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Platoon - einer der bekanntesten Kriegsfilme der Welt.
Platoon – einer der bekanntesten Kriegsfilme der Welt.

 

Die martialische Kunst hat auch auf der Leinwand seit den frühen Tagen des Spielfilms kaum etwas von ihrer Strahlkraft eingebüßt. Auch heute noch gehört der Kriegsfilm zu den wiederkehrenden Genres, die mit neuen Facetten für Aufsehen sorgen.

Verlust, Propaganda und Fortschritt

Als Prototyp des Kriegsfilmes gilt Griffiths Monumentalwerk „Geburt einer Nation“, ein Stummfilm mit beeindruckender Technik. 1915 entstanden zeigt der Film Ausschnitte er Revolution und des Bürgerkrieges in den USA, gilt aber heute vor allem wegen seines rassistischen Inhaltes als fragwürdiges Stück Filmgeschichte.
Zu Kriegszeiten oder in politisch unstimmigen Jahrzehnten wurde der Kriegsfilm auf beiden Seiten als Propaganda-Instrument missbraucht. Hierzu zählen auch Meisterwerke wie Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin“ oder Riefenstahls „Olympia“. Wirklich aufgebrochen wurde das Propagandagenre erst durch den Spiegel der Satire in Chaplins „Der große Diktator“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg dagegen herrscht im Genre des amerikanischen Kriegsfilmes eine erstaunliche Ambivalenz. Auch amerikanische Produktionen beleuchten die deutsche Seite des Krieges und zeichnen distinktive Portraits deutscher Kriegshelden. Filme wie der hochkarätig und international besetzte „Der längste Tag“ oder „Rommel – Der Wüstenfuchs“ zeigen die deutschen Soldaten auch als Menschen, das politische Motiv dahinter ist offensichtlich: Der Westen ist geeint, nicht alle Achsenmächte waren ausschließlich böse. Filmisch wird hier neue Einheit gegenüber den Sowjets propagiert.
Deutsche Kriegsfilme wie „Die Brücke“ setzen sich mit dem absoluten Horror, der Sinnlosigkeit und dem Sterben im Krieg auseinander.
Spätere Filme wie „Die Brücke am Kwai“ setzen sich differenzierter mit der Ambivalenz des Krieges und den moralischen Konflikten auseinander. Historisch erzieherische Werte wie bedingungsloser Gehorsam und Landestreue werden mit individuellen Charakterentscheidungen aufgewogen.

Der Wandel kam mit Vietnam

Einen ersten spürbaren Knick erlitten Kriegsfilme durch das amerikanische Vietnamtrauma, das nicht nur das Genre Kriegsfilm merklich umkehrte. Nachdem eine Generation GIs siegreich aus dem Zweiten Weltkrieg heimkehrte, folgte auf den Rückzug aus Vietnam die Frage nach dem Sinn des Krieges, die auch filmisch immer spürbarer wurde. Abenteuer und Action wichen persönlichem Drama – eine klassische Dualität zwischen Gut und Böse wurde nun vollends aufgeweicht.
Oliver Stones „Platoon“ setzte sich mit den moralischen Zwiespalten der Soldaten auseinander, deren hohe moralische Ansprüche der Ambivalenz der Kriegsrealität wichen. „Deer Hunter“ gilt ebenfalls als Sinnbild der Vietnamkrise und zerrt die Auswirkungen des Krieges in den amerikanischen Alltag. Portraitiert werden hier zunächst die Menschen, die später zu Soldaten werden.
Den größten filmischen Einfluss hatte jedoch Coppolas Meisterwerk „Apocalypse Now“. Das Setting des Vietnamkrieges spielt hier den surrealen Hintergrund einer albtraumhaften Reise, in der Coppola seine eigenen Kriegserfahrungen (wie Stone war auch er Vietnam-Veteran) verarbeitet. Orientiert hatte Coppola sich dabei nicht nur am Krieg, sondern auch an Joseph Conrads Kolonialepos „Herz der Finsternis“. Besonders die Dialektik der Dualität, verkörpert durch das episch Überhöhte in den Gräueln des Krieges, machte Coppola mit dem „Ritt der Valkyren“ zum Bombardement eines Strandabschnittes filmisch legendär.
Jene Bilder nahm auch Stanley Kubrik in seinem Drama „Full Metal Jacket“ auf, das die kulturpsychologische Krise, die auf den Vietnamkrieg folgte, wie kein anderer Film pointierte: Eine Gesellschaft, in der die starke Vaterfigur weggebrochen ist, ringt nach einem neuen Männlichkeitsmythos. Von der Brutalität der Kastrationsandrohung zu Beginn des Films (der Rasur der Haare) bis hin zum ultimativen Scheitern der Potenz (dem Versagen der Schusswaffe beim Erblicken des weiblichen Scharfschützen) ist „Full Metal Jacket“ ein psychologisch bemerkenswerter Film.

Kriegsfilme der Moderne

Nach „Full Metal Jacket“ wurde lange Zeit nichts Nennenswertes mehr zum Genre beigetragen, ehe Spielberg mit „Der Soldat James Ryan“ den Zweiten Weltkrieg wieder ins Kollektivgedächtnis holte. Filmisch beeindruckend in Szene gesetzt, nahe, abenteuerlich und dennoch persönlich inszenierte Spielberg den Krieg als komplette Entwertung des menschlichen Lebens.
Doch das Interesse am Genre Kriegsfilm hat nach Spielbergs Genreeintrag merklich nachgelassen, auch kritisch umjubelte Filme wie Eastwoods „Flags of Our Fathers“ und „Letters from Iwo Jima“ oder Sam Mendes‘ „Jarhead“ spielten nur in der B-Liga der Kriegsfilme.
Es scheint, als hätte das Kino den Zweiten Weltkrieg und Vietnam als Kriegsfilm verarbeitet, neuere Einträge wie „Fury“ oder „Inglorious Basterds“ nutzen den Krieg eher als Kulisse für das Abenteuergenre und die moderne Kriegsführung lässt sich nur schwer mit dem Kriegsfilm vereinbaren. „Black Hawk Down“ ist ein chaotisches Gemetzel und „Zero Dark Thirty“ ein Marionettenspiel.
Wegen des ausbleibenden finanziellen Erfolges haben moderne Kriegsfilme derzeit einen schweren Stand, auch Serienbeiträge im Stile von „The Pacific“ oder „Band of Brothers“ sind, mit Ausnahmen, derzeit eher nicht in Planung. Außerdem ist fraglich, inwieweit Regisseure wie Michael Bay („13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi“) wirklich Sinnvolles zum Genre beitragen können. Einen merklichen Fortschritt im Kriegsfilm wird es wohl erst wieder durch einen katalytischen Film vom Niveau „James Ryan“ oder „Apocalypse Now“ geben.

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