Autor: Oliver Jäger, Geschichtsstudent

Britische-Soldaten

 

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Ursachen

Der eigentliche Grund für den Beginn des Großen Krieges war ein festgefahrenes Bündnissystem der europäischen Großmächte, wobei jede Großmacht eigene Ziele verfolgte:

Frankreich: Nach dem verlorenen Krieg 1870/71 war Deutschlands westlicher Nachbar darauf bedacht Elsaß-Lothringen zurückzuerobern, welches als Kriegsbeute an das Kaiserreich ging. Dies saß wie ein Stachel im Fleisch der Franzosen. Zudem sollte die deutsche Militärmacht und die außenpolitische Position des Reiches geschwächt werden. Man fürchtete quasi permanent um die eigene Sicherheit.

Russland: Die Gefahr eines einseitigen deutschen Angriffes fürchtete man nicht allzu sehr. Der eigentliche Konkurrent Russlands war Österreich-Ungarn. Das Zarenreich und die Habsburgermonarchie hatten gemeinsame Interessen im Bereich des Schwarzmeeres, Osteuropa und dem Osmanischen Reich. Ziel war es, die Macht Österreich-Ungarns einzudämmen, so dass man die eigene Position festigen und ausbauen konnte. Man wollte zudem Istanbul und damit die Meerenge zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer kontrollieren.

Österreich-Ungarn: Das Vielvölkerreich der Donaumonarchie war seit geraumer Zeit bereits am bröckeln. Verschiedene Ethnien forderten ihre Unabhängigkeit von dem Habsburgischen Kaiserhaus mit der Gründung eigener Republiken. Diese Republiken standen zumeist in der Gunst und unter dem Schutz des russischen Zarenhauses. Man befürchtete außerdem, dass das Osmanische Reich wieder erstarken könnte und Anspruch auf die ehemaligen Gebiete in Europa erheben würde. Die Interessen kollidierten allerdings unmittelbar mit Russland.

England: das Britische Empire war nicht allzu sehr auf einen Krieg bedacht, die Sicherheit ihres Kolonialreiches stand an erster Stelle, weshalb es oft in Konflikt mit Frankreich geriet. Ihnen ging es überwiegend um die „Balance of Power“, also das Gleichgewicht der Mächte auf dem Kontinent. Keine der Großmächte sollte übermächtig im Vergleich zu ihren Nachbarn sein. Die Aufrüstung der Marine des Kaiserreiches ließ allerdings ihre Alarmglocken schrillen. Man war sich bewusst, dass das deutsche Kaiserreich bereit war nach der Macht, auch in ihren Kolonien, zu greifen. Zuvor unüberbrückbare Differenzen mit Frankreich wurden aus dem Weg geräumt und man näherte sich dem Bündnis Frankreich-Russland an.

Deutschland: Die Kolonialpolitik des deutschen Kaiserreiches kam sehr viel später, als die der anderen Großmächte in Europa. Daher gab es nur noch wenige Flecken auf der Weltkarte, die man für ein eigenes Kolonialreich nutzen konnte. Zudem fürchtete man einen Angriff von französischer Seite. Das Verhältnis zu dem westlichen Nachbarn war seit dem Krieg 1870/71 tief gespalten. Man versuchte sich stets gegenseitig außenpolitisch zu isolieren.

Den Höhepunkt und Anlass des Krieges bildete die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajewo durch einen serbischen Studenten. Eine Untersuchung wurde zwar von Serbien und Österreich angestrebt, jedoch zog die Donaumonarchie das Angebot, trotz weitreichenden Zugeständnissen, zurück und erklärte Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg. Es erfolgte reihum eine Generalmobilmachung der Streitkräfte und auf Grund des verzweigten Bündnissystems erfolgte eine Kriegserklärung auf die andere.

 

Verlauf

Im Kaiserreich plante man lediglich einen mehrmonatigen Krieg an nur einer Front ein. Um nicht dauerhaft an zwei Fronten gleichzeitig gebunden zu sein, sah die Oberste Heeresleitung vor den bereits ausgearbeiteten Schlieffen-Plan in die Tat umzusetzen. Man wollte die starke französische Front umgehen und über Belgien den Franzosen in den Rücken fallen. Da Belgien unter dem Schutz Englands stand, hatte man zudem einen weiteren, bereits einkalkulierten Gegner gegen sich aufgebracht. Deutschland konzentrierte seine Truppenverbände zunächst auf die Westfront. Nach ersten Erfolgen fuhren sich die Kämpfe allerdings am Fluss Marne fest. Die deutschen Befehlshaber entschlossen sich zurückzuziehen und an einer geeigneteren Position Stellung zu beziehen. Der Verlauf der Westfront änderte sich ständig, die gesamten vier Jahre des Krieges über, allerdings war keine Seite stark genug erobertes Terrain längerfristig zu halten. Die Kämpfe fuhren sich in Stellungskriegen und Grabenkämpfen fest.

Angriff britischer Infanteristen
Angriff britischer Infanteristen

An der Ostfront war der Kampf dynamischer, da auch das Land weitläufiger war. Es existierten keine ausgebauten Festungsanlagen, welche eine Situation wie an der Westfront begünstigt hätten. Stattdessen konnte sich die Front innerhalb weniger Tage massiv, um mehrere Dutzend Kilometer, verschieben. Ursprünglich hoffte man nur darauf die Russen solange abwehren zu müssen, bis Frankreich besiegt sei, um anschließend mit vereinten Kräften und österreichischer Hilfe Russland zu bezwingen. Es schien, dass das Zarenreich ungehindert mit seinen Armeen Ostpreußen einnehmen könne. Nach einem Wechsel in der deutschen Armeeführung schaffte man es schließlich die russischen Truppen einzukesseln und in einer mehrtätigen Schlacht zu schlagen. Im Sommer 1915 schließlich konnten die Heere Deutschlands und Österreichs ihren größten militärischen Erfolg feiern, als sie es mehreren Offensiven schafften, dass die russischen Truppen sich über 400 Kilometer nach Osten zurückziehen mussten.

Die sogenannte Heimatfront war ein weiteres Problem des deutschen Kaiserreiches. Da der Krieg sehr viel länger andauerte, als ursprünglich angenommen, verschlechterte sich die Versorgungslage der Zivilbevölkerung von Woche zu Woche. Durch die englische Flotte war man von den Seeversorgungswegen abgeschnitten. Je länger der Krieg dauert, desto mehr verschlechterte sich die Lage. Nahrungsmittel waren ebenso Mangelware wie kriegswichtige Stoffe.

Der Kampf gegen die englische Flotte verlief dabei katastrophal. In der direkten Konfrontation hatte die deutsche Marine ihrem Gegner nichts entgegenzusetzen, weshalb man sich entschloss zum uneingeschränkten U-Boot-Krieg überzugehen, damit die Blockade gebrochen werden konnte. Da von dieser Maßnahme allerdings auch Zivilschiffe betroffen waren, schaffte man sich einen weiteren Gegner. Mit Hilfe der Vereinigten Staaten gelang es den Alliierten schließlich die Westfront mit frischen Truppen und neuem Kriegsmaterial zu durchbrechen.

An der Ostfront konnte man entscheidende Siege und einen Separatfrieden, durch eine massive Einmischung in die Innenpolitik des Zarenreiches, erringen. Durch die Unterstützung der kommunistischen Führungskräfte kippte der Bürgerkrieg zu Gunsten einer Revolution. Der Frieden 1917 durch die Oktoberevolution im Osten sollte zwar die erhoffte Entlastung bringen, doch war die deutsche Armee bereits weitestgehend ausgeblutet. Der Kieler Matrosenaufstand im November 1918, als Weigerung einen sinnlosen Tod zu sterben, markierte das Ende des Kapitels des Ersten Weltkrieges in Deutschland.

 

Folgen

Die Folgen für Deutschland waren enorm, dazu zählten:

Die Annahme, dass der Versailler Friedensvertrag Deutschland so weit schwächen sollte, dass es nie wieder eine Bedrohung für den Frieden darstellen konnte, war ebenso fatal, wie dem Reich die alleinige Kriegsschuld zu geben. Im Gegensatz zum Zweiten Weltkrieg nahmen alle beteiligten Staaten schwere Kampfhandlungen in Kauf, so dass die Aggressoren auf jeder Seite zu finden waren. Die Friedensbedingungen schienen vielen Deutschen zu einseitig. Auch in der Forschung ist man sich weitestgehend einig, dass die Rolle Deutschlands als einzigen Schuldigen nicht gerechtfertigt war und die nachfolgenden Geschehnisse, wie den Nationalsozialismus, noch begünstigte.

 

Besonderheiten zu anderen Kriegen

Einsatz einer schweren Kanone
Einsatz einer schweren Kanone

Im Gegensatz zu früheren Kriegen war in diesem Konflikt eine sehr hohe Technisierung gegeben. Giftgas, Tanks, Artellerie, Maschinengewehre, Flugzeuge, U-Boote und schwere Panzerschiffe kamen erstmalig in einer sehr großen Anzahl zum Einsatz. Lange Zeit ging man in der Forschung davon aus, dass der Krieg nicht zu verhindern gewesen wäre, da jede der beteiligten Großmächte seine Stärke auf Kosten der anderen ausbauen wollte. Dabei wären diplomatische Lösungen durchaus möglich gewesen, zumal der deutsche Kaiser mit dem Zar und dem englischen Königshaus in Verwandtschaft verbunden war. Zugleich beendete der Krieg die drei europäischen Kaiserherrschaften und ermöglichte die Gründung vieler Staaten, wie Polen oder die Sowjetunion. Die Bilanz ist erschreckend, denn die Anzahl der Toten, Verwundeten und Vermissten beläuft sich nach Berechnungen auf über 30 Millionen Menschen. Nie zuvor hatte ein Krieg solche Ausmaße angenommen.

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