufstehen.“ Nach dem Morgengebet hatte sich Friedrich „so schnell wie möglich“ anzuziehen und sein Gesicht und seine Hände zu waschen und während sein Haar gekämmt und gebunden (aber nicht eingepudert) wird, „hat er zur gleichen Zeit Frühstück und Tee einzunehmen, so dass beide Tätigkeiten vor halb sieben Uhr beendet sein sollen.“
Nach einem weiteren Gottesdienst erhielt Friedrich von seinem Lehrer Duhan von 7.00 Uhr bis 9.00 Uhr Geschichtsunterricht und anschließend bis 10.45 Uhr Unterricht im christlichen Glauben.
„Um drei Viertel auf elf Uhr soll Er sich das Gesichte geschwind mit Wasser und die Hände mit Seife waschen, sich weiß anziehen, pudern und den Rock anziehen und um elf Uhr zum König kommen; da bleibt Er bis zwei Uhr…
Um punkt zwei Uhr geht er auf sein Zimmer zurück, wo ihn Duhan erwartet bis drei Uhr die Landkarte zu weisen…“
Von 15.00 Uhr bis 16.00 Uhr sollte Duhan „die Moral tractiren“ und von 16.00 Uhr bis 17.00 Uhr „teutsche Briefe mit Ihm schreiben und darin sehen, daß er einen guten Stylum bekomme.
Um fünf Uhr soll Er die Hände waschen und zum Könige gehen, ausreiten sich in der Luft und nicht in der Kammer divertiren und thun was Er will, wenn es nur nicht gegen Gott ist.“

kronprinz-artikelSo ähnlich ging es jeden Tag, wobei Mittwochs und Samstags die Möglichkeit eines freien halben Tages gegeben war.
Am Samstagmorgen hatte Friedrich jedoch Prüfungen zu absolvieren, in denen er zeigen sollte, ob er vom wöchentlichen Unterricht „profitiret“ hatte. Fielen die Prüfungen nicht positiv aus, entfiel der freie Samstagnachmittag zugunsten von Übungen und Wiederholungen.
Selbst am Sonntag gab es Vorschriften beim Tagesablauf:
Dort „soll Er des Morgens um sieben Uhr aufstehen, sobald Er die Pantoffeln an hat, soll Er vor dem Bette auf die Knie niederfallen und zu Gott kurz beten, daß Alle, die im Zimmer sein, es hören können … Und hierauf das Vater Unser.
Sobald dies geschehen ist, soll er sich geschwinde und hurtig anziehen und sich propre waschen, schwänzen und pudern, und muß das Anziehen und kurze Gebet in einer Viertel Stunde fix und fertig seyn.
Wenn das geschehen ist, dann sollen alle seine Domestiquen und Duhan hereinkommen, das große Gebet zu halten, auf die Knie; darauf Duhan ein Kapitel aus der Bibel lesen soll und ein oder ander gutes Lied singen.“
Dies sollte um 7.45 Uhr beendet sein, wonach bis 9.00 Uhr ein Studium des Evangeliums stattfand. Danach hatte Friedrich seinen Vater in die Kirche zu begleiten und gemeinsam mit ihm das Frühstück einzunehmen.
„Der Rest des Tages aber ist vor ihn. Des Abends soll er um halb zehn Uhr von mir guten Abend sagen, dann gleich nach der Kammer gehen, sich sehr geschwind ausziehen, die Hände waschen“ und dann wiederum Gebet und Hymne, bis er sich gegen 22.30 Uhr zu Bett begibt.
Über die Einhaltung dieser Vorschriften hatten seine Lehrer zu achten, die auch die Anweisung hatten, den Prinzen niemals allein zu lassen „weder bei Tag noch bei Nacht, einer seiner Lehrer soll immer in seinem Zimmer schlafen.“ Durch diese Art der Erziehung „sollte der Prinz die Trägheit verachten lernen, in der Überfluß und Verschwendung ihren Ursprung haben.“ Auch sollte Friedrich auf diese Weise von „jeder Blasiertheit und falschem Stolz“ ferngehalten werden und sollte statt dessen Mäßigkeit und Demut lernen, weswegen ihm unter der Androhung des „allerhöchsten Mißfallens“ des Königs nie geschmeichelt werden sollte.
Neben diesen Werten erhielt Friedrich Unterricht vor allem in Religion, Mathematik, Arithmetik, Geographie und Geschichte, wobei die Antike nur kurz gestreift werden sollte und das Hauptaugenmerk auf die vergangenen 150 Jahre liegen sollte. Auch sollte er sowohl im Französischen, als auch im Deutschen einen korrekten Stil erlernen, auf keinen Fall aber Latein-Lektionen erhalten, da der König diese Sprache für tot und damit für unnütz hielt. Wichtig waren zudem auch die Grundsätze von Artillerie und Wirtschaft, sowie Befestigungsstrategie und andere Bereiche der Militärwissenschaft, die im Detail erläutert wurden, „um aus diesem Jungen einen Mann zu bilden, mit den Kenntnissen und Eigenschaften eines Offiziers und Generals … erfüllt von Liebe zu dem Beruf des Soldaten.“

Entgegen der Vorgaben des Königs bei der Erziehung Friedrichs, entwickelte dieser ganz andere Vorlieben. So zeigte er bald Interesse für die Poesie und Literatur oder auch für das Flötenspiel und – trotz des strikten Verbots des Königs – für Latein. Heftige Streits zwischen dem König und dem Prinzen waren dadurch vorgezeichnet. Diese Streits arteten auch in
körperlichen Züchtigungen aus.

hinrichtung-freund-artikelBeim Militär lernte Friedrich auch seinen besten Freund kennen, Hans Hermann von Katte, der die gleichen Interessen pflegte, wie Friedrich. Mit ihm schmiedete Friedrich aber auch einen Fluchtplan aus der für ihn immer unerträglicher werdenden Lage.
Doch der Fluchtversuch, den er in der Nacht vom 4. auf den 5. August 1730 auf einer Reise unternehmen wollte, scheiterte und der Plan flog auf, so dass Friedrich und Katte festgenommen wurden, während sein Page, Leutnant Peter Christoph Karl von Keith, nach England fliehen konnte. Katte wurde aufgrund einer Verfügung des Königs zum Tode verurteilt und am 6. November 1730 im Beisein Friedrichs – ebenfalls auf Befehl des Königs – hingerichtet. Aber auch dem Prinzen drohte die Todesstrafe, sie wurde aber nach Gnadengesuchen anderer Höfe in eine Festungshaft umgewandelt. Vorübergehend (bis zu seiner Heirat 1733) verlor Friedrich auch seinen Status als Kronprinz.
Die Erlebnisse seiner Kindheit und Jugend waren die Ursache für häufige Depressionen Friedrichs.

Eine nicht zu unterschätzende Rolle bei diesen Auseinandersetzungen spielten die Verhältnisse am preußischen Hof.
Der Hof Friedrich Wilhelms I. war in verschiedene „Parteien“ gespalten. So gab es die „Kronprinzen-Partei“, die auf die Zukunft baute, indem sich die Angehörigen dieser Partei frühzeitig auf die Seite des Kronprinzen schlugen.
Weiterhin gab es die „englische Partei“, der die preußische Königin Sophie Dorothea von Hannover angehörte, die ihrem Gemahl, dem preußischen König, nicht wohlgesonnen war und deren Vater der Kurfürst Georg von Hannover war – als Georg I. 1714-1727 auch König von England, Friedrichs Schwester Prinzessin Wilhelmine und auch Friedrich selbst.
Ihr entgegen wirkten österreichische Agenten – Reichsgraf Friedrich Heinrich von Seckendorff und Friedrich Wilhelm von Grumbkow, die gleichzeitig auch für den König arbeiteten.
Intrigen innerhalb der königlichen „Familie“ waren dadurch an der Tagesordnung. Erst in späteren Jahren, als beide Agenten ihre Intrigen auf die eine oder andere Art beendeten, kam es zur Versöhnung zwischen dem König und dem Kronprinzen – gerade noch rechtzeitig für eine geordnete Thronfolge Friedrichs im Jahre 1740.

 

(Artikel aus der Magazin-Ausgabe: Friedrich II. der Große von Preußen)

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