Zum DVD-Start der Mini-Serie Ku’damm, die ab heute im Handel erhältlich ist, möchten wir Ihnen die Handlung um die Familie Schöllack vorstellen, die im Berlin der 50er Jahren spielt. Die Serie wurde vor einigen Wochen bereits im ZDF ausgestrahlt.
Das gesellschaftliche Klima der 50er
Im Zentrum der Handlung steht die Matriarchin Caterina Schöllack mit ihren 3 heranwachsenden Töchtern – als Leiterin einer Tanzschule führt sie die Familie eisern in einer Zeit, in der die Geschlechterrollen vorgegeben zu sein scheinen. So ist es der Mutter größtes Ziel, ihre Töchter zu verheiraten: Die älteste Tochter, die sich am ehesten den gesellschaftlichen Konventionen beugt, hat dabei vordergründig ein glückliches Leben gewählt, indem sie einen jungen, angehenden Staatsanwalt aus alter Familie heiratet. Auch die jüngste Tochter scheint ihrem Ziel der Heirat eines angesehenen Professors immer näher zu kommen. Einzig die – auch schon optisch aus dem Trio herausfallende – Monika begehrt gegen die Erwartungen der Mutter und der Gesellschaft auf.
Dabei wird der gesellschaftliche Klima geschickt auf am Thema Rock ’n‘ Roll aufgezeigt – das Alte und Traditionelle, das durch die Tanzschule und die Mutter verkörpert wird, trifft auf die lebhafte Monika, die Rock ’n‘ Roll liebt und in dieser neuen Jugendbewegung aufgeht. Heute lächerlich regen die Kommentare der damaligen Zeit an, die im Rock ’n‘ Roll einen Sittenfall der Jugend sahen.
Auf der anderen Seite wird auch die Scheinheiligkeit dieser Generation deutlich, die sich über die Freizügigkeit der Jugend empörte, ihre eigene Vergangenheit aber unter Prüderie vergruben. So auch die Familie Schöllack, die die Tanzschule auf Kosten der einstigen jüdischen Eigentümer erlangte und so eindeutige Profiteure des NS-Terrors waren.
Sicherlich mag es auch ein nachvollziehbarer menschlicher Reflex sein, in Zeiten größter Unsicherheit das Vergangene bewahren zu wollen – dieser Kontrast wird in der Serie deutlich.
Eindrucksvolle Bilder und opulente Kostüme
Auch wenn die Handlung anfangs stark vorgezeichnet wird, baut die Serie einen klaren Spannungsbogen auf – zudem besticht der Film durch eindrucksvolle Bilder im Nachkriegs-Berlin: Auf der eine Seite der prosperierende Ku’damm, dem aber die zahllosen zerstörten Gebäude gegenüberstehen. Wunderbar ist auch hier die filmische Umsetzung, als die behütete Tochter Monika aus der altehrwürdigen Tanzschule ihren Tanzpartner besucht, der in einer Bombenruine haust.
Wie meist bei derartigen Filmen sind die Kostüme aufwendig und opulent gestaltet – man fühlt sich in die Zeit der 50er Jahre zurückversetzt. Den Masken- und Kostümbildnern kann hier kein Vorwurf gemacht werden.
Zu viele Handlungsstränge
Allerdings ist den Machern der Vorwurf zu machen, dass sie zu viele Aspekte dieser Zeit in ihre Handlung aufnehmen möchten. Als Vorbild diente wohl Mad Men, die preisgekrönte US-Sendung, die Maßstäbe setzte. Auch wenn hier nicht in den vielbeschworenen Chor eingestimmt wird, dass deutsche Filmemacher nicht an die Qualität der US-amerikanischen Serienmacher herankämen, ist doch zu bemerken, dass sich Mad Men über mehrere Staffeln die Zeit nimmt, ihre Charaktere sich entwickeln zu lassen. Das ist – schlicht und ergreifend – in 3 Teilen à 90 Minuten nicht möglich.
Gerade das hätte der Serie aber an Bedeutung verliehen: Es sind viele interessante Aspekte erkennbar – die Homosexualität des angehenden Staatsanwalts, die nationalsozialistische Vergangenheit, der sich eröffnende Ost-West Konflikt… Allein: Jedes Thema wäre für sich genommen schon eine eigene Serie wert gewesen.
Festzuhalten bleibt schlussendlich, dass den Regisseuren hier eine spannende Mini-Serie aus dem Berlin der 50er Jahre mit tollen Schauspielern, wunderbaren Bildern und tollen Kostümen gelungen ist. Tiefgang, wie ihn beispielsweise die Serie Weissensee durchaus hat, ist aber zu bemängeln. Sehenswert ist Ku’damm 56 jedoch allemal.
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