Wahlen und Abstimmungen haben eine lange Tradition, aber dennoch stellt sich die Frage, wie weit darf in die Geschichte zurückgegriffen werden, um eine für die Gegenwart brauchbare Analyse aufbauen zu können? Es bietet sich an, den historischen Rückgriff dort beginnen zu lassen, wo möglicherweise der Anfang einer politischen Orientierung festzustellen ist.

Karte von Sumer
Die Karte zeigt das Gebiet des damaligen Sumers. Map created from DEMIS Mapserver, which are public domain. Koba-chan, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons

Hierzu lässt sich mit einem Einblick in die Geschichte der Sumerer eine ganz besondere Dynamik erkennen, denn die Erfolge der Sumerer als Begründer einer der ältesten Hochkulturen der Erde beschränkten sich nicht nur auf wirtschaftlichen Wohlstand, sondern wiesen ihr Land auch als Ursprungsland zivilisatorischer Errungenschaften wie z.B. der Demokratie und des Parlamentarismus aus. Die spezifischen Lebensformen der Sumerer ließen ihre städtischen Zentren zu Keimzellen jener Elemente werden, die man dann später sowohl in Athen in der Zeit ab etwa 600 v.Chr. als auch noch in Florenz um 1400 n.Chr. feststellen konnte.

Wer waren die Sumerer?

Die Sumerer waren ein Volk, das im Gebiet von Sumer im südlichen Mesopotamien im 3. Jahrtausend v. Chr. lebte. Sie gelten nach der derzeitigen Forschung als erstes Volk, das den Schritt zur Hochkultur machte. Herausragende Leistung des Volks war die Erfindung der Keilschrift, die quasi als eine Urvorlage der heutigen europäischen Schriften gelten kann. Weitere Erfindungen der Sumerer war die Bürokratie und die künstliche Bewässerung.

Zunächst war Sumer eine klassenlose Gesellschaft, die mit dem Wachstum ihrer Städte Staaten nach der Art heutiger „Volksdemokratien“ bildete. Diese frühe Phase lässt eine Priesterherrschaft mit sozialistischem Gepräge erkennen, die keinen Privatbesitz kannte. Später wurden aus der klassenlosen sozialistischen Gesellschaft allmählich ein Klassen- bzw. ein Ständestaat, der nicht nur Privateigentum zuließ, sondern auch ausgewählten Bürgern ein Mitspracherecht in öffentlichen Angelegenheiten gewährte. Allerdings gibt es für die These, dass im sumerischen Stadtstaat alle politische Macht bei einer Vollversammlung der erwachsenen freien Männer lag, keine eindeutigen Beweise. Dennoch besagt eine andere Textstelle, dass ein Herrscher in den Fragen, die über Krieg oder Frieden entschieden, zunächst die versammelten Ältesten der Stadt um Rat zu fragen hatte, um danach dieselbe Frage noch einmal den Kriegern vorzulegen.

Nun ist es aber für die nachfolgende Arbeit als eine der möglichen Grundlagen irrelevant, ob für die Sumerer in ihrer gelebten Wirklichkeit eine mehr oder weniger ausgeprägte Demokratie bestand, oder ob die obenstehend genannten demokratischen Elemente nur Teil ihrer politischen Ideenlage waren.

Von großer Wichtigkeit für die hier angestrebte Untersuchung bleiben jedoch die Erkenntnisse der archäologischen Wissenschaft, welche besagen, dass den Sumerern nicht nur der Inhalt moderner Demokratiebegriffe bekannt gewesen sein muss, sondern dass sie diese sogar als Basis ihres Gemeinwesens auswiesen.

Wahlen und Wahlrecht

Es war ein weiter Weg, der von den Wahlen in der Zeit des Altertums bis hin zu den heutigen modernen Wahlen führte. Dieser Verlauf wird in dieser Serie von Marianne Eule zur Geschichte der Wahlen und des Wahlrechts nachgezeichnet. Einen Überblick der Serie erhalten Sie hier.

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