
Maria Telkes war eine Vorreiterin auf dem Gebiet der Solarenergie. Früh erkannte sie das Potenzial der Sonne als verlässliche und saubere Energiequelle. Der Bau des ersten solarbetriebenen Hauses Ende der 1940er Jahre sorgte für weltweites Aufsehen – und machte sie zur “Sonnenkönigin”.
Maria Telkes wurde am 12. Dezember 1900 in Budapest geboren. Sie studierte Physikalische Chemie. Mit 24 Jahren wurde sie promoviert. Im Anschluss reiste sie in die USA, um Verwandte zu besuchen.
Von Ungarn in die Vereinigten Staaten
Während ihres Aufenthalts wurde ihr ein Job als Biophysikerin bei der Cleveland Clinic Foundation angeboten. Sie nahm das Angebot an und blieb in den USA. Später arbeitete sie als Forschungsingenieurin an der Umwandlung von Wärme zu elektrischer Energie.
Zu einer Zeit als Nachhaltigkeit und der Schutz der Umwelt noch kaum im öffentlichen Bewusstsein waren, erkannte sie das Potenzial der Sonne:
“Die Sonne ist die größte ungenutzte Energiequelle der Welt und ihre Nutzung sollte eines unserer wichtigsten und erfolgversprechendsten Projekte sein.”
Sie begann, sich intensiv mit den Nutzungsmöglichkeiten von Solarenergie auseinanderzusetzen. Als sie vom “Solar Energy Conversion Project” des Massachusetts Institute of Technology (MIT) erfuhr, bewarb sie sich an der renommierten Universität. Sie bekam ein Jobangebot und wechselte 1939 dorthin.
Im Zuge des Zweiten Weltkriegs, in den die USA 1942 nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour eingetreten waren, benötigte die Regierung Wissenschaftler, um die Entwicklung kriegswichtiger Technologien voranzutreiben.
Maria Telkes war eine Vorreiterin
Während dieser Zeit erfand Maria Telkes ein Solar-Destilliergerät. Das mit Sonnenlicht betriebene Gerät wandelte salziges Meerwasser in Trinkwasser um. Sie meldete ein Patent an und das Destilliergerät wurde Bestandteil der standardmäßigen Notfallausrüstung des US-Militärs.
1945 wurde sie zur außerordentlichen Professorin am MIT ernannt. Sie vertiefte ihre Forschung und fokussierte sich auf die Speicherung von Energie – bis heute eine zentrale Herausforderung.
Das Dover Sun House
1948 startete sie ihr bekanntestes Projekt: Den Bau des ersten ausschließlich mit Solarenergie beheizten Hauses der Welt. Weil sie vom MIT keine Unterstützung dafür erhielt, musste sie die Finanzierung des “Dover Sun House” – benannt nach dem Ort, an dem es errichtet wurde – mit externen Sponsoren bewerkstelligen.
Es gelang Telkes, zwei weitere Frauen für ihr Vorhaben zu gewinnen: Amelia Peabody, eine Bildhauerin aus Boston, übernahm die Kosten. Die Architektin Eleanor Raymond entwarf das neuartige Gebäude.
An der Südseite hatte das Haus eine Front aus 18 doppelt verglasten Fenstern. Die Luft zwischen den Glasscheiben erhitzte sich durch das Sonnenlicht und wurde mithilfe von Ventilatoren in mehrere Lagerbehälter geleitet.
In den Lagerbehältern befand sich sogenanntes Glaubersalz, eine Chemikalie, die Wärme besonders gut speicherte. Mit diesem Speicherverfahren war es Telkes‘ Berechnungen zufolge möglich, das Haus an zehn aufeinanderfolgenden Tagen ohne Sonnenlicht zu beheizen.
Nach der Fertigstellung zog die Familie Nemethy, die mit Maria Telkes verwandt war, in das Haus ein. Das Konzept wurde ein großer Erfolg: Über zwei Jahre lang lebte die Familie im Dover Sun House, das Interessierten für Besichtigungen offenstand.
Diverse Zeitungen berichteten ausführlich über das innovative Wohnhaus, das Telkes den Titel “Sonnenkönigin” einbrachte.
Trotz des Erfolgs war die fortschrittliche Heizkonstruktion fehleranfällig: Im dritten Winter verflüssigte sich das Glaubersalz, die Lagerbehälter korrodierten und das Heizsystem ging kaputt. Das Haus musste um eine herkömmliche Öl-Heizung ergänzt werden.
Das Modellhaus war nicht für die Serienproduktion geeignet und somit wesentlich teurer als herkömmliche Heizungen.
Obwohl die Technologie nicht vollständig ausgereift war, war Maria Telkes’ Arbeit wegweisend für die späteren Entwicklungen auf dem Gebiet der Solarenergie.
Lebensende
Später forschte sie an verschiedenen Universitäten, baute weitere solarbetriebene Häuser und arbeitete in der Industrie. Maria Telkes starb im Dezember 1995, kurz vor ihrem 95. Geburtstag.
Für ihre Errungenschaften wurde sie 2012 in die amerikanische National Inventors Hall of Fame aufgenommen.
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Jeden Sonntag schreibt Leo Dihlmann den historischen Newsletter „Zeitsprung“. Darin widmet er sich historischen Persönlichkeiten, an die sich nur wenige Menschen erinnern. Dieser Text ist zuerst dort erschienen.