Die literarische Epoche des „Jungen Deutschland“
„Dir, junges Deutschland, widme ich diese Reden, nicht dem alten.
Ein jeder Schriftsteller sollte nur gleich von vornherein erklären, welchem Deutschland er sein Buch bestimmt und in wessen Händen er das Selbe zu sehen wünscht (…).“
Ludolf Wienbarg, germanistische Antrittsvorlesung, 1834 Kiel
Die Autoren des „Jungen Deutschland“ standen in einem losen Kontakt zueinander und wurden als radikal- freiheitliche Dichtergruppe des Vormärz bezeichnet. Die Gemeinsamkeiten der Schriftsteller bestanden in den Themengebieten über die sie schrieben und zwar Ablehnung des absolutistischen Staates, Eintreten für Meinungsfreiheit, Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Emanzipation der Frau.
Hintergründe der Zeit
Auf dem Wiener Kongress 1815 haben die europäischen Mächte unter Geschäftsführung des Fürsten Metternich die Neuordnung Europas durch Wiederherstellung („Restauration“) des politischen Zustands von 1792 vorgenommen. Die Bürger blieben weiterhin Untertanen erhoben aber auf Grund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung, ermutigt durch die Julirevolution 1830 in Paris, Anspruch auf politische Mitsprache, da sie sahen, dass es möglich ist, einen König, der sich nicht an die Verfassung hält, abzusetzen und durch einen „Bürgerkönig“ (Louis Philippe) auszutauschen.
Einflüsse auf die Literatur
Nach dieser Erkenntnis wuchs die Unzufriedenheit mit den politischen Verhältnissen und es entstand ein Publikum für Literatur, in der Kritik an den sozialen und politischen Zuständen in Deutschland geübt wurde. Die Autoren solcher kritischen Veröffentlichungen heben sich in den 30er und 40er Jahren des 19. Jahrhunderts deutlich von den übrigen literarischen Richtungen ab, welche die klassische oder romantische Tradition fortsetzten. Diese kritischen Autoren werden unter dem Begriff des „Jungen Deutschland“ zusammengefasst. Das Prinzip der Parteinahme in die Literatur war eingeführt. Der Deutsche Bundestag reagierte darauf mit Publikationsverboten, die Begründung lautete:
– die christliche Religion würde angegriffen werden
– soziale Verhältnisse würden herabgewürdigt werden
– Zucht und Sittlichkeit würden zerstört werden
1832 starb mit Goethe die Kunstperiode der Klassik und die Autoren fingen an „ihre Kunst [nicht mehr] von der Politik des Tages zu trennen“. Sie behandelten Themen ihrer Gegenwart in verständlicher Weise und in kritischer Absicht. Es änderte sich auch die Arbeitsweise der Schriftsteller. Früher schrieben sie im Auftrag eines Adligen für ein begrenztes Publikum und nun begannen sie ihren Lebensunterhalt als Journalisten zu verdienen. Die literarischen Zentren verlagerten sich von den Residenzen in die Großstätte (Köln, Berlin, Hamburg). Sie stellten ihre journalistischen Beiträge gleichberechtigt neben die Poesie. Jedoch waren sie sich ihrer inneren Zerrissenheit bewusst, da sie zwischen dem Idealismus der „Kunstperiode“ und den realen Veränderungen ihrer Gegenwart standen.
Stilmerkmale des „Jungen Deutschland“
Aus ihren Texten spricht Wut über das Elend der Menschen wie der Wille, dagegen anzukämpfen. In der Epoche, des „jungen Deutschlands“ gab es drei Gattungen:
-Lyrik: die Autoren stellten politische Probleme, Herrschaftsverhältnisse,
Scheitern von Berufsplänen, unglückliche Liebe in ihren Gedichten dar.
-Dramen: die gesellschaftliche Realität wird zum beherrschenden Thema, die Stücke bestehen aus offenen Fragen und einer ungegliederten Szenen Abfolge.
-journalistische Formen: die Autoren konnten ihre Werke wegen der staatlichen Zensurbehörde nicht offen an die Bürger bringen. Sie schrieben Werke, in denen sie indirekt die Bürger über ihre Meinung informierten.
Wichtige Autoren und ihre Werke
Heinrich Heine (1797-1856):
-wurde in Düsseldorf geboren, das damals noch französisch war
-Sohn eines jüdischen Kaufmanns
-1816 Kaufmann bei seinem Onkel in Hamburg
-1825 Jurastudium mit Promotion (Doktorarbeit) abgeschlossen
-ging 1831 als Journalist nach Paris
-mehrere Deutschlandreisen
-1837 erkrankte er an Rückenmarksschwindsucht.
Werke: –1826-30: Reisebilder (insgesamt drei Bände)
-1834-36: Der Salon (auch drei Bände)
-1821-54: verschiedene Gedichte und Tragödien
Georg Büchner (1813-1837):
-wurde als Arztsohn in Hessen geboren
-Studium der Medizin
-1843 Gründung einer „Gesellschaft für Menschenrechte“
-politische Flugschrift „ Der hessische Landbote“
-1835 Haftbefehl, Flucht nach Straßburg
-Promotion zum Dr. med. in Zürich
-1837 Tod durch Typhus
Werke: –1830: Rede zur Verteidigung des Cato von Utika
Über den Traum eines Akadiers
(beides noch aus seiner Schulzeit)
-1835: Dantons Tod (seine erste Tragödie)
Karl Ferdinand Gutzkow (1811-1878)
-wuchs in Berlin in ärmlichen Verhältnissen auf
-Sohn eines gelernten Maurers der bei Prinz Wilhelm von Preußen als Stallmeister arbeitete
-studierte Philosophie, Theologie und Rechtswissenschaft
-gab schon als Student die Zeitschrift „Forum der Journal-Literatur“ heraus
-schrieb für zahlreiche Journale und Zeitungen
-zog oft um und hatte psychische Probleme
-starb schlafend bei einem Schwelbrand
Werke: -1833: Maha Guru (erster Roman)
-1835: Wally die Zweiflerin (wurde in Preußen verboten)
-1852: Unterhaltung am häuslichen Herd (Wochenzeitschrift)
Ziel des „Jungen Deutschland“
Den Riss zwischen der gebildeten und ungebildeten Gesellschaft zu schmälern und den Idealismus abzuschaffen, dem Menschenverachtung vorgeworfen wurde. Die Gesellschaft aufzurütteln und den Menschen klar zu machen, dass sie selbst an der Politik teilhaben können. Außerdem wollten sie die Menschen über die Verhältnisse des Staates und der Gesellschaft informieren.