Welthandel und Handelsorganisationen vom Altertum bis in die Gegenwart: Die Hanse

Hansekogge, um 1480, mit Lübecker Flaggen - Bild von Lüder Arenhold (1854-1915), Quelle: Kaiserlicher Yacht-Club Kiel, Stadtmuseum Kiel, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hansekogge_1480.jpg
Hansekogge, um 1480, mit Lübecker Flaggen – Bild von Lüder Arenhold (1854-1915), Quelle: Kaiserlicher Yacht-Club Kiel, Stadtmuseum Kiel, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hansekogge_1480.jpg

Die Hanse ist das „private“ Produkt einer seit Jahrhunderten funktionierenden Handelspolitik in Europa; gegründet 1356 / 1358, löste sie sich im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) auf. In der deutschen Geschichte ist die Hanse eine einzigartige Erscheinung, sie ist die erste Handelsorganisation modernen Zuschnitts. Aus den ursprünglich genossenschaftlichen Zusammenschlüssen von Kaufleuten im Interesse ihres Handels, vor allem im Ausland, entstand ein Städtebund aus See- und Binnenstädten.

 

Die Geschichte der Hanse

Obwohl das verwendete offizielle Gründungsjahr mit 1356 oder auch 1358 angegeben wird, kann man davon ausgehen, dass die Hanse bereits gegen Ende des 12. Jahrhunderts eine wirtschaftliche Macht darstellte.
Die deutsche Hanse entwickelte sich im 12. Jahrhundert aus den Nord- und Ostseestädten, zeitlich in etwa mit der Gründung Lübecks im Jahre 1143. Allerdings handelt es sich bei dieser frühen Hanse noch um einen losen Zusammenschluss von Kaufleuten, die ohne jede Satzung den Grundstein für eine überregionale Wirtschaftsgemeinschaft legten.

Erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts begann mit einer wirtschaftlichen Blütezeit zunächst in Nordeuropa die große Zeit der Hanse. Da verfügte die Hanse bereits über geschätzte zweihundert Mitgliedsstädte; nie wurde allerdings versucht, Mitglieder zu registrieren; niemals wurde Anfragern die Namen von Mitgliedsstädten mitgeteilt. Bei den Handelsmetropolen bestand nämlich ein großes Interesse an einer Mitgliederliste, da die Hansestädte eine nahezu vollständige Zollfreiheit genossen und man Missbrauch durch Nichtmitglieder unterbinden wollte.

 Ausschnitt aus dem Hamburger Stadtrecht von 1497, Aspekt Seerecht (Ausschnitt), Ausstellungsstück im Museum für Hamburgische Geschichte: http://www.hamburgmuseum.de, Bild von ebastian Sonntag, Orginalkünster vermutlich Absolon Stumme, https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Stadtrecht_seefahrt.jpg

Ausschnitt aus dem Hamburger Stadtrecht von 1497, Aspekt Seerecht (Ausschnitt), Ausstellungsstück im Museum für Hamburgische Geschichte: http://www.hamburgmuseum.de, Bild von ebastian Sonntag, Orginalkünster vermutlich Absolon Stumme, https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Stadtrecht_seefahrt.jpg

Das Ziel der Hanse war die Durchsetzung größtmöglicher Rechtssicherheit im Ausland und die Wahrung von Abgabeprivilegien, z.B. Zollfreiheit und Verzicht auf das Stapelrecht. Die Rechtssicherheit im Ausland war für die Hanse von existentieller Bedeutung, da die Handelswege, nicht nur die Seewege, bereits ganz Europa einschließlich Nord- und Ostsee durchquerten; z.B. nach Süden: Westfrankreich, Spanien und Portugal; nach Westen: KGR England und KGR Schottland; nach Norden: KGR Norwegen, KGR Schweden; nach Osten: Nowgorod, KGR Polen und Litauen.
Wenn auch die Hauptaufgabe der Hanse wirtschaftlicher Natur blieb, erweiterten sich die Aufgaben im Laufe der Zeit um grundsätzlich handelspolitische und diplomatische Aufgaben im Dienste der Gesamtheit. Aus dem Interessenverband wurde so eine politische Macht, die, obwohl nicht souverän, Verträge mit auswärtigen Staaten abzuschließen legitimiert war. Die Hanse besaß zudem eine eigene Gerichtsbarkeit; ihre Kontore im Ausland waren exterritoriales Gebiet.

Ein veränderndes Moment für die Machtstellung der Hanse war die Herausbildung des Welthandels im 17. Jahrhundert und die Neuordnung politischer Konstellationen als Folge des Dreißigjährigen Krieges. Die wirtschaftliche Bedeutung der Hanse schwand nach und nach, bis sie sich zu Städtepartnerschaften mit kultureller Hinwendung der Gegenwart wandelte.

 

Die Hanse in der heutigen Zeit

Und das ist „Die Hanse Heute“ – Ein aktives Netzwerk zwischen den Städten, die schon früher zum Bund der Kaufmannsstädte gehörten. Diese Neuauflage der Hanse geschah im Jahre 1980 im niederländischen Zwolle und umfasst heute 192 Städte aus 16 Ländern. Das Ziel der heutigen Hanse ist neben dem bisherigen Kultur- und Traditionsaustausch, der Wissens- und Informationstransfer. Das vorrangige Ziel gilt aber der Stärkung der Wirtschafts- und Handelskontakte. Der Kontakt für Deutschland wird vom Hansebüro beim Bürgermeister der Hansestadt Lübeck wahrgenommen.

Es bleibt festzustellen, dass die Hanse gewissermaßen als ein „privates Produkt“ begann und im Laufe der vielen hundert Jahre zu einer internationalen Organisation mit einer enormen Machtfülle heranwuchs. Im nachfolgenden Beitrag über die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt ist ein Umkehrschluss festzustellen. Denn diese Organisation entstand durch den politischen Willen vieler Akteure.

Später also mehr.

 

Dieser Artikel ist der dritte Teil der Themenreihe „Welthandel und Handelsorganisationen“ von unserer Autorin Marianne Eule. Die Autorin ist Diplom-Politologin mit den Fachbereichen Politische Wissenschaft und Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Frau Eule wurde im Sternzeichen Löwe geboren und ist der Wissenschaft (glücklicherweise) rettungslos verfallen, sodass sie auf Geschichte-Wissen einige ihrer Arbeiten veröffentlicht.

 

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