Welch ein Tag muss es für Hubert Aiwanger gewesen sein, als er die Wahlergebnisse zur Bayrischen Landtagswahl 2008 sah, für die einen ein Schock, für ihn ein Erfolg. Er hatte es Ihnen gezeigt, die CSU verlor die Zwei-Drittel-Sitzmehrheit und sank unter die 45% und das erste Mal schafften es die Freien Wähler, eine bis dato als lachhafter Splitterverband verschriene Parteiorganisation in den Landtag, gleich mit 10%.
Doch es wurde still um die Vereinigung. Die CSU „heiratete“ lieber die FDP, die ebenfalls seit langem wieder den Einzug schaffte. Erst mit dem Antritt Christian Udes und dem wachsenden Mut der SPD bekam man wieder die Aufmerksamkeit. Nun war der große Plan der Partei, zusammen mit einem Bündnis aus GRÜNEN und SPD die Macht in Bayern ansich zureißen und die CSU in die Opposition zu schicken. Doch die Partei erstrebt inzwischen mehr. Bislang gelang ihr der Erfolg nur in Bayern, wo auch Parteien wie die „Bayernpartei“ oder die ödp ihre Hochburgen haben. Dies soll sich von nun an ändern, der Bund ist das neue Ziel. Mit dem Euroskeptiker Henkel und weiterem mehr oder weniger bekanntem Personal versucht Aiwanger die Aufmerksamkeit auf seine Partei zu lenken. Sei es durch seine Ablehnung des ESM oder seine Präsenz in Bayern. Doch spielt Aiwanger damit ein riskantes Spiel. Laut Umfragen liegt seine Partei bundesweit bei 2% mit einem Potential zu 20%, doch wäre ein Nichteinzug ein herber Schlag für die Partei. Die öffentliche Wahrnehmung würde wieder zu anderen Gruppierungen gehen.
Die SCHILL-Partei in Hamburg hat gezeigt, dass ein Einzug schnell verlaufen muss, um wenigstens ansatzweise erfolgreich zu sein. Das Ziel des Einzugs erscheint immer noch weit entfernt, doch auch die Piraten begannen mit einem Wert von 2%, doch mit wesentlich treuerer Anhängerschaft. Realistisch betrachtet braucht Aiwanger einen Aufsehenspunkt, der seine Partei in den Blickfeld aller, nicht nur der Politik-„Experten“ treibt. Er braucht eine Persönlichkeit, mit der er Wähler anderer Parteien als CDU, CSU und FDP abwerben kann. Diese Person könnte Thilo Sarrazin sein. Ein Wechel erscheint unwahrscheinlich, gibt sich Sarrazin doch fest verankert in der SPD, doch vollkommen unglaubwürdig wäre es nicht.
Der Untergang Merkels würde beginnen. Inzwischen heißt es, habe Merkel fast alle möglichen Kontrahenten aus ihrer Partei vertrieben. Die Namen Merz, Koch, Öttinger, Wulff, Guttenberg, Stoiber und wie auch immer sie alle hießen, sind weg von der CDU. Die konservative Stimme der CDU ist inzwischen auf eine Person begrenzt (Bosbach) und genau dies könnte der Untergang der Partei werden. Das Bröckeln der Stammwähler hat bereits begonnen. Manche sind zur FDP gegagen, manche gänzlich fern geblieben. Mit dem Aufkommen der FW als politischer Gegner würden die Konservativen die CDU endgültig verlassen und zu den FW wechseln. Eben dies gilt wohl auch für das politische Spitzenpersonal. Das Szenario erinnert leicht an den Untergang der Bayernpartei. Würde es genauso verlaufen?
Franz-Joseph Strauß meinte einst, die CSU hätte niemals eine starke Partei werden können, wenn man die Bayernpartei nicht aus dem Weg geräumt hätte und unter die 5% verbannte. Nach diesem Vorbild müsste wohl auch die CDU arbeiten und die FW im Keim ersticken. Zu diesem Zweck müsste die CDU jedoch versuchen, altes Spitzenpersonal (Merz/Öttinger/usw) wieder zu reaktivieren und einen Rechtskurs einschreiten. Die Möglichkeit einer Koalition mit den Grünen oder der SPD würde das schaden, doch würde man mit diesem Kurs wohl auch die Anhänger Sarrazins und der Rechts’SPD ansprechen. Potential haben die FW bereits. Hochburgen sind neben Bayern auch Thüringen und Schleswig-Holstein. Das Wählerptential ist, es ist nur die Frage, was darauf gemacht wird!
Bild von Sigismund von Dobschütz (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons