kathedrale-santiago-innenDas mittelalterliche christliche Pilgerwesen kannte drei große Wallfahrtszentren: Jerusalem, Rom, Santiago de Compostela. Während die Pilger auf Erlösung, Wunder und Heilung hofften, stellten diese drei Zentren zugleich einen großen Wirtschafts- und Machtfaktor für die Herrschenden dar.

 

Die Legende, wie Jacobus nach Spanien kam

Santiago de Compostela liegt im Nordwesten der Iberischen Halbinsel. Das ausgerechnet am damaligen westlichen Ende der Welt ein Wallfahrtsort neu entstand, war keineswegs Zufall. Im ersten Viertel des 8. Jahrhunderts gelang es den Mauren den größten Teil der Halbinsel zu erobern. Das 8. Jahrhundert war zudem die Zeit, in der das Grab des Apostels Jacobus aufgefunden worden war. Dabei es kein Zufall, dass man ausgerechnet den Lieblingsjünger Jesu entdeckte, welcher nachweislich in Palästina starb und nie in Spanien missionierte. Von diesen Umständen beeinflusst, versuchte man eine logische und nachvollziehbare Legende zu entwickeln, wie es zu der Grablegung und Entdeckung des Grabes kam.
Nach der Hinrichtung Jacobus durch das Schwert, nahmen die Jünger von Jacobus dessen Gebeine, legten diese in ein Boot und überließen es dem Meer. Das Boot fand seinen Weg über das Mittelmeer, durch die Straße von Gibraltar und weiter über den Atlantik. Schließlich strandete das Boot an der nordwestlichen spanischen Küste, der Leichnam selbst gelangte anschließend über einen Landstreifen von wenigstens 35 Kilometern in eine Gebirgshöhle. Dort angelangt, legte dieser sich in einen marmornen Sarg, so die Legende der Überführung von Jacobus Gebeinen.

 

Die Legenden, wie das Grab des Jacobus entdeckt wurde

  1. Ein Eremit namens Pelagius wurde zu Beginn des 9. Jahrhunderts durch himmlische Zeichen auf das Grab des Jacobus aufmerksam gemacht. Die Nachricht von der Entdeckung und dass es sich tatsächlich um den heiligen Jakob handelte, verbreitete sich daraufhin über Spanien und Europa.
  2. Ein Einsiedler wurde von Engeln in einer Vision auf das Grab aufmerksam gemacht. Anschließend berichtete dieser es dem Bischof Theodemirus. Nachdem drei Tage gefastet wurden war, fand man schließlich das Grab, im Beisein einer großen Schar von Gläubigen.
  3. Als Karl der Große auf einem Feldzug gegen die Mauren war, folgte er der alten römischen Heeresstraße durch Nordspanien und entdeckte das Grab selbst.

 

Die Kathedrale

Der Bau der noch heute stehenden Kathedrale erfolgte in 3 Schritten:

  1. Errichtung eines Memorialbaus unter Alfons II. (791-842)
  2. Errichtung einer Kathedrale unter Alfons III. (872-899)
  3. Neubau der Kathedrale (1078-1122)

Bei der Kathedrale von Santiago de Compostela handelt es sich um eine mehrschiffige Emporenbasilika. An eine Doppelturmfassade im Westen schließt das 3-schiffige Langhaus mit 3-schiffigen Querhaus an. Jeweils im nördlichen und im südlichen Querhaus befinden sich zwei Apsiden. Der 3-schiffige Chorhals schließt mit einem 7/12 ab. An dem Chorumgang befinden sich fünf Radialkapellen.

Aufbau und Ausschmückung der Kathedrale sind durchaus mit anderen Pilgerkirchen in Nordspanien und Frankreich vergleichbar. Kunst und Architektur übten einen gegenseitigen Einfluss aufeinander aus.

Das die Kirche sich tatsächlich über dem Grab des heiligen Jakob befindet, ist mehr als zweifelhaft, zumal der Leichnam im 16. Jahrhundert, aus Furcht vor einem englischen Seeangriff, versteckt und erst im 19. Jahrhundert wieder entdeckt worden war.

 

Quelle

Herbers, Klaus: Jakobsweg. Geschichte und Kultur einer Pilgerfahrt. München, 2011.

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