Auf einem historischen Ausstellungsplakat in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main aus den Jahren 1986/87 über die jüdische Emigration aus dem Deutschen Reich in den Jahren 1933 bis 1941 ist der damals führende Repräsentant des deutschen Judentums und spätere Präsident der Weltunion für progressives Judentum, der Rabbiner Leo Baeck, zusammen mit der Mutter meines Vaters, Frau Minna Schäfer (geb. Kunze), vor einem Auswandererschiff abgebildet. Eine Spurensuche über ihr Leben führt zu interessanten Ergebnissen, die den Ablauf der Geschichte und die Toleranz- und Aussöhnungsmaxime von Weltkulturen und -religionen maßgeblich mit einer David-Metapher bis in die Gegenwart prägten.
Über ihre Ahnentafel ist sie sehr eng verbunden mit den Vorfahren Johann Wolfgang Goethes und mit der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika vom 4. Juli 1776. Der Tag ihrer Geburt wurde verflochten mit der Gründung des Preußisch-Deutschen Kaiserreichs am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles bei Paris während des Deutsch-Französischen-Kriegs von 1870 bis 1871. Mit weiteren bemerkenswerten Vorkommnissen stand Ihr Geburtsjahr im Einklang: dem Frieden in der Goethestadt Frankfurt am Main zwischen der Französischen Republik und dem Deutschen Reich am 10. Mai 1871, dem im gleichen Jahr errichteten und von Zar Alexander II. von Russland gestifteten Glockenturm neben einer im 11. Jahrhundert erbauten Moschee im griechisch-orthodoxen Katharinenkloster am Fuße des Mosesbergs auf der Halbinsel Sinai und der Uraufführung der Oper AIDA von Giuseppe Verdi am Heiligen Abend 1871 in Kairo mit dem Handlungsgeschehen aus der Pharaonenzeit und den Königen von Ägypten und Äthiopien. Im Auftrag des mit einem Reiterstandbild vor der Berliner Museumsinsel dargestellten Preußenkönigs Friedrich-Wilhelm IV. hatte Jahrzehnte vorher Carl Richard Lepsius von 1842 bis 1845 das große ägyptische und äthiopische Weltkulturerbe erforscht und in einem zwölfbändigen Tafelwerk „Denkmäler aus Ägypten und und Äthiopien“ zusammengestellt.
Die Hochzeit mit meinem Großvater aus Herborn, dessen Vorfahren neben einer Habsburger Verflechtung zusammen mit der Tradition der Stadt und dem nassau-oranischen Erbe der Region in die Gründung des Königreichs Preußen in Königsberg am 18. Januar 1701 eingebunden waren, fand am 3. Oktober 1897 statt. Die Neueste Geschichte nach dem Ersten Weltkrieg wurde dann stark beeinflusst von dem Staatsputschversuch Adolf Hitlers am 21. Geburtstag meines Vaters Otto Schäfer und dem deutschen Wandertag 1927 in Herborn, der 1400 Jahre nach der Gründung des Katharinenklosters auf dem Sinai durch Kaiser Justinian I. stattfand. Inschriften, die die Gründung des Klosters belegen, werden heute jedoch kontrovers diskutiert. Mit dieser Konzeption des Wandertags leitete man Initiativen in die Wege, um den zunächst aus Osteuropa vertriebenen Juden bei der Auswanderung in Drittstaaten zu helfen. Dies geschah mit der Unterstützung einflussreicher Familien, die später auch maßgeblich mit die dicht verknüpften massivsten Widerstandsringe gegen den Nationalsozialismus bildeten.
Zum Autor
Herr Schäfer ist Ministerialrat a.D. In den vergangenen Jahrzehnten wirkte er neben seiner Arbeit als Bundes- und Landesbeamter bei friedens- und umweltpolitischen Ereignissen und Entscheidungen auf EG-Ebene in enger Zusammenarbeit mit EG-Ministerrat, EG-Kommission und Europäischem Parlament mit; u.a. während seinen Tätigkeiten bei der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik bei der EG, bei der EG-Kommission und als Arbeitsgruppenvorsitzender während der deutschen EG-Ratspräsidentschaft 1978 in Brüssel. Seit einer ganzen Reihe von Jahren betätigt er sich als freier Schriftsteller. http://jochem-schaefer.jimdo.com/