Der Buchdruck ist wohl eine der bedeutendsten Erfindungen der Menschheit. Gesellschaftliche Umwälzungen sind eng mit ihm und der dadurch ermöglichten massenhaften Verbreitung von Schrifterzeugnissen verbunden. In diesem Artikel geben wir einen kurzen Überblick.

Das Bild zeigt einen Drucker in historischer Berufstracht an der Gutenbergpresse. Bild von Bundesarchiv, Bild 183-R67584 / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons
Das Bild zeigt einen Drucker in historischer Berufstracht an der Gutenbergpresse. Bild von Bundesarchiv, Bild 183-R67584 / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons

Erste Holzdrucke in China

Höhlenmalereien sind die ersten schriftlichen Zeugnisse der Menschheit. Insbesondere in Frankreich und Spanien konnten Malereien entdeckt werden, die wohl vor über 40.000 Jahren gefertigt wurden. In diesen verarbeiteten die Menschen ihre Religion, Geschehnisse, Träume und Erfahrungen. Diese piktographische Darstellung wurde im Nahen Osten, vor allem in Mesopotamien und Ägypten, von der Keilschrift etwa 3.000 bis 2.000 v. Chr. abgelöst.

Diese ersten alphabetischen Schriften (in Ägypten die bekannten und erst im 19. Jahrhundert „entschlüsselten“ Hieroglyphen) ermöglichten eine sichere Weitergabe von Informationen. Dabei war das Schreiben und Lesen jedoch über viele Jahrhunderte hinweg nur einer kleinen Elite vorbehalten – noch im Mittelalter war die breite Gesellschaft nicht alphabetisiert und auf Vorleser angewiesen. Selbst unter dem Adel galten aufwendige Manuskripte als Luxusgut, da jedes Exemplar handschriftlich gefertigt werden musste. Im Mittelalter vervielfältigten vor allem Mönche die Schriften in den Skriptorien der Klöster.

 

Buchstaben aus Blei

Heute ist es kaum mehr vorstellbar, dass selbst Bücher wie die Bibel damals komplett mit der Hand abgeschrieben werden mussten, um ein Exemplar zu vervielfältigen. Mönche aus aller Welt verbrachten teils ihr ganzes Leben mit dem Abschreiben einer einzigen heiligen Schrift. Schnelle Abschriften waren dabei häufig ungenügend, denn Leserlichkeit und eine saubere Federführung blieben essentiell. Eine gängige Methode bis Johannes Gutenberg um 1450. nach Chr. den modernen Buchdruck mit beweglichen Bleibuchstaben begründete. Ein System, welches die übliche Produktion von Büchern und Flugblättern nicht nur deutlich beschleunigte, sondern auch die Kosten erheblich senkte.

Dabei war Gutenberg mitnichten der Erfinder des Buchdrucks. Bereits im 8. Jahrhundert entstanden in Ostasien gedruckte Werke – so wurden in Korea Drucklettern aus Holz verwendet. Im 11. Jahrhundert wurde in China bereits mit beweglichen Lettern aus Zinn gedruckt.

Bewegliche Lettern hatten den Vorteil, dass Buchstaben schnell ausgetauscht und so auch lange Texte schnell vervielfältigt werden konnten. Ein enormer Fortschritt mit erheblichen Auswirkungen:

  • Schnelle Verbreitung: Pro Druckvorgang konnten nun mehrere Hundert Druckwaren hergestellt werden. Ein deutlicher Aufschwung, welcher sich wirtschaftlich, politisch und finanziell auswirkte. Mehr Exemplare konnten schneller verkauft und Informationen somit an eine größere Masse verteilt werden.
  • Günstige Produktion: Auch im neuartigen Buchdruck galt das noch heute gültige wirtschaftliche Prinzip: Je höher die Menge, desto geringer die Kosten. Dadurch reduzierte sich auch der Kaufpreis, sodass der Erwerb von Druckerzeugnissen nicht mehr nur der Oberschicht vorbehalten war.
  • Große Anerkennung: Johannes Gutenberg gilt als Vater der beweglichen Bleibuchstaben. Manch einer spricht von seiner Methode daher auch als „eine der wichtigsten Erfindungen des 2. Jahrtausends.“ Neben diversen anderen Titeln ehrt Gutenberg ein nach ihm benanntes Museum in seiner Geburtsstadt Mainz. Sein bekanntestes Werk ist die berühmte „Gutenberg-Bibel.“
  • Alphabetisierung der Massen: Auch die ärmere Bevölkerung fand Zugang zum geschriebenen Wort und bildete sich dadurch fort. Diese Alphabetisierung hatte enorme Auswirkungen auf die Ideen der Aufklärung und Demokratie.

 

Buchdruck bis zur Moderne

Die rasante Entwicklung des Buchdrucks zeigt sich besonders an zwei Zahlen: Im 15. Jahrhundert bestanden etwa 30.000 Titel, im 16. Jahrhundert waren es bereits mehr als 130.000. Dabei wurde das bis dahin gängige Latein als Wissenschaftssprache bald abgelöst. Dadurch wurden auch der breiten Bevölkerung die Schriften zugänglich. Der Buchdruck entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten immer weiter. Wer genauer in die geschichtlichen Hintergründe eintauchen und sein Wissen auf diesem Gebiet testen möchte, dem ist ein Quiz zu historischen Themen und Ereignissen anzuraten.

Im 16. Jahrhundert wurden zunehmend nicht nur wissenschaftliche Werke (zu religiösen, naturwissenschaftlichen und philosophischen Themen) gedruckt, sondern auch volkstümliche Bücher und Flugblätter, die die ersten Nachrichtenquellen waren. Vorleser verlasen diese Flugblätter der zumeist analphabetisierten Bevölkerung. Mit Holz- und Kupferstichen konnten die Druckwerke illustriert und so anschaulicher gemacht werden.

Die Entwicklung des Buchdrucks stagnierte durch den 30jährigen Krieg im 17. Jahrhundert erheblich. Bedeutsam war in dieser Zeit vor allem die Verbreitung der ersten Zeitungen und Zeitschriften.

 

Zensur zur politischen Kontrolle

Nachdem auch die breite Bevölkerung alphabetisiert wurde, wurden gedruckte Werke zur wichtigsten Informationsquelle und stellten eine zunehmende Gefahr für die politische Klasse dar. Die Reformation durch Martin Luther wäre ohne die massenhafte Verbreitung seiner Schriften nicht denkbar gewesen. Er brachte seine aufrührerischen Gedanken vor allem durch Flugblätter „unter die Leute“ – dabei bediente er sich ganz bewusst und sehr geschickt der Massenmedien.

Die Herrschenden reagierten zunehmend mit Zensur auf diese Entwicklungen. Gerade nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft und der Restauration nach dem Wiener Kongress wurden Schriften und Drucke großflächig zensiert, um die öffentliche Meinung beeinflussen zu können.

 

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