Die schrecklichen Bilder vom 22. November 1962 gingen um die Welt: Der Präsident John F. Kennedy tödlich von zwei Gewehrkugeln getroffen, sein blutiger Kopf auf dem Schoß der First Lady Jacqueline Kennedy, die verzweifelt die Blutung zu stillen versucht und hilflos zusehen muss, wie ihr Mann stirbt.
Diese Tragödie ereignete sich nur 4 Monate nach dem Tod des jüngsten Kindes von John und Jacqueline Kennedy, dem nur wenige Stunden Leben vergönnt waren. Wie reagiert ein Mensch auf solche Schicksalsschläge? Jacqueline Kennedy schrieb später einem engen Freund, sie wolle ihrer Vergangenheit und dem Schmerz entfliehen. Dennoch begründete sie in den Tagen nach dem Attentat trotz der Trauer und des Schocks den Mythos JFK und machte den Präsidenten für die Nachwelt unsterblich.
Pablo Larraín erzählt in seinem neuesten Film „Jackie“ die Geschichte der Jacqueline Lee Bouvier Kennedy Onassis, die als Ehefrau des US-Präsidenten John F. Kennedy zu einer Stilikone wurde und von Millionen Menschen bewundert und gefeiert wurde. Ihr Leben war von Höhen und Tiefen begleitet und gleicht einer Tragödie der Antike.
Für die Hauptrolle der Jackie Kennedy konnte Larraín Natalie Portman gewinnen – eine Charakterschauspielerin, die mit ihrer unglaublichen Schönheit und ihrem eindrücklichen Spiel dem Film ein eigenes Gepräge gibt.
Im Zentrum des Films stehen die Ermordung des Präsidenten und die Tage bis zu dessen Beisetzung aus Sicht von Jacqueline Kennedy. Wer war diese Frau, die neben ihrem Ehemann saß, als dieser erschossen wurde, die im von Blut überströmten Kleid wenige Stunden später der Vereidigung des neuen Präsidenten Lyndon B. Johnson beiwohnte, die die historische Wertung der Präsidentschaft ihres Mannes wesentlich und nachhaltig prägte und dadurch selbst zu einer Ikone ihrer Zeit wurde?
Pablo Larraín gelingt es, diese bekannte Unbekannte anhand der bedeutendsten Stunden ihres Lebens seinen Zuschauern in sehr intimen und kraftvollen Szenen näher zu bringen.
Denn es war Jackie, die gegen den Willen der Administration ein öffentliches Staatsbegräbnis durchsetzte, an dem über hundert Regierungs- und Staatschefs teilnahmen und das Millionen Menschen verfolgten. Von der dunkelsten Stunde ihres Lebens an ließ sie sich nicht von der Trauer überwältigen, sondern setzte alles daran, dass die Präsidentschaft ihres Mannes nicht in Vergessenheit geriet. Jackie war es auch, die nur wenige Wochen nach dem Tod des Präsidenten dem Reporter des Life Magazine Theodore H. White ein Interview gab, in dem sie den Mythos Camelot prägte und so bewusst eine Legende um die Kennedy-Präsidentschaft schuf: Noch heute wird die Zeit der Kennedy-Administration als Camelot beschrieben – als Hort der Kultur, Schönheit und des Idealismus.
Die Bestimmtheit und Durchsetzungsstärke von Jackie Kennedy wird in dem Film von Larraín beinahe greifbar: Bewusst trägt sie das mit Blut überspritzte Kleid auch noch Stunden nach dem Attentat, um der amerikanischen Bevölkerung die Folgen vor Augen zu führen. Das Angebot von Beruhigungspillen lehnt sie ab und kann so eine entscheidende Rolle in den Planungen des Begräbnisses ein. Mit eiserner Disziplin nimmt sie sich ihrer Bürde an und nur ein einziges Mal erlebt man Jackie wirklich verletzlich: Als sie allein in den weiten Hallen des Weißen Hauses wandelt und mit Alkohol und Tabletten ihren Schmerz zu stillen versucht.
Es ist ein besonderer Verdienst von Larraín, dass er die verschiedenen Facetten des Charakters von Jacqueline Kennedy herausarbeitet: Der kühlen und rationalen Witwe, die mit aller Macht die Deutung der Präsidentschaft bestimmen möchte, steht die unsichere und schüchterne Jackie gegenüber, die nach dem Wahlsieg die Herzen der Amerikaner verzaubert und im Schatten ihres Ehemannes steht.
Jackie hat den Mythos Kennedy geschaffen – noch heute wird jede Präsidentenfamilie an den Kennedys gemessen. Die Tragödien ihres Lebens haben gleichzeitig eine Legende begründet. Mit großem Einfühlungsvermögen und Intelligenz nimmt dieser Film diese Aspekte auf und macht ihn zu einem großartigen Werk über diese faszinierende Frau.
Mehr Informationen erhalten Sie hier. Der Film ist auf DVD erhältlich.