Das Hochland von Tibet entstand, als sich der Kontinent Indien unter Asien schob und dabei die Mikrokontinente Tibet und Kasachstan komplett unterschob. Sie wurden dabei z.T. gestaucht, z.T. hochgehoben, im Fall Tibets um ca. 6000m. Diese Hochebene wird von Gebirgen umgeben, die fast alle Wolken abschirmen, so dass sich ein wüstenartiges Klima entwickelte.

Der Himalaya bildet die südliche Abgrenzung Tibets. Er gliedert sich in den eigentlichen Himalaya und den geologisch älteren Transhimalaya nördlich davon. Als der Himalaya aufgefaltet wurde, flossen schon Ströme vom Transhimalaya in den Ozean zwischen Indien und Tibet (die sog. „Thetis“). Die Erosionskraft mancher dieser Flüsse konnte mit der Auffaltungssgeschwindigkeit des Himalaya Schritt halten und schuf so tiefe Täler, eines davon, das Kali-Gandhaki-Tal, ist mit annähernd 6000m das tiefste Tal der Erde.

Menschen hielten sich seit der Steinzeit dort auf, da Jagd und Viehhaltung möglich waren. In den Tälern – v.a. dem Yarlung-Tal, in dem der Tsang-po (= Brahmaputra) fließt – wurde auch Landwirtschaft betrieben, dabei jedoch die Wälder vernichtet, die sich der extrem trockenen Umgebung angepasst hatten; dadurch wurde das Klima noch trockener.

Es entwickelten sich mehrere Stämme, denen die tibetanische Mythologie göttlichen Ursprung nachsagte.

Nach der tibetanischen Historiographie beginnt die Geschichte Tibets im Jahr 127v.Chr., als der sagenhafte erste König der sog. „Yarlung-Dynastie“ – wie seine sieben direkten Nachfolger göttlicher Natur – Tibet einte.

Historisch eindeutig belegbar ist ein König von Tibet erst im frühen 7.Jh.n.Chr. Sein Sohn, Songtsen Gampo, gilt als der bedeutendste König Tibets. Er reformierte den Staat, gründete Lhasa als neue Hauptstadt, ließ aus dem Sanskrit eine eigene tibetische Schrift entwickeln, führte Masse und Gewichte ein, ließ ein Strassennetz anlegen und führte den Buddhismus ein. Doch blieb das vorerst noch auf den Hof beschränkt, das einfache Volk hing weiter mehrheitlich der Bön-Religion an, einer Naturreligion (sie hat bis heute Anhänger und hat im tibetischen Buddhismus, dem Lamaismus, viele Spuren hinterlassen).

Die Nachfolger Songtsen Gampos vergrößerten das Reich, bis es schließlich von Turkestan bis nach Bengalen reichte. Sogar die damalige chinesische Hauptstadt, Chang-an, wurde von den Tibetern erobert und der Kaiser aus der Tang-Dynastie tributpflichtig gemacht. Unter König Trisong Detsen wurde der Inder Padmasambhavas ins Land geholt, der der indisch-nepalesischen Richtung des Buddhismus zur Durchsetzung verhalf. Er integrierte auch Elemente der Bön-Religion und des indischen Tantra in den jetzt tibetischen Buddhismus.

Infolge innerer Wirren zerfiel Tibet in zahlreiche, miteinander konkurrierende Kleinstaaten.

Nach einer zweiten Welle buddhistischer Missionierung gab es zwei große Schulen in Tibet: Die mehr magisch orientierte, ältere Schule und eine neuere Richtung, die mehr das Studium der Lehre Buddhas in den Vordergrund stellte.

Im 12.Jh. gab es dann insgesamt vier Richtungen des Buddhismus in Tibet, die alle eigene Klöster unterhielten. Diese Klöster waren Zentren des geistigen Lebens bis zur chinesischen Besetzung Tibets 1959.

Nach der Eroberung Tibets durch die Mongolen wurden die Klöster auch politische Zentren, denn zwischen Tibetern und Mongolen etablierte sich eine Art gegenseitige Zusammenarbeit: Die Mongolen übten die militärische und politische Macht aus, während die Tibeter in religiösen Dingen tonangebend waren. Der Abt des Sakya-Ordens missionierte den mongolischen Hof und wurde dafür zum Herrscher über Tibet ernannt.

Doch zuerst einmal zerfiel Tibet wieder einmal in konkurrierende Kleinstaaten. Der 1357 in Osttibet geborene Tsongkhapa reformierte den tibetischen Buddhismus, der – ähnlich wie der Katholizismus in Europa – mit seinen eigenen Lehren nicht mehr viel zu tun hatte. Tsongkhapa gründete eine neue Schule innerhalb des Buddhismus, die nach ihrer gelben Kopfbedeckung „Schule der Gelbmützen“ genannt wurde. 1577 wurde das Oberhaupt der neuen Schule, Sonam Gyatso, an den Hof des mongolischen Khans Altan gerufen. Er sollte das mongolische Volk missionieren, wobei er so erfolgreich war, dass ihm Altan Khan den Titel Dalai Lama („Lehrer des Weltmeeres“ oder „Meere des Wissens“) verlieh. Um eine Ahnenreihe zu schaffen (und damit den Dalai Lama als geistigen Herrscher über Tibet zu legitimieren), wurde den beiden Vorgängern Sonam Gyatsos der Titel nachträglich zugesprochen, so dass der Neffe Tsongkhapas zum ersten Dalai Lama wurde. 1642 gelang es dem fünften Dalai Lama mit mongolischer Unterstützung, neben der geistigen auch die politische Macht in Tibet zu erringen – der Beginn des Gottkönigtums in Tibet, an dessen vorläufigem Ende das Exil des Dalai Lama steht.

Wegen der Bedrohung Tibets durch Dsungaren aus den mittelasiatischen Steppen im 18.Jh. rief der Dalai Lama die Chinesen zu Hilfe, die auch die räuberischen Nomaden vertrieben. Doch damit begann auch die Periode chinesischer Herrschaft in Tibet, auf die sich China noch heute als Rechtfertigung für die Besetzung Tibets beruft. Erst 1912, nach der nationalchinesischen Revolution, konnten die Tibeter wieder einen eigenen Staat ausrufen, der 1951 wieder am Ende war, als Truppen Mao Tsedongs die „verlorene Provinz“ wieder „heimholten“. Der 14. Dalai Lama ging 1959 ins Exil, als klar wurde, dass China die gegebenen Versprechungen zum Schutz der nationalen Identität Tibets nicht einhielt.

Tenzin Gyatzo foto 1Heute verbindet man mit Tibet vor allem das Bild des geknechtete Volkes und des Dalai Lama, der fernöstliche Weisheit und sprichwörtliche Friedfertigkeit repräsentiert. Auch mythische Orte wie Shangri-La werden in Tibet lokalisiert.

Der Urpsrung der Legende von Shangri-La liegt in dem Mythos, dass „die Reinen“ sich beim Ende der Welt in heilige Täler zurück ziehen, wo sie überleben werden. Es gibt im Himalayagebiet mehrere solcher heiligen Orte, an denen absolutes Tötungsverbot besteht und zu denen auch keine Touristen gelangen dürfen.

Heilige Orte sind für Hinduisten wie auch für Buddhisten auch energetisch definiert: So wird eine Quelle bei Muktinat, aus der neben Wasser auch Erdgas entströmt, wegen der Verbindung von Feuer und Wasser als heilig angesehen. Überhaupt stellt Wasser ein heiliges Element dar. Deshalb sind Quellen und Seen bevorzugtes Ziel von asketischen Wandermönchen („Saddhus“). Beim Fest „Shiva Ratri“ in Kahtmandu ziehen Pilger von Kathmandu aus zur Quelle großer Flüsse wie des Ganges. Auch die „Pansch Pokhan“, fünf Seen nördlich von Kathmandu, angeblich die Löcher, die Shivas Dreizack hinterlassen hat, gelten als heilig – in der wüstenhaften Umgebung kein Wunder!

Die Region Tibet, die nicht mit der heutigen chinesischen Provinz Tibet übereinstimmt, und Nepal sind heute auch touristische Ziele, v.a. für Trekkingtouristen. Sie erhoffen sich von den Touren in der gewaltigen Bergwelt des Himalaya nicht nur geistige Erleuchtung wie die Hippies der 60er Jahre, die scharenweise nach Kathmandu und Lhasa pilgerten, sondern auch das Erlebnis unberührter Natur. Für viele der hinduistischen und buddhistischen Pilgerasketen („Saddhus“), die im ganzen Himalayagebiet unterwegs sind zu heiligen Quellen, Seen und Orten, sind diese Touristen auf einer unbewussten Pilgerfahrt. Interessant wäre ein Vergleich der historischen Pilgerrouten und der modernen Wege des Trekkingtourismus.

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