Die Sozialdemokraten waren eine Stütze der Weimarer Republik und bekannten sich zur Weimarer Reichsverfassung – nicht umsonst war Friedrich Ebert, ein SPD-Mitglied, einer der prägendsten Reichspräsidenten der jungen Republik. In der Demokratie sahen sie die Voraussetzung, um sozialdemokratische Ziele zu erreichen und stellten mit Hermann Müller den letzten Reichskanzler von Juni 1928 bis März 1930 der von einer parlamentarischen Mehrheit getragen wurde.
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Der Widerstand von Sozialdemokraten gegen das NS-Regime
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Die Nationalsozialisten gehen mit aller Härte gegen die SPD vor
Die Gefahr, die von den Nationalsozialisten ausging, erkannten die Sozialdemokraten, ohne dass sie die Machtergreifung Hitlers und den Umbau des Staates in eine Diktatur verhindern konnten: Im Dezember 1931 schlossen sich SPD, Gewerkschaften, das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und Arbeitersportvereine zur sogenannten „Eisernen Front“ zusammen, um die Faschisten zu bekämpfen.
Nachdem Hitler 1933 an die Macht gelangte, gingen die Nazis schnell und stark gegen die Sozialdemokratie vor: Parteinahe Zeitungen (eine wichtige Stütze der Partei) wurden verboten, Mitglieder sahen sich enormen Repressalien ausgesetzt, wurden verschleppt und misshandelt. Die SPD-Führung hatte dennoch das Ziel, Hitler mit legalen Mitteln zu verhindern – jedoch ohne Erfolg: Bei der Reichstagswahl am 05.03.1933 konnte die Partei zwar 7 Millionen Stimmen verzeichnen (18,3 %) (und dies trotz des erheblichen Drucks, von gerechten Wahlen konnte keine Rede mehr sein), Hitler konnte dennoch eine Regierungsmehrheit erreichen.
Nach dieser Wahl konnte die SPD ihre Arbeit im Reichstag nicht mehr lange aufrechterhalten. Einige Abgeordnete waren bereits in Haft, am 10.05.1933 wurde das Vermögen der Partei und des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold beschlagnahmt. Unter Hans Vogel gründete sich am 21.05.1933 in Prag ein Exil-Vorstand der SPD, der sich fortan SOPADE nannte, allerdings von der Mehrzahl der in Berlin gebliebenen SPD-Abgeordneten abgelehnt wurde. Die SPD wurde am 22.06.1933 verboten. Dieses Verbot zu umgehen, galt als Hochverrat. Die Führungskräfte der SPD und Gewerkschaften befanden sich am Jahresende entweder im Exil oder in Haft.
Der Gang in die „Illegalität“
Eine Minderheit setzte den Kampf gegen Hitler und seine Schergen in der „Illegalität“ fort: Parteimitglieder organisierten sich in kleinen Kreisen und setzten sich dadurch großen Gefahren aus. Die Gestapo unterwanderte ab 1935 zunehmend mit Erfolg die entstandenen Organisationen und (Tarn-)Vereine und konnte so viele Strukturen vernichten.
Viele Sozialdemokraten wurden zunehmend desillusioniert: Sie gingen nicht mehr davon aus, aus der Illegalität und in absehbarer Zeit an den Verhältnissen in ihrer Heimat etwas ändern zu können.
Persönlichkeiten des sozialdemokratischen Widerstands
Einige ausgewählte kurze Biographien von Persönlichkeiten des sozialdemokratischen Widerstands:
Julius Leber (1912 – 1944)
- Beitritt in die SPD im Jahr 1912
- 1920 nahm er als Leutnant an der Niederschlagung des Kapp-Putsches teil.
- Verheiratet, ein Sohn und eine Tochter.
- Seit 1921 Chefredakteur des sozialdemokratischen „Lübecker Volksboten“
- 1924: Einzug in den Reichstag für die SPD, er gehörte dem Parlament bis 1933 an.
- Am 31.01.1933 griffen und verletzten ihn Nazis schwer. Ein Angehöriger des Reichsbanners schützte ihn und tötete dabei in Notwehr einen Angreifer. Das führte dazu, dass Leber wegen angeblicher Beihilfe zum Totschlag festgenommen wurde. Seine Popularität zeigt sich darin, dass tausende Lübecker Arbeiter ihre Arbeit in der Folge niederlegten, um seine Freilassung zu erreichen. Am 16.02. wurde er gegen eine hohe Kaution auf freien Fuß entlassen.
- Die Nationalsozialisten inhaftierten Leber aber kurz darauf erneut. Erst 1937 wurde er aus dem KZ Sachsenhausen entlassen. Er nahm in der Folge wieder Kontakt zu seinem sozialdemokratischen Freundeskreis auf und wurde ein führendes Mitglied des Kreisauer Kreises: Er sollte Reichskanzler oder Innenminister nach einem erfolgreichen Umsturz werden.
- Als er im Sommer 1944 Kontakt zu Kommunisten in Berlin aufnahm, wurde er am 05.07.1944 festgenommen, da sich unter diesen ein Spitzel befand. Am 20.10.1944 wurde er vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt – das Urteil wurde noch am selben Tag vollstreckt.
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Max Westphal (1895 – 1942)
- Max Westphal engagierte sich bereits als 15-jähriger in einem sozialdemokratischen Verein. 1921 wurde er Vorsitzender der Sozialistischen Arbeiterjugend. 1927 wurde er Mitglied des Parteivorstands der SPD (zuständig für Jugendfragen).
- Er ging nach der Machtergreifung Hitlers nicht ins Exil, sondern wollte in Deutschland die Nationalsozialisten bekämpfen. Bereits 1933 wurde er 5 Monate inhaftiert. Westphal übernahm eine Sterbekasse (Versicherung, die im Todesfall meist die Beerdigungskosten übernahm), um die Verbindung zu Parteifreunden und politisch Verfolgten aufrechtzuerhalten und Unterstützung geben zu können.
- Kurz vor Weihnachten 1938 wurde Westphal erneut verhaftet und zwei Jahre im KZ Sachsenhausen festgehalten.
- In der Haft erkrankte er schwer, 1940 wurde er aus dem KZ entlassen und starb am 28.12.1942 an den Haftfolgen.
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Wilhelm Leuschner (1890 – 1944)
- Leuschner schloss sich bereits als Jugendlicher der SPD an und nahm leitende Rollen in der Gewerkschaftsbewegung ein.
- Zwischen 1928 und 1933 bekämpfte er als hessischer Innenminister die Nationalsozialisten.
- 1933 wurde Leuschner mehr als ein Jahr im KZ Lichtenburg inhaftiert.
- Nach seiner Freilassung führte er einen kleinen Betrieb und knüpfte auf Geschäftsreisen Kontakte zu politischen Freunden und dem Widerstandskreis um Beck und Goerdeler.
- Hätten die Widerständler des 20. Juli Erfolg gehabt, wäre er wohl Vizekanzler geworden.
- Nachdem das Attentat auf Hitler fehlgeschlagen war, stellte er sich am 16.08.1944 der Gestapo.
- Am 08.09.1944 verurteilte ihn der Volksgerichtshof zum Tode, das Urteil wurde am 29.09.1944 vollstreckt.
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Quellen und Leseempfehlungen
- Gedenkstätte deutscher Widerstand (sehr empfehlenswert)
- Widerstand, Opposition und Exil im Nationalsozialismus (Friedrich-Ebert-Stiftung)