216px-Song TaizuChina ist eine der Wiegen der menschlichen Zivilisation. Vor 8000 Jahren, nur wenig später als an Nil, Indus und Euphrat entdeckten die Menschen am Gelben Fluss und am Yangtse, dass man bestimmte Gräser kultivieren kann und siedelten sich in festen Siedlungen an. In den fruchtbaren Lößebenen zwischen den Flüssen Yangtse und Hwang-Ho entwickelten sich bäuerliche Gemeinschafen, die sich vor 5000 Jahren zur Abwehr der von außen herandrängenden Hirtenvölker zu ersten staatlichen Gebilden zusammen schlossen. Im Norden sahen die Chinesen dabei immer ihr Kernland, weswegen 1274 die Eroberung Nordchinas durch die Mongolen unter Dschinghis Chan einer nationalen Katastrophe gleichkam. Als dann unter Kublai, dem Enkel des grossen mongolischen Eroberers, auch noch Südchina erobert wurde, war das für die Chinesen wie ein Weltuntergang. Ihr Land, das Zentrum der Welt, in der Hand von Barbaren!

Die Dynastie, die 1274 in Südchina gegen die Mongolen unterlag, war die Sung Dynastie. Ihr letzter Kaiser war ein fünfjähriges Kind, und Wen Tianxiang, der Erste Berater des Kaisers führte den Abwehrkampf gegen die Mongolen. Zusammen mit der Mutter des Kaisers war es Wen gelungen, 200 000 Männer zu den Waffen zu rufen, doch gegen die Grausamkeit der Mongolen war kein Kraut gewachsen. Nach der Eroberung Changzhous, nur 150km nördlich der Hauptstadt Südchinas, wurden mehrere hunderttausend Einwohner der Stadt hingeschlachtet und ihre Leichen zu einem Hügel aufgehäuft, der zwölf Meter hoch war und eine Fläche von 4000 Quadratmetern bedeckte. Nachdem Wen gefangen genommen worden war, ergab sich die Kaiserinwitwe mit ihrem Sohn. Wen jedoch gelang die Flucht, und zusammen mit einem Halbbruder des Kaisers stellte er sich der Aufgabe, die Invasoren zu bekämpfen. Er verlor dabei alles: Sein grosses Vermögen, seine Frau, Töchter und Söhne und sein Ansehen unter den kriegsmüden Chinesen. Wens arrogantes Wesen tat ein übriges. Bei einer Seeschlacht vor der Küste Chinas stellten sich die Chinesen ein letztes Mal den Mongolen und ihren Verbündeten. Rund 1000 Schiffe, zum grössten Teil durch Tretschaufelräder angetrieben, waren zu einem Bollwerk verkettet worden, doch die Mongolen setzten modernste Kriegs-technik ein, und ihren von Katapulten geschleuderten Feuerbomben, den mehrstufigen Raketenpfeilen und Pfeilschauern konnten die Schiffe nicht widerstehen. Eines nach dem anderen holte die Flagge ein, nur wenigen gelang die Flucht. Zuletzt sprang Wen zusammen mit dem jungen Kaiser in die Fluten. Das schwere Kaisergewand aus Seide und das goldene Reichssiegel zog den letzten Spross der Sung-Dynastie in die Tiefe. Zusammen mit ihm gingen fast 100 000 Getreue in den Tod – die meisten freiwillig – dem Rest stand die Gefangenschaft bevor. Unter den Gefangenen befand sich auch Wen, der von den Mongolen aus dem Wasser gezogen wurde.

China fiel unter mongolische Fremdherrschaft, doch im Unterschied zu früheren Eroberern gelang es den Mongolen nie, sich in die chinesische Gesellschaft einzugliedern. Immer blieben sie die verhassten Fremdherrscher, mit denen die Chinesen nichts zu tun haben wollte. In dieser dunklen Stunde zeigte China die Stärke einer alten Kultur. Der Anbiederung der Eroberer setzte es Verachtung gegenüber, und obwohl Kublai Khan viele Male versuchte, den alten Wen für sich zu gewinnen, widersetzte sich der stolze Chinese; zu verhasst waren ihm die Barbaren aus dem Norden. Von seiner Hauptstadt Peking aus beherrscht Kublai China, aber nie gewann er es. Für die Verwaltung gewann er wenige Chinesen, die prompt von ihren Volksgenossen als Verräter angesehen wurden. Ihm dienten neben Mongolen auch Moslems und Buddhisten, und ein Europäer, der dazu beitrug, ihn im Westen berühmt zu machen: Marco Polo.

Erst 1368, nach fast 100 Jahren der Unterdrückung und Entmündigung, gelang es der Ming-Dynastie, die Mongolen zu vertreiben. Eines ihrer grössten und berühmtesten Werke zeugt davon, dass man aus den Fehlern der Sung-Dynastie, die anfangs mit den Mongolen gegen das nördliche China paktiert hatte, gelernt hatte: Sie errichteten die Grosse Mauer, das einzige menschliche Bauwerk, das sogar vom Mond aus sichtbar ist, um gegen zukünftige Einfälle aus den Steppen der Mongolei gewappnet zu sein.

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