Marius Moneth, Doktorand an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf hat vor kurzem eine Kickstarter Kampagne begonnen. Inhalt der Kampagne wird ein historischer Bildband aus dem Ersten Weltkrieg sein, der aus privaten Fotoaufnahmen des aus Düsseldorf stammenden Robert Lichte bestehen soll. Dieser hinterließ acht Fotoalben und ein Postkartenalbum. Sie halten den Weltkrieg aus Sicht deutscher Soldaten fest. Der Bildband soll in englischer und deutscher Sprache erscheinen. Ziel der Kickstarter Kampagne soll die Einnahme von mindestens 20.000 € sein, um den Bildband in angemessener Qualität verwirklichen zu können.
Kickstarter ist eine Crowdfounding-Plattform, auf der Spender ein Projekt unterstützen können und hierfür bei Verwirklichung des Projektes Belohnungen (so beispielsweise Vorabexemplare) erhalten.
Hier ein kleiner Einblick in die Vielzahl an privaten Aufnahmen, welche in dem Bildband zu sehen sein werden:
Explosionsunglück in Lille
Das Bild zeigt die Umgebung nach dem Explosionsunglück in Lille. Am 11. Januar 1916, 3:30 Uhr zerstörte eine riesige Explosion das deutsche Munitionslager in Lille. Ein orangefarbener Lichtstrahl erleuchtete den Himmel und man soll die Explosion bis in die Niederlande gehört haben. 21 Fabriken und 738 Häuser wurden zerstört. Es gab 134 Tote, davon 104 Zivilisten und 30 deutsche Soldaten sowie 116 Schwer- und etwa 290 Leichtverletzte. Spätere Ermittlungen zeigten, dass es sich um einen tragischen Unfall handelte.
Luftaufklärung
Die ist ein klassisches Luftaufklärungsbild. Es zeigt einen Bahnhof mit umliegenden Baracken und Versorgungshallen. Wichtig für die spätere erkennungsdienstliche Bearbeitung ist der weiße Pfeil, der zeigt in welcher Richtung Norden liegt. Dies war wichtig um die erstellten Aufnahmen entsprechenden Karten zuzuweisen. Diese Karten wurden dann an die Artillerie zur Zielerkennung weitergereicht. Leider ergibt sich aus einer Bildunterschrift nicht welcher Bahnhof hier fotografiert wurde.
Kriegsgefangene
Auf diesem Bild wird die Abführung britischer Kriegsgefangenen gezeigt. Erkennen sind diese durch den wie ein Suppenteller anmutenden Helm. Außerdem tragen sie keinerlei Bewaffnung, welche ihnen natürlich bei Gefangennahme abgenommen wurde. Des Weiteren erkennt man sechs deutsche Infanteristen, welche die Gefangenen eskortieren. Begleitet wird die Schar von einem Offizier am rechten Bildrand. Es liegt die Vermutung nahe, dass dieses Bild nicht in den späteren Jahren des Weltkrieges aufgenommen wurde, da alle Infanteristen noch die ikonische Pickelhaube tragen, welche im späteren Verlaufe des Krieges nach und nach durch den Stahlhelm ersetzt wurde.
Sanitätsdienst
Dies ist ein sehr interessantes Foto, weil es die Versorgung von Verwundeten hinter den Linien zeigt. An der linken Seite des Bildes sehen wir einen zum Krankenwagen umfunktioniertes Pferdegespann, mit dem bis zu 4 Kriegsverletzte transportiert werden konnten. Der dazugehörige Sanitätsoffizier trägt das Rote Kreuz als Erkennungsmerkmal. Am rechten Bildrand kümmert sich vermutlich weiteres Sanitätspersonal um einen Verwundeten. Man erkennt außerdem betroffene Kameraden die bei der Behandlung zusehen.
Hintergrund des Bildbandes
Der Bildband wird mit wissenschaftlichen Kommentaren und Übersetzungen ergänzt werden. Für den Autor ist die Kampagne das erste große internationale Projekt. Er hat sein Studium der historischen Bildwissenschaft gewidmet. Angelehnt an den „Pictorial Turn“ (Wende zum Bild), den Mitchell beschreibt, erlebt man in dem Bildband den Krieg aus der Sicht des kleinen Mannes.
Marius Moneth möchte nun diesen Bildband erstellen um der Allgemeinheit die private Sicht auf den Großen Krieg näher zu bringen. Die Kampagne ist so konzipiert, dass selbst Menschen mit kleinem Budget einen Einblick in die Geschichte des Ersten Weltkrieges bekommen können, daher ist auch eine Veröffentlichung als E-Book geplant.