Es gibt nur noch wenige Menschen, die den II. Weltkrieg bewusst miterleben mussten. Damit schwindet auch von Jahr zu Jahr die Gelegenheit, deren Erlebnisse zu erfahren und von diesen Menschen mit ihrer Geschichte und ihren Erfahrungen zu lernen. Matias Luge, der als Produktionsleiter den Dreh zahlreicher Werbefilme betreute, nutzte sein berufliches Fachwissen und verarbeitete die Erzählungen seines Großvaters über dessen Kindheit während des II. Weltkriegs zu einer sehenswerten Dokumentation.

Aus erlebter Vergangenheit beginnt Geschichte zu werden – aus einer Ansprache von Bundespräsident Roman Herzog zum Staatsakt anlässlich des 50jährigen Bestehens der Bundesrepublik Deutschland im Reichstagsgebäude zu Berlin am 24. Mai 1999

 

Matias Luge ist 1990 in Argentinien geboren, seine Familie mütterlicherseits stammte aus Deutschland. Nach der Scheidung seiner Eltern wurde er im Haushalt seiner Großeltern erzogen, bis diese sich im Jahr 1999 entschieden, wieder zurück nach Deutschland zu ziehen – nach 16 Jahren in Argentinien.

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Rudolf Bentler, der in der Dokumentation seine Erinnerungen mit den Zuschauern teilt. (c) Matias Luge

Luges Großvater Rudolf Bentler, der in der Dokumentation seine Erinnerungen mit den Zuschauern teilt, wurde 1930 in Merkelbach geboren und lernte dort auch seine spätere Frau kennen, die als Flüchtling im II. Weltkrieg ebenfalls dorthin kam. Nach der Rückkehr nach Deutschland ließen sie sich letztlich in Hachenburg nieder, das nur wenige Minuten von Merkelbach entfernt ist.

 

Erinnerungen eines Zeitzeugen für die Nachwelt bewahren

Wir haben Matias Luge gebeten, zu erzählen, warum er sich für diese aufwändige Produktion entschieden und welche Mittel er hierzu genutzt hat:

Ich hatte inzwischen – nach einem Biochemie-Studium in Tübingen – im Filmgeschäft Fuß gefasst und arbeite in München als Produktionsleiter in einer Werbefilmproduktion. Trotzdem ging ich meine Großeltern regelmäßig besuchen und wir unternahmen Ausflüge in die Umgebung, wie Detmold, Hameln etc. Dabei erzählte mein Opa gerne aus seiner Kindheit und Jugend, sowohl über die schönen als auch die dramatischen Ereignisse.

Eines Tages bekam ich einen Anruf, dass er einen Schlaganfall erlitten hat – ich reiste zu meinen Großeltern und besuchte ihn im Krankenhaus. Zum Glück hatte der Schlaganfall letzlich keine schwerwiegenden Folgen, er konnte das Krankenhaus nach wenigen Tagen wieder verlassen. Aber er war seitdem als Diabetiker auf die regelmäßige Injektion von Insulin angewiesen. Mir wurde bewusst, dass mein Opa vielleicht nicht mehr viel Zeit hat und ein weiterer Anfall jederzeit möglich ist. Ich fasste den Entschluss, seine Erinnerungen als Zeitzeuge für die Nachwelt aufzubewahren – auch oder gerade weil es Erinnerungen eines Kindes abseits der großen Schlachten sind. Ich bat ihn, mir erneut über seine Kindheit zu erzählen, die in so geprägt hat, und nahm dies auf meiner Spiegelreflexkamera auf. Aus diesen Aufnahmen und zusätzlich recherchierte Bilder aus verschiednen Archiven und Sammlungen entstand schließlich in mehrmonatiger Arbeit diese Dokumentation.

Die Bilder erhielten mit dem Programm After Effects einen räumlichen Effek, sodass die Kamera quasi „hineinfahren“ kann – sie bekommen dadurch einen lebendigenen, gegenwärtigen Charakter, selbst wenn die Dargestellten Ereignisse lange zurückliegen.

Schließlich soll dieser Film auch als Ansporn für andere dienen, die Erinnerungen ihrer noch lebenden Großeltern/Verwandten aufzuzeichnen. Der Film wurde ohne große finanzielle Mittel oder Ausrüstung erstellt – es braucht nur entsprechende Zeit und Ausdauer 🙂

Besonderer Dank gilt schließlich den Bildarchiven, die historische Aufnahmen zur Verfügung gestellt haben: Stadtverwaltung von Hachenburg und Koblenz, Gemeinde Merkelbach, Timeline Images und die Osnarbrücker Bunkerwelten – und Geschichte-Wissen für die Veröffentlichung dieses Artikels.

 

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