Fortsetzung von: Hintergründe des Attentats von Sarajevo

 

Princip

Die Idee und die Vorbereitungen zum Attentat wurden von den führenden Köpfen des serbischen militärischen Geheimdienstes getroffen – insbesondere vom Chef dieses Geheimdienstes Dragutin T. Dimitrijević – auch Apis genannt, als der führende Kopf hinter der Verschwörung. Um zu verhindern, dass irgendeine Verbindung zur serbischen Regierung hergestellt werden konnte, übernahm ein ehemaliger Partisan namens Voja Tankosić die Aufgabe, Mitglieder der nationalistischen serbisch-bosnischen Jugendorganisation „Mlada Bosna“ (Junges Bosnien) dafür zu rekrutieren. Es waren Gavrilo Princip (19), Nedeljko Čabrinović (19) und Trifun „Trifko“ Grabež (18). Die serbische Regierung selbst war in diese Angelegenheit zwar nicht verstrickt, jedoch wussten der serbische Ministerpräsident und mehrere Minister und Militärangehörige von einzelnen Vorgängen der Verschwörung.

 

Mlada Bosna

Die Organisation wurde 1893 in Mostar als Bewegung von Schülern und Studenten gegründet. Der Name der Bewegung wurde 1907 erstmals erwähnt, setzte sich aber erst nach 1918 durch. Die anti-klerikale, serbisch-nationalistische revolutionäre Bewegung war vor allem im von Österreich-Ungarn verwalteten bzw. annektierten Bosnien-Herzegowina aktiv. Ziel der Bewegung war insbesondere die Stärkung des serbischen Nationalbewusstseins und der Zusammenschluss der südslawischen Provinzen Österreich-Ungarns und letztlich die Gründung eines gemeinsamen Jugoslawien nach der Befreiung von den Habsburgern.
Die Mitglieder der Organisation kritisierten den Konservativismus und das hohe Analphabetentum in der bosnischen Bevölkerung. Sie riefen zum Widerstand gegen autoritäre Machtstrukturen und das jesuitische Schulwesen Österreich-Ungarns sowie für die Gleichberechtigung von Frauen auf.

 

Die „Schwarze Hand“

Hierbei handelte es sich um einen Geheimbund serbischer Nationalisten, der sich zum erreichen seines Zieles – ein großserbischer Nationalstaat unter Einbeziehung Bosnien-Herzegowinas – auch terroristischer Mittel bediente. Der ursprüngliche Name der Organisation war „Vereinigung oder Tod“, in der sich 1911 ganz überwiegend Offiziere der serbischen Armee zusammenschlossen. So war zur Zeit des Attentats von Sarajevo der Chef des serbischen Militärgeheimdienstes, Dragutin Dimitrijević („Apis“), zugleich auch ein führendes Mitglied der „Schwarzen Hand“.

Ein Vorgängerzirkel der „Schwarzen Hand“ unter Dragutin Dimitrijević verübte bereits 1903 erfolgreich ein Attentat auf den pro-habsburgischen serbischen König Aleksandar Obrenović und seine Gattin Königin Draga Mašin.
Ein weiteres Attentat scheiterte 1910 auf den Verwalter in Bosnien, Marijan Freiherr Varešanin von Vareš. Er überlebte das Attentat, während sich der Attentäter Bogdan Žerajić anschließend selbst erschoss.
1911 plante „Apis“ sogar ein Attentat auf Kaiser Franz Joseph I., das jedoch nicht ausgeführt wurde.
1914 folgte dann schließlich das erfolgreiche Attentat auf das österreich-ungarische Thronfolgerpaar, das zum Anlass für den Ersten Weltkrieg genommen wurde. Laut den Ausführungen des Historikers Christopher Clark in seinem Werk „Die Schlafwandler“ operierte die Organisation so geheim, dass selbst der Attentäter Princip nicht wusste, dass sein Führungsoffizier Ciganović der „Schwarzen Hand“ angehörte.
In der Folgezeit erkannte die serbische Regierung die Gefährlichkeit eines solchen Geheimbundes und entschloss sich zu dessen Zerschlagung. Alle Mitglieder der „Schwarzen Hand“ wurden 1917 unter der Anschuldigung verhaftet, die Ermordung des serbischen Prinzregenten Aleksandar Karađorđević geplant zu haben. In einem Schauprozess wurden „Apis“ und zwei weitere Offiziere zum Tode verurteilt, die übrigen Angeklagten erhielten langjährige Haftstrafen, wurden später jedoch amnestiert.

 

Weitere Informationen: Dieser Text ist ein Auszug aus der Magazin-Ausgabe „Beginn des ersten Weltkriegs“. Auf 30 Seiten erfahren Sie alles Wissenswerte für die Schule, die Universität und die Allgemeinbildung. Mehr erfahren Sie hier.

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