28. Juli 1914: Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien

Alle Bemühungen der Diplomatie, den drohenden Krieg zu verhindern waren vergeblich. Am 28. Juli 1914 erfolgte die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien mit folgendem Wortlaut:

Kriegserklärung.

 Auf Grund Allerhöchster Entschließung Seiner K. und K. apostolischen Majestät vom 28. Juli 1914 wurde heute an die königlich Serbische Regierung eine in französischer Sprache abgefaßte Kriegserklärung gerichtet, welche in deutscher Übersetzung folgendermaßen lautet:

  Da die königlich serbische Regierung die Note, welche ihr vom österreichisch-ungarischen Gesandten in Belgrad am 23. Juli 1914 übergeben worden war, nicht in befriedigender Weise beantwortet hat, so sieht sich die K.u.K Regierung in die Notwendigkeit versetzt, selbst für die Wahrung ihrer Rechte und Interessen Sorge zu tragen und zu diesem Ende an die Gewalt der Waffen zu appellieren. Östereich-Ungarn betrachtet sich daher von diesem Augenblick an als im Kriegszustande mit Serbien befindlich.

 Der österreich-ungarische Minister des Aeußeren
  Graf Berchtold 

 

 

Proklamation

Die „Berliner Morgenpost“ titelte nun mit „Die Waffen sprechen“.
Der britische Außenminister Edward Grey hatte noch eine erneute Konferenz der europäischen Außenminister in London vorgeschlagen – vergeblich.
Der in Budapest residierende Erzherzog Joseph Ferdinand rief von einem Fenster des Palais aus der Menge zu: „Brüder, wir kämpfen zusammen und kehren ruhmreich zurück, oder wir sterben zusammen!“  Berichte aus Ungarn sprechen von einem  „Enthusiasmus der Bevölkerung“ – Prinz Ludwig Windischgrätz feierte in einer Ansprache das Bündnis mit Deutschland und im Klub der Arbeitspartei erklärte István Tisza Graf von Borosjeno und Szeged, es herrsche „eine herrliche Kriegsbegeisterung“.
Schon in dieser ersten Kriegsausgabe der „Berliner Morgenpost“ wird von ersten Kämpfen an der Drina und von einer Mobilmachung der serbischen Armee und vom Aufmarsch der Truppen, der in wenigen Tagen beendet sein wird, berichtet.
Die „Berliner Morgenpost“ berichtete auch aus Berlin von einer Menge junger Männer, die freudig und hüteschwenkend über den Pariser Platz zogen. Die Zahl der Kriegsfreiwilligen sei hoch.
Andererseits gab es auch Kriegsgegner. So hatte die SPD am 28. Juli 1914 zu einer großen Demonstration aufgerufen, an der mindestens 30.000 Menschen teilnahmen – trotz Verbot durch den Polizeipräsidenten. Polizisten überwachten Veranstaltungen sozialdemokratischer Reichs- und Landtagsabgeordneter, die den Krieg verurteilten. Am Abend dieses 28. Juli trafen Kriegsbefürworter und Kriegsgegner „Unter den Linden“ aufeinander – die einen sangen „Deutschland, Deutschland, über alles“ – die anderen stimmten die „Marseillaise“ an.
Doch die Kriegsgegnerschaft der SPD hielt nicht lange an. Am 4. August 1914 stimmte die SPD im Reichstag der Bewilligung der  Kriegsanleihen zu, wo Kaiser Wilhelm II. auch seine berühmte Thronrede hielt:

„Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche! Zum Zeichen dessen, daß Sie fest entschlossen sind, ohne Parteiunterschied, ohne Stammesunterschied, ohne Konfessionsunterschied durchzuhalten mit mir durch dick und dünn, durch Not und Tod zu gehen, fordere ich die Vorstände der Parteien auf, vorzutreten und mir das in die Hand zu geloben.“

Doch der Kriegsbeginn brachte für die Menschen der damaligen Zeit auch ganz praktische Probleme mit sich. So wurde beispielsweise darüber informiert, dass die Mietverträge ihre volle Gültigkeit behielten – bei Anstellungsverträgen waren die Probleme dagegen umfangreicher. So musste ein Geschäftsführer seinen Angestellten nicht weiterhin Gehalt zahlen, wenn sie im Felde standen. Wenn der Geschäftsführer selbst in irgendeinem Schützengraben stand und seinen Betrieb nicht offen halten konnte, hatte dieser auch das Recht, seinen Angestellten zu kündigen, selbst wenn sie in Berlin geblieben waren.
Für die Familien der Einberufenen sorgte der Staat.

Am 29. Juli unterbreitete Großbritannien den bereits 5. Vermittlungsvorschlag, der beinhaltete, Österreich-Ungarn solle lediglich Belgrad besetzen und dann seine Bedingungen bekannt geben, über die dann verhandelt werden könne. Dieser Vorschlag wurde am 30. Juli von der deutschen Regierung an Österreich-Ungarn weitergeleitet, jedoch dort zurückgewiesen.
Aber auch der französische Präsident lehnte den Vorschlag ab.

Am 30. Juli erfolgte die Generalmobilmachung Russlands und am 31. Juli die Österreich-Ungarns.
Ebenfalls am 31. Juli stellte Deutschland an Russland ein Ultimatum, seine Mobilmachung einzustellen und auch Frankreich wurde von deutscher Seite ultimativ aufgefordert, sich für neutral zu erklären – erfolglos.

 

1. August 1914: Kriegserklärung Deutschlands an Russland 

Aufgrund der Bedrohungslage trat auch Deutschland am 1. August 1914 mit der Kriegserklärung an Russland in den Krieg ein. Diese Kriegserklärung eines Mitgliedes des einen Militärbündnis an ein Mitglied eines anderen Militärbündnisses markiert den Beginn des Ersten Weltkrieges. Am 5. August schrieb Wilhelm  II.: „Angesichts der ernsten Lage, in die das teure Vaterland durch einen ihm aufgezwungenen Krieg versetzt ist, wollen wir das Eiserne Kreuz abermals wieder aufleben lassen.“

Auf die Berichterstattung der Medien hatte der Kriegsausbruch in der Folgezeit große Auswirkungen. Schon am 1. August 1914 erschien eine Bekanntmachung, in der der Leser informiert wurde, was nun nicht mehr geschrieben werden durfte. So durfte beispielsweise über Truppenbewegungen nicht mehr berichtet werden und auch nicht über den Fortgang der Mobilmachung. Aber die Zensur nahm auch bald groteske Züge an. So durfte im Januar 1915 der Zirkus Sarrasani nicht in Berlin auftreten mit der Begründung, das Publikum könne „geistigen und moralischen Schaden“ nehmen.
Im Februar 1915 wurde eine Oberzensurstelle beim Militär eingerichtet, die die Einhaltung der Zensur kontrollierte.

Am 2. August 1914 forderte Deutschland das neutrale Belgien ultimativ dazu auf, den deutschen Truppen Durchmarschrechte zu gewähren. Als der König von Belgien dies zurückwies, begannen die deutschen Truppen in der Nacht von 3. auf den 4. August entsprechend des „Schlieffen-Plans“ mit dem Einmarsch in Belgien. Dieser Bruch der international garantierten Neutralität Belgiens war für Großbritannien der Anlass, am 4. August 1914 Deutschland den Krieg zu erklären.
Bereits am 3. August erfolgte die Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich.

Am 6. August 1914 erklärte auch Österreich-Ungarn Russland den Krieg, auf die Großbritannien am 8. August mit der Kriegserklärung an Österreich-Ungarn antwortete.

Der Erste Weltkrieg war damit entbrannt.

 

Weitere Informationen: Dieser Text ist ein Auszug aus der Magazin-Ausgabe „Beginn des ersten Weltkriegs“. Auf 30 Seiten erfahren Sie alles Wissenswerte für die Schule, die Universität und die Allgemeinbildung. Mehr erfahren Sie hier.

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