Koenig-Henry-bei-der-JagdSeit der Steinzeit gehört die Jagd zu den wohl populärsten Motiven künstlerischer Darstellung des Menschen. Während es in der Frühzeit des Menschen vor allem darauf ankam, Nahrung zu beschaffen, so wandelte sich die Funktion im Laufe der Zeit. Die Nahrungsbeschaffung blieb zwar ein Aspekt der Jagd, beinahe wichtiger wurde sie aber für das Sozialgefüge. Bereits in der Antike gibt es zahlreiche Darstellungen von Herrschern, die jagen. Nicht etwa nur Tiere, die besonders reichhaltig Fleisch lieferten, sondern in besonderem Maße herrschaftliche Tiere, wie beispielsweise Löwen. Diese Tiere zu erlegen war weit weniger ertragreich als gefährlich und waren Beweis für den Mut, die Geschicklichkeit sowie die Kampfkraft des jeweiligen Herrschers und untermauerten seinen Herrschaftsanspruch.

Im Mittelalter waren es wieder die Herrscher, die der Jagd nachgingen. Während die Germanen der Spätantike noch in ihren jeweiligen Stammesgebieten auf die Pirsch gingen, wurde das Recht zur Jagd mehr und mehr zu einem Recht des Adels. Die Tiere des Waldes, insbesondere größere Tiere wie Hirsche und Wildschweine, wurden zum Besitz des jeweiligen Fürsten erklärt. Sie ohne seine Erlaubnis zu erlegen, konnte den Tod bedeuten. Schon im Frühmittelalter gehörte die Jagd zum adligen Alltag und wurde in besonderem Maße bei besonderen Gelegenheiten und Treffen zelebriert.

Im Laufe der Zeit wurden die Jagdtechniken mehr und mehr verfeinert. Hunde wurden zu jeder Zeit verwendet, aber man züchtete mehr und mehr Arten, die für besondere Verwendungen geeignet waren. Die sogenannten Windspiele waren Windhunde, die besonders für die Hetzjagd geeignet waren. Kleinere Hunde wurden für die Jagd auf Kleintiere eingesetzt, apportierfreudige Arten für die Jagd auf Wasservögel. Gezüchtet wurden sie nicht unbedingt auf den Burgen des Adels. Oft mussten die umliegenden Dörfer die Zucht übernehmen, was die Bauern vor nicht geringe Probleme stellte. Immerhin waren die Hunde für sie nutzlos, und Zeit und Ressourcen konnten nicht in Nutzvieh investiert werden. Dies war einer der Punkte, der für den Ausbruch der Bauernkriege 1524 von Bedeutung sein sollte. Zimperlich umgegangen wurde mit den Tieren nicht. Sie konnten jederzeit von einem Wildtier getötet oder verletzt werden. Versagten sie in irgendeiner Form, wurde ihnen zur Strafe oft der Schwanz abgetrennt. Dies sollte dem Tier wahrscheinlich die Ehre nehmen. Eine Strafe, die den Adligen des Mittelalters als weit schlimmer galt, als der Verlust des Lebens.

Jagd mit Hunden im 15. Jhd.
Jagd mit Hunden im 15. Jhd.

Die Jagd wurde grundsätzlich bei jedem Wetter durchgeführt. Sie musste gut vorbereitet werden. Man musste vorher per Brief klären, was genau man jagen wollte. Dem entsprechend wurden dann Ausrüstung, Jagdhunde und Helfer organisiert. Vielleicht besaß der Fürst im jeweiligen Wald auch eine oder mehrere Jagdhütten, die vorbereitet werden mussten. Denn häufig war man nicht nur einen Nachmittag unterwegs, sondern mehrere Tage hintereinander.

Eine sehr beliebte Jagdmethode war die Hetzjagd. Während sich der Fürst noch zurück oder sich schon an einem bestimmten Punkt bereit hielt, begaben sich die Helfer mit den Hunden ins Unterholz, um Wild aufzuspüren und in die gewünschte Richtung zu treiben. Dann konnte es der Fürst mit Armbrust oder Bogen erschießen. Eine andere Möglichkeit war, dass sich das Wild zum Kampf stellte. Dies kam insbesondere bei Bären und Wildschweinen vor. Diesen war auch mit der Armbrust oft nicht effektiv beizukommen, so dass man sie mit Spießen und Schwertern erlegen musste. Keine ungefährliche Angelegenheit bei einem in die Enge getriebenen, aggressiven und kräftigen Tier.

Kaninchen jagte man auf besondere Weise. War ein Bau gefunden, wurden manche der Ausgänge mit Holz versperrt, vor anderen Netze aufgespannt. Nun ließ man Frettchen in den Bau hinein, die die Kaninchen in die aufgespannten Netze trieben. Nun konnten sie lebendig transportiert werden, was insbesondere dazu diente, das Fleisch frisch zu halten.

Fallen verwendete man auch für größere Tiere. Netze eigneten sich nicht nur für Kaninchen, sondern auch für Wölfe oder Hirsche. Die Wölfe sah man in erster Linie als Jagdkonkurrenz an. Man fing und tötete sie beispielsweise in Fallgruben oder in hölzernen Zwingern, in die sie mit Ködern gelockt wurden.

Maria von Burgund, Portrait von 1479
Maria von Burgund, Portrait von 1479

Die Jagd war dabei keine reine Männerbeschäftigung. Auch Frauen durften und wollten jagen, sofern sie adlig waren. So ist von Maria von Burgund überliefert, dass sie leidenschaftlich gerne jagte. Vor den Gefahren der Jagd war sie genauso wenig gefeit wie die Männer. So starb sie bei einer Fehlgeburt, drei Wochen nachdem sie bei der Jagd vom Pferd gestürzt war. Frauen betrieben meist die Beizjagd mit dem Falken. Diese Tiere waren speziell hierfür trainiert und extrem wertvoll. Bezeichnend ist, dass die Vögel im Mittelalter Namen erhielten, die Hunde nicht. Falken wurden ihrer Natur gemäß für die Jagd auf andere Vögel eingesetzt. Sie scheinen aber auch größere Beute erlegt zu haben. So ist überliefert, dass sie auch Reiher töten konnten.

Beizjagd
Beizjagd

Jagen war mehr als reine Nahrungsversorgung, sie war Statussymbol und Herrschaftsausübung. Man war in seinem Reich unterwegs, hatte Kontakt zu dessen Bewohnern, pflegte Kontakte und traf Entscheidungen mit Menschen, mit denen dies am Verhandlungstisch wahrscheinlich schwieriger gewesen wäre. Auch den Spaßfaktor sollte man nicht vergessen. Darüber hinaus diente die Jagd seit jeher als Training für den Krieg. Man musste reiten, vom Pferd herab kämpfen, schießen und strategisch vorgehen, um sein Ziel zu erreichen. Dies machte sie besonders für die Fürstenkinder zu einem wichtigen Teil ihrer Erziehung.

 

 

 

 

 

 

Literatur:

Fietze, Katharina. Im Gefolge Dianas: Frauen und höfische Jagd im Mittelalter (1200-1500). (Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte; 59). Köln [u.a.], 2005.

Martini, Wolfram (Hrsg.). Die Jagd der Eliten in den Erinnerungskulturen von der Antike bis in die frühe Neuzeit. (Formen der Erinnerung; 3). Göttingen, 2000.

Rösener, Werner (Hrsg.). Jagd und höfische Kultur im Mittelalter. (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte; 135). Göttingen, 1997.

Blog: http://dasmittelalterderblog.wordpress.com/2014/01/03/die-jagd-im-mittelalter/

Durchschnittliche Bewertung 4 / 5. Anzahl Bewertungen: 1

Bisher keine Bewertungen! Helfen Sie uns und bewerten Sie diesen Artikel.

Weil Sie diesen Beitrag nützlich fanden...

Folgen Sie uns in den sozialen Netzwerken!

Es tut uns leid, dass der Beitrag für Sie nicht hilfreich war!

Lassen Sie uns diesen Beitrag verbessern!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?

Lesen Sie weitere Artikel auf Geschichte-Wissen