Mit dieser Kurzfassung zur Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit sollen die klassischen Bestandteile vorgestellt werden, die den Wert einer anerkennenswerten und in juristischer Hinsicht einwandfreien Arbeit ausmachen. Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass sowohl gesetzliche als auch ethische Voraussetzungen zu erfüllen sind.

 

Hörsaal
FOTO:FORTEPAN / Karabélyos Péter [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Eine wissenschaftliche Arbeit kann zum einen das Ergebnis einer eigenen oder fremden Forschung oder auch das Ergebnis der eigenen Recherche sein. In jedem Fall muss der Hinweis auf die entsprechenden Quellen oder die zu Rate gezogene Literatur angegeben werden. Das korrekte Zitieren wird am Ende dieser Anleitung ausführlich erläutert.

 

Aus gegebenem Anlass wird aber darauf hingewiesen, dass das Internet ein Fundort ist, keine Quelle. Für eine wissenschaftliche Arbeit ist stets der Originaltext zu verwenden und zu zitieren. Als Beispiel sollen die Beiträge im Wikipedia-Lexikon erwähnt werden. Zwar gibt es für jeden Artikel ein umfangreiches Literatur- und Quellenverzeichnisses, jedoch könnte jeder Aufsatz auch nur eine Interpretation, eine Definition darstellen. Im Bedarfsfall sollte also zusätzlich der zitierte Originaltext diskutiert werden, da es ja immerhin möglich ist, dass es zu der gewählten Problem- und Fragestellung eine oder mehrere Analysen gibt. Ganz früher war sogar untersagt, Reclam-Hefte in Anspruch zu nehmen.

 

A) Aufbau und Reihenfolge einer Arbeit

aufbau-wissenschaftliche-arbeitI. Titelseite / Deckblatt

  • Name des Verfassers oder der Verfasserin
  • Vollständiger Titel der Arbeit
  • Institut – Semester – Matrikel-Nr.
  • Ort und Jahreszahl der Herstellung

 

II. Vorwort

Ein evtl. Vorwort darf nicht mit der Einleitung verwechselt werden. Das Vorwort dient ausschließlich persönlichen Bemerkungen und ggf. Danksagungen.

 

III. Inhaltsverzeichnis

Kapitel, Unterkapitel mit Nummerierung und Text wie im Hauptteil ausgewiesen.

Reihenfolge – was in und mit dieser Arbeit zu erwarten ist:

Zum Beispiel:

1 Einleitung

2 Zeitgeschichtliches

2.1 Aristoteles – Leben und Werk

2.2 Die katholische Soziallehre

3 Warum ausgerechnet Demokratie

3.1 Spurensuche

3.2 Platon und John Locke

usw.

 

IV. Abkürzungsverzeichnis

Falls dringend erforderlich, ansonsten sind Abkürzungen im Text entweder weitgehend zu vermeiden oder an Ort und Stelle anzugeben.

Die Verwendung von zahlreichen Abkürzungen behindert die glatte und zügige Lesbarkeit.

 

V. Einleitung

Die Einleitung folgt einer festen Reihenfolge und sollte deshalb erst nach Fertigstellung der gesamten Arbeit endgültig angefertigt werden.

Die Reihenfolge ist zwar verbindlich festgelegt, muss dann jedoch nicht aufgeführt bzw. erläutert werden, wenn die Arbeit dieses nicht erfordert.

Texte, die dem Vorwort zuzuordnen sind, gehören nicht in die Einleitung.

Eine Einleitung folgt einer festen Reihenfolge, die auch dann einzuhalten ist, wenn einige Punkte in dieser jeweiligen Arbeit nicht vorkommen und somit entfallen.

 

Verbindliche Reihenfolge der Einleitung:

1. und 2. Formulierung der behandelten Problemstellung und der darauf aufbauenden Fragestellung

  • Nicht dadurch, dass in einem einzigen Satz die gestellte Thematik in Frageform vorgelegt wird.
  • Fragestellung soll problematisiert, diskutiert und ausgebreitet werden.
  • Aufschlüsselung kann durch Entwicklung von Unterfragen geschehen.
  • Fragen müssen nicht in Frageform vorgetragen werden.

3. Relevanz der Fragestellung

  • Überlegungen, die die Bedeutung für den Fortschritt der Wissenschaft, aber auch für die Weiterentwicklung von sozialer Wirklichkeit darlegen.
  • Nicht unumstößlich behaupten, sondern argumentativ begründen.
  • Antwort muss logischen Strukturen entsprechen.
  • Argumentationskette ohne Brüche und Lücken.
  • Antwort muss zu logischen Schlüssen führen.
  • Antwort wird vom Gegenstand her bestimmt.

4. Abgrenzung der Fragestellung

  • Abgrenzungskriterien müssen begründet sein unter Berücksichtigung von bereits wissenschaftlich erarbeiteten Erkenntnissen; einschließlich der Merkmale des untersuchten Gegenstandes.
  • Abgrenzung darf nicht willkürlich erfolgen.
  • Abgrenzung kann z.B. die Zeitspanne betreffen, für die die Aussage gemacht werden soll, oder den Raum beschreiben, in dem sie gelten soll.
  • Keine für die Beantwortung zentralen Elemente des Quellenbereiches, der Sekundärliteratur ausschließen.
  • Begründung der Abgrenzung im Hauptteil vornehmen und nur kurz darauf hinweisen.

5. Hypothese

  • Möglichkeit, nicht aber Zwang, die schon begründet abgegrenzte Fragestellung in die Form einer Hypothese zu bringen.
  • Annahme von Wirklichkeit, die im Hauptteil zu begründen ist.
  • Grenze zwischen Hypothese und Theorie ist verschwommen.
  • Hypothesen eröffnen die Möglichkeit, eine noch nicht bewiesene Aussage zu machen und dahingehend zu überprüfen, ob die Sachverhalte den Tatsachen entsprechen.

6. Begriffsklärung / Definition

  • Im Allgemeinen wird die Begriffsklärung im „Kapitel 1 Einleitung“ vorgenommen. Es ist aber auch möglich, falls Begriffsklärung bzw. Definitionen sehr umfangreich sind, unmittelbar nach dem „Kapitel 1 Einleitung“ das „Kapitel 2 Begriffsklärung“ einzurichten.
  • Zentrale Termini der Überschrift, auch die Begriffe, von denen angenommen werden kann, dass sie allgemein bekannt sind.
  • Klärung, da gelegentlich der gleiche Terminus unterschiedlich gebraucht wird.
  • Sprache und Wirklichkeit.
  • Begriff und Gegenstand.
  • Nominaldefinition legt fest, welche Bedeutung einem bestimmten Terminus von jetzt an gegeben werden soll.
  • Realdefinition beansprucht empirische Gültigkeit.

7. Methode

  • Dort von Bedeutung, wo die gewählte Methode ausschlaggebend für die Bearbeitung der Thematik ist.
  • Von Bedeutung, wenn ein anderer Weg oder andere Argumente als bisher angewendet werden.
  • kurz andeuten und auf den Hauptteil verweisen.

8. Gliederungsgesichtspunkte

  • Ordnungsprinzip der Argumentation ist von entscheidender Bedeutung.
  • Nicht zufällig, sondern wohlbegründet.
  • in der Einleitung andeuten, im Hauptteil erläutern.

9. Beschreibung des Untersuchungsgegenstandes

  • Wenn es zum Vorverständnis wichtig ist und wenn es nicht von zentraler Bedeutung für die inhaltliche Diskussion im Hauptteil ist.
  • Inhaltliche Diskussion gehört in den Hauptteil.
  • Vom Umfang her vertretbar.

Eine präzise Beschreibung kann zudem als Vorbemerkung einem jeden Kapitel vorangestellt werden.

Es ist empfehlenswert, diese neun Elemente zunächst als „Überschrift“ in der Einleitung zu notieren, vielleicht zur besseren Übersicht abschnittweise in Kursivschrift, um diese dann aber nach Fertigstellung der Arbeit und der Einleitung wieder zu entfernen.

Die Gliederungspunkte, die für die jeweilige Arbeit nicht benötigt werden, können natürlich entfallen.

 

VI. Hauptteil

Reihenfolge der Kapitel und Unterkapitel wie im Inhaltsverzeichnis bereits vorgestellt

Auch der Hauptteil benötigt eine schlüssig aufgebaute Ordnung:

  • Darlegung der logischen Strukturen.
  • Ordnung mit einer Argumentationskette ohne Brüche und Lücken.
  • Analyse der Fakten mit einer Analyse und Kritik von Wirklichkeit, und / oder Analyse und Kritik von Wissenschaft über Wirklichkeit.
  • Eine Auseinandersetzung mit anderen Lehrmeinungen gehört evtl. dazu.

Reihenfolge in Abschnitten, Kapiteln und/oder Unterkapiteln:

  • Fragestellung
  • Faktenvorstellung
  • Bewertung
  • Schlussfolgerung

Funktionen

  • Befragung des Gegenstandsbereiches bedeutet, welche Aussagen sich aufgrund der Untersuchung des empirischen Gegenstandes ergeben; diskutieren und analysieren.
  • Auseinandersetzung mit anderen Lehrmeinungen; mögliche Widersprüche, gegensätzliche Auffassungen, bestätigende oder erweiternde Aussagen sind zu behandeln und zu bewerten (beurteilen).

Zusammenfassung und Bewertung:

  • Zusammenfassung der Forschungsergebnisse und Antwort;
  • Thesenartig, in wenigen Punkten;
  • Bestimmung des Geltungsbereiches der Aussage nennen;
  • Mögliche Generalisierung der Aussagen nennen;
  • Theorienbildung nennen;
  • Thesenbildung;
  • Erläutern, welche Fragen nicht beantwortet werden konnten und evtl. neue Fragen formulieren.

Schlussbemerkung / Fazit

Zusammenfassung, erlaubt sind auch persönliche Schlussfolgerungen.

 

VII. Literaturverzeichnis

Das Literaturverzeichnis ist zwingender Bestandteil jeder wissenschaftlichen Arbeit. Ein Literaturverzeichnis ist die vollständige Zusammenstellung des gesamten verarbeiteten Materials. Es darf weder weniger, noch mehr Literatur angegeben werden, als verarbeitet und auch zitiert wurde.

 

Vorschlag zur Reihenfolge / in alphabetischer Reihenfolge:

1) Name und Vorname des Verfassers (ohne Titel);

2) Erscheinungsdatum der Schrift in Klammern;

3) Doppelpunkt;

4) Vollständiger Titel der Schrift. Untertitel jeweils mit einem Punkt getrennt;

5) Auflage (wenn mehrere);

6) Komma;

7) Verlagsort (nur Verlagsort, nicht der Verlagsname);

8) Punkt

Beispiel:

Altmann, Jörn (2000): Wirtschaftspolitik. Eine Einführung. 7. Aufl., Stuttgart.

oder auch:

Schmidt, Manfred (1996): Arbeitsmarktpolitik. In: Nohlen, Dieter (Hrsg.) Wörterbuch Staat und Politik, Bonn, S. 22-24.

 

VIII. Quellenverzeichnis bzw. Verzeichnis über ungedruckte Quellen

Hier gelten dieselben Vorschriften wie obenstehend im Literaturverzeichnis.

 

IX. Literaturempfehlungen

Hier ist ausdrücklich der Hinweis erforderlich, dass es sich um Empfehlungen handelt, die in dieser Schrift zum Beispiel wegen der Vielzahl vorhandener Veröffentlichungen keine Verwendung gefunden hat.

 

B) Das korrekte Zitieren / Zitiervorschriften

Zitiervorschriften müssen korrekt und ganz penibel beachtet werden. Dafür besteht eine Reihe von DIN-Vorschriften.

Eine Begründung dafür ist, das „Geistige Eigentum“ einer anderen Person nicht missbräuchlich zu verwenden. Eine weitere Begründung dient der Überprüfung von Aussagen und der Möglichkeit, über den zitierten Text hinaus in einem größeren Umfang einen zusätzlichen Text lesen zu können.

 

I. Wörtliches oder Direktes Zitat

Das Wörtliche Zitat, also die vollständige Übernahme fremden Textes muss stets in Anführungsstriche „…….“ gesetzt werden. Die Quellenangabe muss den Verfasser, den Titel der Schrift, das Erscheinungsdatum und die Seitenzahl enthalten.

 

II. Zitieren im Text

Zum Beispiel:

Text mit nur einem Satz:

„Der Dreißigjährige Krieg dauerte von 1618 bis 1648 (Schmidt 1999:20).“

Zitieren am Satzende vor dem Punkt mit (Verfasser, Erscheinungsdatum und Seitenzahl).

Text mit mehreren Sätzen:

„Der Dreißigjährige Krieg währte in Wirklichkeit mehr als dreißig Jahre. Der Krieg für die Niederlande ging bis 1688. (Vgl. Schmidt 1999:20 ff.)“

Zitieren am Absatzende nach dem Punkt mit (Vgl. [Vergleiche], Verfasser, Erscheinungsdatum und Seitenzahl ggf. mit ff.)

Im Literaturverzeichnis muss dann zum Beispiel stehen:

Schmidt, Manfred (1999): Der Dreißigjährige Krieg. Verstehen und Begreifen, Bonn.

 

III. Zitieren mit hochgestellten Ziffern und Fußnote

Ist nicht unbedingt empfehlenswert, da die zügige Lesbarkeit gestört wird.

 

C) Quellenauswahl:

  • Brink, Alfred (2013): Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten. 3. Aufl., Wiesbaden.
  • Franck, Norbert (2017): Handbuch Wissenschaftliches Arbeiten. 3. Aufl., Paderborn.
  • Heesen, Bernd (2014): Wissenschaftliches Arbeiten. Vorlagen und Techniken für das Bachelor-, Master- und Promotionsstudium. 3. Aufl., Heidelberg.
  • Lenze, Kathrin / Unger, Hella (2015): Wissenschaftliches Arbeiten im Soziologiestudium, Stuttgart.
  • Schenk, Hans-Otto (2005): Ein Leitfaden für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, Göttingen.
  • Theisen, Manuel René (2011): ABC des wissenschaftlichen Arbeitens. Erfolgreich in Schule, Studium und Beruf. 12. Aufl., München.

Sehr informativ im Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit ist zu finden unter https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-322-81838-6_6

Auch informativ, aber mit individuellen Ratschlägen versehen unter https://www.studienstrategie.de/lernen/wissenschaftliches-arbeiten-methoden-fuer-hausarbeiten-bachelorarbeiten-masterarbeiten-doktorarbeit/

 

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