Das Leben von Hans Staden war außergewöhnlich. Aus Hessen stammend nahm er an Entdeckungsfahrten teil, die ihn im 16. Jahrhundert nach Brasilien führten. Dort wurde er von Indianern, die Kannibalen waren, gefangen genommen und erwartete seinen Tod. Er konnte sein vorgezeichnetes Schicksal allerdings abwenden und kehrte gesund nach Europa zurück. Über seine Erlebnisse verfasste er einen Reisebericht – das erste in Europa gedruckte Buch über Brasilien.

Daniel Trüb setzt sich wissenschaftlich mit Hans Stadens Lebensbericht auseinander. Der nachfolgende Artikel ist eine Seminararbeit, die im Frühlingssemester 2008 an der Universität Luzern verfasst wurde.

Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

1. Die Darstellung des Kannibalismus in unserer Tradition

II. Hauptteil: Hans Stadens Lebensbericht

2. Der brasilianische Kannibalismus in den europäischen Reiseberichten bis 1654

3. Wer war Hans Staden? – Die Person Hans Stadens

4. Die zur Verfügung stehende Literatur zu Hans Stadens Lebensbericht

5. Deutsche Reiseberichte über Amerika – Hans Stadens Bericht

6. Der Erfolg von Hans Stadens Bericht und die Motive für den Kannibalismus

7. Die Glaubwürdigkeit seines Reiseberichtes

8. Der Zweck der Veröffentlichtung seines Reiseberichtes

9. Weitere Motive, die zur Veröffentlichung beigetragen haben

III. Schlussteil und Zusammenfassung

10. Zur Bedeutung Hans Stadens und zur Wirkung seines Reiseberichts

Literaturverzeichnis

I.          Einleitung

1. Die Darstellung des Kannibalismus in unserer Tradition

Eines der überzeugendsten Argumente für die negative Beurteilung der amerikanischen Urbevölkerung war traditionell der Vorwurf, sie sei dem Kannibalismus ergeben. Die Beschreibung der Anthropophagie (Kannibalismus) in Brasilien durch Angehörige verschiedener europäischer Nationen bringt nicht nur Erkenntnisse über die Verhältnisse in der Neuen Welt, sondern berührt in kaum geringerem Ausmaß auch mentalitätsgeschichtliche Probleme und Fragen herkunfts-, standes- oder gruppenbedingter Verhaltensweisen auf Seiten der Europäer[1]. Kannibalismus und Menschenfressertum – das sind für fast jeden, der in unserem abendländischen Kulturkreis aufgewachsen ist, Begriffe, die Furcht, Ekel oder Schaudern auslösen. Traditionell wurde der Kannibalismus verabscheut. Auch Hans Stadens Bericht über den Kannibalismus der Tupinamba-Indianer bestätigt zunächst die abendländische Scheu vor dem Verzehr von Menschenfleisch. Gegenüber der außereuropäischen Sitte des Kannibalismus gab es eine einheitliche Ablehnung[2].

Ein Mensch, der die Anthropophagie aus freien Stücken, also nicht infolge einer physischen oder psychischen Ausnahmesituation betreibt, kann der Verurteilung durch seine Umgebung sicher sein. Diese erfolgt ungeachtet der Tatsache, dass die Neugier, der Reiz des Verbotenen oder auch nur die Möglichkeit, mit dem Verweis auf das verwerfliche Verhalten anderer die eigene moralische Integrität oder Überlegenheit herausstreichen zu können, dem kannibalischen Geschehen stets grösste Aufmerksamkeit garantieren[3]. Die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts folgenden ausführlicheren Reisebeschreibungen von der Neuen Welt sollten im Schatten der Popularität stehen, die das Bild von den „Kannibalen“ erfuhr, das auch in anderen Medien, wie beispielsweise den neuen Weltkarten bzw. zur Ausschmückung und figürlichen Charakterisierung der Bewohner der entsprechenden Landesteile, verwendet wurde: Seit Vespuccis Brasilienfahrten wurden die „Kannibalen“ auf Bildern und Karten vornehmlich in Brasilien lokalisiert, obwohl das Gerücht ging, dass sie auf dem ganzen Kontinent anzutreffen seien[4]. Dass eine negative Einschätzung des Menschenverzehrs jedoch nicht die einzige mögliche ist, ergibt sich aus der Tatsache, dass die Anthropophagie in anderen Teilen der Welt – folgt man den Angaben der Reisenden – im Rahmen eines bestimmten Rituals als legale, ja sogar als notwendige Handlung galt und gesellschaftlich nicht nur geduldet, sondern sogar gefördert wurde. Über die Gründe, die zu derart unterschiedlichen Bewertungen führten, kann nur spekuliert werden.

Fest steht jedoch, dass die Verlockung oft groß war, ein fremdes oder gar feindliches Volk durch die Beschuldigung des Kannibalismus aus der Gruppe der zivilisierten Menschen auszugrenzen und zum Freiwild für Versklavung und Ausrottung zu erklären[5]. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, der Zeit der militärischen Annexion der Neuen Welt und der Entvölkerung ganzer Landstriche durch die Europäer, wurde zunächst versucht, das Arbeitskräfteproblem in den neuen Kolonien dadurch zu lösen, indem man diejenigen, die als Kannibalen identifiziert wurden, rechtmäßig versklaven zu können glaubte[6]. Auch Wolfgang Halfar schreibt, dass der Vorwurf des Menschenfleischverzehrs häufig auch dazu benutzt wurde, die Ureinwohner im Namen der Menschlichkeit auszurotten, zu unterwerfen oder umzusiedeln, wobei geflissentlich übersehen wurde, dass es sich meistens nur um eine Kulturtradition einzelner ethnischer Gruppen oder Untergruppen handelte[7].

Das Wort Kannibalismus entstand aus der Eigenbezeichnung der Cariben (oder ursprünglich auch „Canibes“) und wird synonym zu „Anthropophagie“ verwendet. Anthropophagie setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern „anthropos“ (für Mensch) und „phagein“ (für essen) zusammen. Anthropophagie – wie das auch bei uns gebräuchliche Wort für den Verzehr von Menschenfleisch lautet – begegnet uns im antiken Schrifttum sowohl innerhalb mythologischer als auch geographischer Texte. Bereits Kronos, der Herrscher über den Sternenhimmel, soll am Anfang der Zeit seine Kinder verschlungen haben. Unterschiedlich sind die Interpretationen dieses Akts. So wurde er als Ausdruck ungezügelter Herrschsucht und als Zeichen von Angst davor verstanden, von den eigenen Nachkommen um die Macht gebracht zu werden, aber auch als Symbol für den Lauf der Zeit, das Werden und Vergehen, mit dem alles Leben verbunden ist[8]. Die erwähnten kannibalischen Handlungen beziehen sich fast durchweg auf Situationen, bei denen entweder ein Gott von einem Zweifler auf seine Allwissenheit geprüft werden sollte[9] oder aber bei denen bestimmte Personen als besonders grausam und unmenschlich stigmatisiert werden sollten. Die Annahme, dass Anthropophagie Ausdruck gesteigerter Hass- und Rachegefühle sei – ein Motiv, das uns bei den brasilianischen Ethnien wieder begegnen wird, – wurde ebenfalls in der griechischen Mythologie schon erwähnt. So setzte etwa Thyestes aus Wut über die ihm geraubte Herrschaft seinem Bruder die eigenen Kinder zum Mahl vor[10].

Deutlich wird, dass das Essen von Menschenfleisch stets als verabscheuungswürdig angesehen wurde, dass es die Götter erzürnte und gar – in einer Version – der Himmel sich verfinstern ließ. An dieser Stelle ist Herodot zu nennen, der in seinen „Historien“ wiederholt von „Androphagoi“ und „Anthropophagoi“ spricht. Gleich einer ethnischen Bezeichnung diente ihm der Begriff „Androphagoi“ für ein Volk, das nördlich der Skythen lebte und im Ruf stand, regelmäßig die Leichen der Verstorbenen zu verzehren. Ausserdem galt ein Lebensende, bei dem man zusammen mit einem Opfertier geschlachtet und anschließend von seinen Angehörigen verspeist wurde, als besonders glücklich und ehrenvoll. Die Berichte späterer griechischer und römischer Geschichtsschreiber basieren größtenteils auf den Angaben Herodots, sind jedoch gelegentlich noch durch das eine oder andere Detail erweitert[11]. So siedelt Plinius der Jüngere Anthropophagen auch in Äthiopien an, wobei hier bemerkenswert ist, dass in späterer Zeit das (irdische) Paradies auch in Äthiopien vermutet wurde. Festzuhalten ist, dass der Kannibalismus als Verhaltensweise in den meisten Texten nicht explizit getadelt oder verurteilt wird; stets ist jedoch herauszuhören, dass er als etwas Ungewöhnliches galt, das zu erwähnen nie unterlassen wurde[12].

Die Tradition, in weit entfernten Gebieten Kannibalen zu vermuten, setzte sich bis in die Zeit der Renaissance (und darüber hinaus) fort. Dennoch ließen sich die mittelalterlichen Reisenden nicht davon abhalten, die betreffenden Regionen selbst aufzusuchen. Das bei Marco Polo anklingende Motiv der Rache oder des Hasses für den Akt des Kannibalismus – es wird in der ethnologischen Diskussion bezüglich der Tupi lange eine führende Rolle spielen – fand sich bereits bei Statius, dessen Epos „Thebais“ im Mittelalter hoch geschätzt war. Hierin wird berichtet, dass sich Tydeus noch im Todeskampf das Haupt seines Feindes und Verräters Melanippos bringen ließ, um sein Rachebedürfnis dadurch zu befriedigen, dass er sich dessen Gehirn und Blut – also wesentliche Bestandteile des menschlichen Körpers – einverleibte[13]. Bis in die Frühe Neuzeit kann man beobachten, dass es den Autoren wichtig war, die abendländische Geistesgeschichte bestätigt zu finden, aber auch an die Existenz aussergewöhnlicher Kreaturen zu glauben. Wie die griechisch-römische Literatur nimmt auch das jüdisch-christliche Gedankengut Anthropophagie nie als gesellschaftlich oder moralisch akzeptierte Handlung an. Auch das Abendland akzeptierte nie gesamtgesellschaftlich den Kannibalismus oder praktizierte diesen offiziell. Sowohl die griechische Philosophie als auch die christliche Religion vertraten die typische Ansicht, dass der Mensch ein über allen irdischen Geschöpfen stehendes Wesen war, und konnten es daher nicht erlauben, dass menschliche Artgenossen „niedrigeren“ Lebewesen wie Pflanzen oder Tieren gleichgestellt würden[14].

II.         Hauptteil: Hans Stadens Lebensbericht

2. Der brasilianische Kannibalismus in den europäischen Reiseberichten bis 1654

Bei einem Autor des 16. Jahrhunderts werden natürlicherweise noch keine großen gesellschaftlichen Zusammenhänge dargestellt, sondern allenfalls aus den verschiedensten Lebens- und Wissensbereichen aufschlussreiche und detaillierte Informationen geliefert. Dennoch muss vermerkt werden, dass Hans Staden, von seiner augenfälligen Traditionsgebundenheit einmal abgesehen, mitunter bereits zu sehr differenzierten Beobachtungen an einer fremden Kultur gelangt[15]. Die ersten Dokumente, die den Kannibalismus in der Neuen Welt erwähnen, sind noch stark geprägt von traditionellen Vorstellungen und Werturteilen, die an Heidentum und Anthropophagie geknüpft waren. Es zeigte sich durchweg das Bedürfnis, den eigenen Angaben durch Zitate anerkannter Autoren größere Glaubwürdigkeit zu verleihen sowie die unbestrittene Gewissheit, als Christ Völkern aller übrigen Glaubensrichtungen und als Europäer den Bewohnern anderer Kontinente überlegen zu sein[16].

Brasilien war im Jahre 1500 von Pedro Alvares Cabral entdeckt worden, der, auf einer Fahrt nach Indien begriffen, zu weit nach Westen ausgeholt hatte – wohl nicht infolge eines Navigationsfehlers, sondern eher, weil er auf Grund bereits eingegangener Nachrichten das Vorhandensein einer mächtigen Landmasse der von Amerigo Vespucci befahrenen Gewässer klären wollte. In der Folge begründeten die Portugiesen an der brasilianischen Küste, ähnlich wie in anderen Weltgegenden, mehrere Stützpunkt- und Etappenstationen, die sich nach den 1494 im Vertrag von Tordesillas getroffenen Vereinbarungen außerhalb der spanischen Interessensphäre befanden und sich, obwohl von französischen und holländischen Expeditionskorps zuzeiten ernstlich bedroht, doch im allgemeinen kontinuierlich entwickeln konnten[17]. Nur sehr selten lassen die Seefahrer und Entdecker wirkliches Interesse an den Sitten und Bräuchen der Fremden erkennen. Auch bei Hans Staden lässt sich mit besonderer Anschaulichkeit verfolgen, wie die Erfahrungen des Reisenden wie durch einen Filter in eine den Erwartungen des Publikums und der Öffentlichkeit entsprechende Form gebracht wurden. Denn gerade Hans Staden sah sich nach seiner Rückkehr zunächst einer allgemeinen Skepsis ausgesetzt[18].

Somit diente die Erwähnung kannibalischer Akte bei Eingeborenen anfangs weniger ethnographischen Zwecken als der Betonung eigener Überlegenheit und der Heraushebung der erlebten Abenteuer. Erst die kannibalischen Riten brasilianischer Ethnien beschäftigten die Gemüter der europäischen Reisenden ernsthaft. Zwar hatten schon Kolumbus und nach ihm etliche Spanier darüber berichtet, dass sowohl auf den karibischen Inseln als auch auf dem Festland menschenfressende Völker zuhause seien, doch beschränkten sich diese Angaben stets auf die Erwähnung von Spuren des Kannibalismus. Nie dagegen gingen die Autoren auf das die Tötung und Verspeisung der ausgewählten Opfer begleitende Zeremoniell ein, sei es infolge mangelhafter Kenntnisse, sei es aufgrund fehlenden Interesses. Auch die traditionelle Abscheu gegenüber der Anthropophagie mag dazu beigetragen haben, diesbezügliche Beobachtungen lediglich festzustellen, nicht aber ausführlicher darzustellen[19].

Das offenkundige Interesse Stadens an den kannibalischen Zeremonien, bzw. die ausführliche Beschreibung des Verzehrs von Menschenfleisch, ist auch aus seinem eigenen Erleben in seiner Gefangenschaft verständlich. Ihm, der sich selbst als potentielles Opfer sehen musste, waren vermutlich die Einzelheiten dieser Zeremonien, die er bei anderen Gefangenen beobachtet hatte, am stärksten erinnerlich[20].

Die Überzeugung der eigenen Überlegenheit und die Berechtigung, mit den Eingeborenen nach beliebigem Gutdünken zu verfahren, bedurften in der Anfangszeit der Kolonisation keiner besonderen Legitimation. Dies änderte sich erst allmählich, als mit dem Bekanntwerden der spanischen Greueltaten sowohl im eigenen Lande – bevorzugt aus den Reihen der Geistlichen – als auch im übrigen Europa Kritik am Umgang mit der indianischen Bevölkerung laut wurde. Somit spielte der Kannibalismus in der überwiegenden Mehrzahl der spanischen Quellen nur eine untergeordnete Rolle. Der Hinweis auf ihn musste das ohnehin schon negative Urteil über die indianischen Kulturen bestätigen. Ähnliches gilt für das Menschenopfer, mit dem die Spanier besonders in Mexiko konfrontiert wurden[21].

3. Wer war Hans Staden? – Die Person Hans Stadens

Bild von Hans Daten
Hans Staden

Hans Stadens Vater erwarb 1525 das Bürgerrecht in Homberg an der Efze. Anlass dürfte die Verheiratung mit einer Homberger Bürgertochter gewesen sein. Der erstgeborene Sohn Hans verlebte hier seine Kindheit und Jugend und erhielt in Elternhaus und Schule eine bewusst christliche Erziehung im Sinne der Reformation[22]. Hans Staden – zwischen 1525 und 1528 in Hessen geboren – war, als er sich 1547 zu seiner ersten Reise nach Brasilien einschiffte, bereits waffenerprobt, so dass er als Landsknecht oder Scharfschütze gern in Dienst genommen wurde. Als Hans Staden den Entschluss gefasst hatte, Indien kennenzulernen, begab er sich zunächst nach Lissabon. Denn Portugal bildete nach der Entdeckung der Neuen Welt während des 16. Jahrhunderts den wichtigsten Ausgangspunkt für weitere Entdeckungs-, Eroberungs- und Handelsseereisen[23].

Dort fand Hans Staden Unterkunft bei einem deutschen Wirt namens Leuhr. Von ihm erfuhr er, dass die Indienschiffe bereits ausgelaufen seien. Leuhr vermittelte ihn mit zwei anderen Deutschen als Büchsenschütze auf ein Schiff, das nach Brasilien segeln sollte[24]. Dabei handelte es sich also um seine erste Reise nach Brasilien zum Hafen von Olinda. Das Schiff war 16 Monate unterwegs (1548/1549). Kurz nach seiner Rückkehr nach Europa (wiederum Lissabon) heuerte Staden erneut an – diesmal auf einer spanischen Caravelle – und segelte, verpflichtet als Kanonier, in Richtung Rio de la Plata. Die Caravelle gehörte mit zwei anderen Schiffen zum Vorkommando einer Expedition von Don Diego de Sanabria, der die Eroberung und Besiedelung der La-Plata-Region im Auftrag der spanischen Krone fortsetzen sollte[25]. Das Schiff erreichte zuerst die Küste Paranás (Uritaba), fuhr dann – entgegen den ursprünglichen Plänen – nach Norden und gelangte schliesslich an die Gestade von Santa Catarina und Sâo Vicente. Nach vielen Gefahren erreichen zwei der insgesamt drei Schiffe die brasilianische Küste: Am 24. November 1550 erreicht Hans Stadens Schiff bei Superagui (in der Nähe von Paranagua gelegen) die Küste Brasiliens. Sturm, hohe Wellen und Klippen drohten das Schiff zu zerbrechen. Doch gelang es dem Steuermann, einen kleinen geschützten Hafen zu erreichen. Die Besatzung konnte hier die genaue Lage von Santa Catarina, dem vereinbarten Treffpunkt am 28. südlichen Breitengrad, in Erfahrung bringen. Dort angelangt, wartete man auf die beiden anderen Schiffe. Nach ungefähr drei Wochen traf die zweite Caravelle ein. Das dritte Schiff blieb verschollen[26].

Beide Schiffe gehen dort unter. In seiner zweiten Reise beschreibt Hans Staden also zunächst ein Fiasko, da er in Sâo Vicente gestrandet war, anstatt wie geplant nach Rio de la Plata zu gelangen[27]. Die Schiffbrüchigen warten zwei Jahre vergeblich auf Rettung. 1552 wird ein Teil der Schiffbrüchigen zur portugiesischen Siedlung auf der Insel Sâo Vicente gebracht. Berichte von Schiffbrüchigen zeigen, dass Schiffsbesatzungen im allgemeinen über großes handwerkliches Geschick verfügten und in der Lage waren, aus einem gestrandeten Schiff ein oder mehrere Boote herzustellen; das gilt sowohl für die Nordlandfahrer im Hochmittelalter als auch für die portugiesischen Indienfahrer zu Beginn der Neuzeit[28]. Hans Staden übernimmt am Ende des Jahres das Kommando einer kleinen portugiesischen Festung auf Santo Amaro bei Sâo Vicente. Hier geriet Staden vermutlich um die Jahreswende 1553/1554 in die Hände der Tupinamba, die, verbündet mit den Franzosen, den Deutschen als Portugiesen und somit als Feind ansahen[29].

Staden kam in den Gewahrsam des Kriegers Ipirú-guaçú, dem somit das Vorrecht der zeremoniellen Tötung zustand. Die Portugiesen hatten nämlich den Bruder Ipirú-guaçús auf dem Gewissen, und das erforderte Blutrache. Folglich versuchte Staden zu beweisen, dass er kein Portugiese, sondern als Deutscher „ein Freund und Verwandter der Franzosen“ sei. Darin sah er die einzige Chance, seine Haut zu retten. Als Erzrivalen Portugals waren die Franzosen mit den Tupinambas verbündet und trieben mit ihnen regen Tauschhandel: Äxte, Messer und Scheren gegen Brasilholz, Baumwolle und Pfeffer. 1550 hatte der französische Hof sogar 50 brasilianische Häuptlinge zu einem Fest nach Paris eingeladen und ihnen dort ihr Land abgekauft, so dass Frankreich nun entsprechende Kolonialansprüche erheben konnte[30]. Hans Staden befindet sich in grosser Lebensgefahr. Während dieser Gefangenschaft wird Hans Staden zum ersten Mal Zeuge eines Kannibalenmahls, nämlich als er zu einem Fest in ein 30 Kilometer entferntes Dorf eingeladen wird[31]. In Ubatuba selbst erlebte Hans Staden erst im sechsten Monat seiner Gefangenschaft ein Kannibalenmahl. Beim Opfer, mit dem Hans Staden dieses Mal kein Mitleid gezeigt hatte, hatte es sich um einen einäugigen Cario-Indianer gehandelt, der seit drei Jahren als Sklave im Dorf lebte und zuvor Sklave in Sâo Vicente gewesen, den Portugiesen aber entkommen war[32].

Nach einiger Zeit der Gefangenschaft wurde Staden im Oktober 1554 schließlich von den französischen Händlern losgekauft und gelangte wohlbehalten in seine Heimat zurück. Dort veröffentlichte er drei Jahre später die Aufzeichnungen über seine Abenteuer. Den Rest seines Lebens war er als Pulvermüller und Seifensieder tätig und starb 1579 im hessischen Wolfshagen möglicherweise an der Pest[33]. Auch Wolfgang Halfar bestätigt, dass Hans Staden an der Pest gestorben sein könnte. Denn die Aufzeichnungen im 1574 beginnenden Kirchenbuch berichten vom Tod vieler Einwohner der Stadt, die an der Pest verstorben sind. Unter den 645 Toten, die begraben wurden, befanden sich die „Seiffensiedersche“ und der „Sieffensieder“. Es besteht kaum ein Zweifel, dass es sich hier um Hans Staden und seine Frau handelt, denn Staden betrieb in Wolfshagen eine Pulvermühle[34].

4. Die zur Verfügung stehende Literatur zu Hans Stadens Lebensbericht

Zu Hans Stadens Lebensbericht konnte mir vor allem die Dissertation von Astrid Wendt eine grosse Hilfestellung geben. Sie beschreibt sehr umfangreich und detailliert die Bedeutung des Kannibalismus für unsere abendländische Tradition und seine Darstellung, die oft mit negativen Urteilen verbunden ist. Doch gelingt es Astrid Wendt, die Hintergründe und vor allem die Motive für den Kannibalismus sachlich darzustellen. Sie schildert die ersten Berichte, die bereits in der griechischen Mythologie vorkommen, also bereits einen sehr frühen Ursprung haben, und vergleicht das Motiv, das sowohl bei den Ethnien Brasiliens als auch in der Mythologie zum Ausdruck kommt, nämlich Hass und Rache. Astrid Wendt führt an, dass zwar schon Kolumbus und die ihm folgenden Spanier berichtet hatten, dass auf den karibischen Inseln Kannibalen anzutreffen wären, dass aber in den meisten spanischen Quellen der Kannibalismus nur eine Nebenrolle spielt.

Nach ihrer Ansicht zeichnet sich Hans Stadens Bericht dadurch aus, dass er am besten über die indianischen Sitten berichten konnte und somit die besten Kenntnisse über ihr Leben aufwies, da er die Perspektive des selbst Betroffenen einnimmt. Sein Bericht weist sehr viele Details auf, bleibt aber weitgehend sachlich, denn es scheint nicht die Absicht gewesen zu sein, die Indianer in einem negativen Licht zu zeigen. Astrid Wendt geht zudem relevanten Fragen nach: Ist dieser Bericht überhaupt glaubwürdig? Welche Motive haben zu seiner Veröffentlichung beigetragen? Sie legt glaubhaft dar, dass viele Kritikpunkte zurückgewiesen werden konnten und dass der Großteil der Forschung diesem Reisebericht Glauben schenkt. Astrid Wendts Fazit geht dahin, dass Hans Stadens Bericht als Propagandaschrift für den protestantischen Glauben zu betrachten ist.

Weitere Literatur erläutert vor allem Hans Stadens Lebenslauf und legt nur Teilaspekte seines Berichtes dar. Hilfreich waren mir hierzu die Ausgaben von Georg Bremer, Peter Brenner, Wolfgang Halfar, Michael Harbsmeier, Elisabeth Luchesi und Norbert Ohler. Bei Michael Harbsmeier wird Hans Staden mit anderen Reiseberichten verglichen; in diesem Buch wird deutlich, welchen Anlass Hans Staden überhaupt hatte, seine Heimat zu verlassen, welchen Umständen Hans Staden sein Überleben verdankt und wie es ihm durch eine Reihe von Transformationen und Metamorphosen gelungen ist, dass er zuletzt mit Ehrfurcht und wie ein Sohn behandelt und verabschiedet wird. Sowohl Astrid Wendt als auch Michael Harbsmeier bestätigen, dass Hans Stadens Bericht für die damalige Zeit ungewöhnlich ausführlich und gründlich ist und dass er viele zuverlässige Details enthält.

5. Deutsche Reiseberichte über Amerika – Hans Stadens Bericht

Im 16. Jahrhundert fanden die Entdeckungsfahrten der Spanier und Portugiesen in den deutschsprachigen Ländern vor allem infolge der Wirren der Reformationszeit nur sehr allmählich Beachtung. Zunächst verbreitete sich die Kunde von der Neuen Welt in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts dank der aufblühenden Buchdrucker- und Holzschneidekunst über illustrierte Einblattdrucke und Flugschriften von nur jeweils wenigen Seiten Umfang[35]. Das deutsche Interesse an Informationen über das neu entdeckte Amerika war von Beginn an sehr lebhaft, was sich auch an der Fülle der Publikationen zeigte. Zu dieser Zeit wurde Deutschland mit sehr vielen Texten beliefert, welche die Entdeckungen im Westen zum Thema hatten. Die Tendenz schien dahin zu gehen, dass das Befremdliche, das Sensationelle an Amerika und seinen Bewohnern besonders hervorgehoben wurde. Gefördert durch die regen Handelsbeziehungen zu Italien und durch das hoch entwickelte Druckereiwesen, wurden die deutschen Leser schon zu Beginn des 16. Jh. mit einer Fülle von Texten beliefert, die sich mit den Entdeckungen im Westen beschäftigten[36]. Besonders während des 16. Jahrhunderts zeigte der deutschsprachige Raum in seinen Publikationen eine besondere Empfänglichkeit für das Thema des Kannibalismus. Dies drückte sich nicht nur im bemerkenswerten Erfolg diesbezüglicher Texte aus, sondern auch in der Fülle einschlägiger Illustrationen, mit denen die jeweiligen Werke „geschmückt“ waren.

Angesichts der spanischen Regierungspolitik, die verschiedenen Berichte über Amerika tunlichst geheim zu halten, wie auch, auf der anderen Seite, der Bekanntschaft der Europäer mit den Kannibalen durch die sensationellen Bildberichte, ist es nicht weiter verwunderlich, dass Hans Stadens Reisebericht sofort ein Bestseller wurde[37]. Auf sachliche, der fremden Wirklichkeit gerecht werdende Darstellung von anderen Kulturen kommt es den in naiver Selbstgewissheit befangenen Europäern dieser Epoche in ihrem Ausgriff um die Welt noch nicht an. Vielmehr war das Interesse der Berichterstatter wie auch der Leserschaft noch stark wie im christlichen Mittelalter auf das in fernen Ländern zu entdeckende möglichst Kuriose, Absurde und Paradoxe, mithin auf das von der eigenen Kultur radikal Abweichende, gerichtet. Abgesehen von der Möglichkeit zur Erbauung an derartigen Darstellungen vermittelte denn auch deren Lektüre unschwer die Bestätigung für die Erhabenheit der eigenen christlichen Welt über die der Abgötterei huldigenden Heiden am Rande des bekannten Universums[38].

Die Neigung, dem Sensationellen – und als solches muss die Anthropophagie zweifellos gelten – deutete sich bereits kurz nach 1500 an. Den Höhepunkt deutscher Berichterstattung über Anthropophagie bildete im Jahre 1557 die „Wahrhaftige Historia“ des Hans Staden. Signifikant ist weniger die Absicht, die Bewohner der Neuen Welt generell als grausame Wilde darzustellen, als vielmehr ein Bedürfnis nach Wiedergabe von Einzelheiten, die Aufsehen erregten[39]. Außerdem sind die beiden Reiseberichte von Ulrich Schmidel aus den La Plata-Ländern und von Hans Staden aus Brasilien – beide um die Mitte des 16. Jh. entstanden – in völkerkundlicher Hinsicht interessant und in manchen Passagen von bleibendem dokumentarischen Wert. Gewiss fällt es sowohl Schmidel als auch Staden noch recht schwer, von Klischeevorstellungen der südamerikanischen „Wilden“ loszukommen. Wenn Staden davon berichtet, wie er in die Gewalt der Eingeborenen geraten sei und in höchster Gefahr geschwebt habe, verspeist zu werden, scheint die Lust am Fabulieren nicht ganz unbeteiligt. Dennoch boten sowohl Schmidel als auch Staden eine durch ihre naive Spontaneität und Detailfreudigkeit wichtige Darstellung der portugiesisch-indianischen Kulturberührung, deren Wert gerade der moderne Ethnologe zu schätzen weiss[40].

Die Vorliebe für kannibalische Details einerseits und die sich gegen Ende des 16. Jh. abzeichnende Differenzierung in protestantisch-proindianische und katholisch-antiindianische Berichte andererseits scheint – vor allem in der bildenden Kunst – ihre Lösung in einer Trennung von kannibalischen Brasilianern und nichtkannibalischen Indianern gefunden zu haben. Das Zusammenwirken von religiösen, politischen und individuellen Faktoren bei der Entwicklung einer spezifischen Sicht der Bewohner Brasiliens – und damit verbunden der Anthropophagie – wurde jedoch nicht im deutschsprachigen Raum, sondern in Frankreich besonders deutlich[41]. Fast alle Reiseberichte haben erzählende und beschreibende Elemente und bringen diese in ein sinnvolles Verhältnis zueinander. Reiseberichte müssen mehrfach miteinander verglichen werden[42]: Mit den geographischen Kenntnissen jener Zeit, mit den Texten von früheren Reisen in die gleiche Weltregion und mit den so genannten Parallelberichten, die von derselben Reise erzählen. Nur so kann man erfahren, welche Besonderheiten ein Reisebericht hat und welche Möglichkeiten er hatte, von einem Publikum wahrgenommen und von seinen Lesern und Hörern ernst genommen zu werden[43].

6. Der Erfolg von Hans Stadens Bericht und die Motive für den Kannibalismus

Das eigentliche Thema von Stadens „Warhaftiger Historia“ stellt die ausführliche Schilderung der Begebenheiten während der über neun Monaten andauernden Gefangenschaft bei den Tupinamba dar, um deren Praktiken des rituellen Kannibalismus mit im Kriege gefangenen Gegnern er spätestens seit seiner ersten Reise gewusst hat[44]. Ähnlich wie die Werke Vespuccis war Stadens „Historia“ überaus erfolgreich. Allein 1557 erlebte sie vier Auflagen (zwei unterschiedliche in Marburg und zwei in Frankfurt), 1558 zwei weitere in Antwerpen und nach 1595 etliche in Amsterdam. Zu ihrer Beliebtheit trugen zweifellos auch die 54 Holzschnitte (zusätzlich zu einer Landkarte und dem Titelbild) bei, mit denen sie ausgestattet war. Zehn dieser Abbildungen enthalten eine unmittelbare Anspielung auf das Zubereiten oder Verzehren von Menschenfleisch, und 20 weitere Darstellungen betreffen die Geschehnisse von der Gefangennahme eines Feindes bis zu seiner rituellen Tötung und Verspeisung. Anders als die bisher veröffentlichten Berichte über die Neue Welt enthält das Werk Stadens nicht nur kurze Anspielungen auf den Kannibalismus, sondern erzählt mit einem aufsehenerregenden Detailreichtum von den Ereignissen, die schließlich im Verzehr des Getöteten gipfelten[45]. So manche Episode aus jener Zeit schildert Hans Staden mit bitterem schwarzem Humor. So mutet es grotesk an, wenn er beim Einzug in Ubatuba den Frauen zurufen musste: „Ich, euer Essen, komme.“ Die nackten Indianerinnen tanzten frenetisch singend um ihn herum, banden ihm Kürbisrasseln ans Bein und zwangen ihn, mit ihnen im Takt zu stampfen, was bei seiner Beinwunde arg wehtat[46].

Wenn man nach den Motiven für den Kannibalismus sucht, dann reichen die Untersuchungsergebnisse von realen Ernährungsproblemen über vorwiegend magische Gründe bis hin zur Verwurzelung im Werden und Vergehen der Seinswelt. Der Hunger nach dem besonders mundenden Menschenfleisch, das Töten und Verzehren als Element der Wut im Sinne einer geistigen Kraft, die Rache an Feinden, deren Fleisch wieder erbrochen wird, ebenso wie die Ausschaltung der Rache des Totengeistes durch das Aufgegessenwerden nach dem Tode, also die Bestattung der Toten im Magen, lassen sehr unterschiedliche Motive erkennen[47].

Demnach gab es bei den brasilianischen Indianern einen existentiellen, einen aggressiven und einen affektiven, liebevollen Kannibalismus. Nicht aus Hunger essen die Indianer ihre Gefangenen auf. Vielmehr befinden sie sich im ständigen Kriege mit feindlichen Nachbargruppen. Allein aus großer Feindschaft und um der Rache willen huldigen sie derartigen Bräuchen[48]. Niemand zuvor hatte aus der Perspektive des selbst Betroffenen über die indianischen Bräuche berichten können, niemand hatte je bessere Kenntnis vom Leben der Eingeborenen gehabt. So verwundert es auch nicht, dass Staden die meisten Einzelheiten zu Gefangennahme, Behandlung, Tötung und Verzehr des Opfers angibt, also Beobachtungen wahrnimmt, die zu einem beträchtlichen Teil erstmals von ihm erwähnt wurden[49]. Als Motiv für die Menschenfresserei führt Staden an: „Sie essen ihre Feinde nicht, weil sie Hunger haben, sondern aus Hass und grosser Feindseligkeit.“ Ihm entging, dass Kannibalen dem animistischen Glauben anhängen, mit dem Verspeisen eines Menschen verleibe man sich auch dessen Seelenkräfte ein – im Grunde eine religiöse Analogie zum Verzehr der Hostie, die ja den „Leib Christi“ verkörpert. Hinzu kam, dass der zur rituellen Tötung ausersehene Krieger sich den Namen seines Opfers aneignen durfte. Und je mehr Namen von getöteten Feinden ein Mann führte, umso höher war sein Ansehen[50].

7. Die Glaubwürdigkeit seines Reiseberichtes

Der Bericht des Hessen Hans Staden enthält sowohl eine Art Abenteuerbericht über seine Gefangennahme als auch eine Beschreibung der damals dort ansässigen Tupinamba. Der zweite Teil des Buches bringt eine Vielzahl von Informationen über das Leben der Tupinamba, die er 1553/1554 als ihr Gefangener in der Rolle eines zwar unfreiwilligen, aber direkten Beobachters gesammelt hatte. Dabei werden die gesellschaftlichen Verhältnisse eher in ihrem technischen Zusammenhang gezeigt, wie denn Stadens Aufmerksamkeit überhaupt der materiellen Kultur gilt. Der geschriebene Text wie auch die beigefügten Holzschnitte sind darum bemüht, materielle Details, die in Europa unbekannt waren, deutlich erkennbar zu beschreiben. Seine Informationen und Abbildungen gelten noch heute größtenteils als Dokumente für die materielle Kultur der historischen Tupinamba. Für die Ethnologie ist Staden eine wichtige Quelle für die Rekonstruktion der Gesellschaft der Tupinamba im 16. Jahrhundert geworden[51]. Auch Eberhard Berg attestiert Hans Staden, dass sein Reisebericht in völkerkundlicher Hinsicht interessant und in manchen Abschnitten von bleibendem dokumentarischen Wert ist[52].

Der nüchterne Ton Stadens im deskriptiven Teil, der die kannibalischen Szenen auch im Bild zeigt, vermeidet im wesentlichen ein persönliches Urteil, womit – anders als die reisserischen Bemerkungen verschiedener Autoren über die „Menschenfresser“ – fast ein Eindruck von Selbstverständlichkeit des geschilderten Geschehens vermittelt wird[53]. Hans Staden berichtet über seine Erlebnisse bei den Tupinamba in einer für seine Zeit ungewöhnlichen Objektivität und ohne zu moralisieren. So bemerkt er über das Geschlechtsleben der Indianer nüchtern: „Der größte Teil der Männer hat nur eine Frau, manche Häuptlinge haben aber bis zu 14 Frauen. Mann und Frau verhalten sich sittsam und machen ihre Sache heimlich.“[54] Hierin klingt die Erkenntnis an, dass das Gefühl von Scham und das Bestehen von Moral auch bei den Tupinamba anzutreffen ist. Auch die Polygynie, das Privileg der Vornehmen, ist für den Berichterstatter kein Grund zur Sensationsmache[55]. Die Aufzählung der beobachteten Einzelheiten in chronologischer Reihenfolge und auch die Aussparung von persönlichen Kommentaren lassen im Gesamtablauf den (zeremoniellen) Charakter des Beschriebenen deutlich erkennen. Die illustrierenden Holzschnitte unterstreichen den rituellen Charakter des Ablaufs[56]. Diese Holzschnitte untermalen die kannibalistische Neigung dieser Indianer augenfällig. Deren Sujet zeigt jeweils in deutlicher Weise und in chronologischer Abfolge die unterschiedlichen, schliesslich in eine kollektive Orgie mündenden Prozeduren[57].

Stadens Wiedergabe des Geschehens zeichnet sich durch einen nüchternen, durchaus glaubwürdigen Stil aus. Obwohl Aufmachung und Illustrierung des Buches von kannibalischen Szenen dominiert werden, scheint es nicht in Stadens Absicht gelegen zu haben, die Indianer als besonders grausam und wild darzustellen. Meist verzichtet er auch auf die Kommentierung und Bewertung der indianischen Handlungsweisen. Nur einmal fällt die Bemerkung, dass nicht einmal Tiere ihre Artgenossen verspeisten. Verschiedentlich wurde die Glaubwürdigkeit der „Historia“ in Zweifel gezogen[58]. Zu diesem Punkt schreibt Wolfgang Halfar, dass in jüngster Zeit Stadens Berichte über den Kannibalismus der Tupinamba gelegentlich als literarisch, eroberungslegitimatorisch oder evangelisationstheologisch motiviert in Zweifel gezogen wurden[59]. Ziel des deutschen Landknechts sei es gewesen, die Brutalität und Unmenschlichkeit der Tupinamba, deren Gefangener er war, in aller Öffentlichkeit anzuklagen[60]. Zudem habe Staden nicht die Sprache der Eingeborenen gesprochen und demzufolge keine korrekten Angaben über deren Reden und den Inhalt ihrer Gespräche machen können; im Übrigen sei er ein Frauenfeind gewesen und habe sein Buch dazu benutzt, dieser Einstellung Ausdruck zu verleihen[61]. Staden neigte vielmehr dazu, die Frauen als besonders rachgierige und feindlich gesinnte Wesen darzustellen[62].

Diesen Schluss lässt auch Eberhard Berg zu: Auf den dargestellten Holzschnitten ist Hans Staden durchwegs vornehmlich von ihm unterschiedlichen Peinigungen und Demütigungen bereitenden Frauen umgeben. Auffällig an Stadens Beschreibung ist überdies, dass er bezüglich der Beteiligung der Männer am Geschehen nicht sonderlich explizit ist. Stattdessen macht er beständig deutlich, wie brutal die Frauen mit den Opfern verfahren. Die ausführliche Darstellung der für die Europäer so abartig erscheinenden Praxis des rituellen Kannibalismus gerät zu einer rundum negativen Darstellung des weiblichen Geschlechts: Sowohl in Stadens Prosa als auch in den Illustrationen erscheinen die indianischen Frauen als die wahrhaft Wilden unter den Wilden, haben sie doch die führende Rolle bei solcherart Praktiken inne[63]. Georg Bremer hält dem Punkt der Verständigung aber entgegen, dass Staden jedoch alles versteht, da er die „Lingoa geral“, die in halb Brasilien geläufige Verkehrssprache der Tupi-Völker, längst beherrscht. Und um der Authentizität willen gibt er in seinem Bericht oft indianische Ausdrücke wieder. Viele davon sind noch heute gebräuchlich, so wie Pira für Fisch (Piranha) oder mirim für klein[64].

Auch Eberhard Berg geht davon aus, dass Staden zur Kommunikation mit den Indianern im Gegensatz zur grossen Mehrheit der europäischen Entdecker seiner Zeit in der Lage gewesen sein muss, was sich bereits an der Art seiner Fremddarstellung erkennen lässt. Immer wieder flicht er Begrifflichkeiten und Idiome aus der Sprache der Tupinamba in den Gang der Erzählung und in die Beschreibung ein. Stadens Bericht bedient sich einer einfachen, von jeglichen Fremdwörtern freien Sprache. Deren Eindringlichkeit wird insbesondere durch die zahlreichen beigefügten Holzschnitte untermalt[65]. Des öfteren scheint Staden mit den Tupinamba eine wirksame Kommunikation erreicht zu haben. Wiederholt wird er von den Indianern darum ersucht, in einem Gebet an seinen Gott als ihr Fürsprecher zu fungieren. Dies bewirkt, dass Stadens Ansehen bei den Indianern beträchtlich steigt und sie ihm fortan sehr wohlgesonnen sind[66]. Der von Staden gewählte Titel knüpft an jenem Interesse an barbarischen Abweichungen von der eigenkulturellen Norm an. Zugleich verbürgt er aber die Authentizität seines Berichts gegenüber der daheim gebliebenen Leserschaft durch den bereits modern anmutenden Hinweis auf seine eigene Erfahrung, hatte er doch die Merkwürdigkeiten und Absonderlichkeiten dieser so rundweg andersartigen Menschen aus eigener Anschauung kennen gelernt[67].

Nach Ansicht von Astrid Wendt konnte bereits Donald Forsyth, einer der besten Kenner der Kannibalismusdokumente des 16. Jahrhunderts, all die genannten Punkte als haltlos oder unerheblich zurückweisen[68]. Doch auch Astrid Wendt betrachtet einige Einzelheiten mit Skepsis. Sie möchte aber nicht den Wahrheitsgehalt des gesamten Werkes in Frage stellen, zumal ein Großteil der Angaben aus anderen Quellen Bestätigung findet[69]. Der Großteil der Forscher betrachtet Hans Stadens Reisebericht allerdings als glaubhaft und versucht, seine Erscheinung zu deuten, um die Indianer und ihr Denken ernst zu nehmen und zu verstehen[70]. Der Stil der Aufzeichnungen Hans Stadens ist so einfach, so wenig polemisch, dass es schwer fällt, dahinter nur verleumderische Absichten zu vermuten. Das legitime Streben, die eigenen Abenteuer in ein besonders dramatisches, aufsehenerregendes Licht zu setzen, erlaubt es nicht, den ganzen Bericht als bewusste Manipulation abzutun, besonders, wenn man sich vor Augen hält, wie im 16. Jahrhundert Schriften aussahen, deren Ziel tatsächlich darin bestand, Gegner zu bekämpfen oder die Meinung der Leser zu beeinflussen. Derartige Werke bedienten sich einer völlig anderen Sprache[71]. Auch der Herausgeber Johannes Dryander war darum bemüht, die Glaubwürdigkeit von Stadens „Historia“ zu bestätigen, und zwar durch den Nachweis, dass Staden aufgrund seiner Zugehörigkeit zur eigenen, auch den Lesern bekannten und vertrauten Welt, aufgrund seiner Abstammung, seiner Sesshaftigkeit, seiner Bekanntschaft mit dem Sohn eines bekannten Gelehrten und schliesslich auch wegen seiner einfältigen, schlichten Sprache Vertrauen verdiene[72].

Erinnert sei vor allem an die in jener Zeit kursierenden religiösen Kampfschriften und Flugblätter mit ihrer überaus scharfen Polemik. Auf diesem Gebiet machte sich in besonderem Masse die zunehmende Bedeutung des Bildes gegenüber dem Wort bemerkbar. Einem zeitgenössischen Bedürfnis jedoch trug Staden – nicht zu seinen Ungunsten – Rechnung, demjenigen nach reicher Illustrierung der Druckwerke. Parallel zur Vervollkommnung der Technik förderte sie in zunehmendem Masse die Verkäuflichkeit der Publikationen[73]. Die vermehrte Information der Öffentlichkeit durch Bildmaterial sollte in ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden, da sich mit ihr das rezeptionsfähige Publikum um diejenigen erweiterte, denen die notwendigen Lesekenntnisse fehlten. Die Abbildungen der „Historia“ – sie fügen sich nahtlos in die deutsche Tradition der Kannibalismus-Darstellungen seit Vespucci ein – sind relativ kleinformatige Holzschnitte von einfacher Machart ohne jede künstlerische Präsentation, doch ausserordentlich zuverlässig im Detail. Es ist nicht vorstellbar, dass der Schneider die Illustrationen ohne genaue Anweisungen Stadens und ohne wiederholte Rücksprache anfertigte[74]. Stellt man den Bericht Stadens neben die etwa gleichzeitigen portugiesischen Schriften, so fällt ein grundsätzlicher Unterschied auf: Dem deutschen Landsknecht fehlte zum einen der den Geistlichen eigene innere Antrieb, die Kultur der Indianer christlich-europäischen Normen anpassen zu müssen. Ebenso entfiel bei ihm das Interesse der Siedler, durch abwertende Darstellung der Eingeborenen Versklavung und Ausbeutung zu rechtfertigen.

8. Der Zweck der Veröffentlichung seines Reiseberichtes

Im März 1557 wird die „Wahrhaftig Historia“ durch den Drucker Andreas Kolbe aus Marburg beendet, wobei diese Ausgabe als Erstdruck gilt. Hans Staden brachte die ersten zuverlässigen Erkenntnisse über Brasilien nach Deutschland. Er und sein Reisebericht gelten als die Entdeckung Johannes Dryanders[75]. Indem Staden sich in seinem bereits 1557 in Marburg gedruckten Reisebericht als Bürger von Wolfshagen bezeichnet, ist anzunehmen, dass er bald nach seiner Ansiedlung mit der Niederschrift seiner Reiseerlebnisse begonnen und erst nach deren Abschluss im Juni 1556 im Zusammenhang mit der Herausgabe des Buches die Gelegenheit einer beruflichen „Nachschulung“ in Marburg genutzt hat, um seine als Schiffssoldat und als Kommandant eines portugiesischen Forts erworbenen Kenntnisse vom Schiesspulver zu vertiefen[76].

Was in Hans Stadens Reisebericht blieb, waren die Eindrücke eines gefangenen Soldaten, dessen einziges Ziel es war, dem Tode zu entrinnen, der jedoch auf der anderen Seite von der humanen Behandlung während der Zeit seiner Gefangenschaft überrascht worden sein dürfte. Diese in gewisser Weise zwiespältige Gefühlslage mag dazu beigetragen haben, dass sich Staden weder zu Charakter noch zu Einsichtsfähigkeit oder Intelligenz der Tupinamba äußerte[77]. Ihm geht es nicht um Ruhm und Ehre, sondern allein um Lob und Preis von seinem barmherzigen Schöpfer, der sein Beten erhört und ihn zu guter Letzt aus der Hand der barbarischen Heiden befreit hat[78]. Hans Staden hatte sich sogar der Lebensweise seiner Entführer angepasst, ging nackt wie sie, schlief ebenso wie sie in einer Hängematte und ertrug die gleichen Plagen der Wildnis: Die Sandflöhe, die sich in die Beine bohrten, und die Vampirfledermäuse, die nachts von den Schlafenden Blut saugten und ihm oft „etwas von den Zehen wegbissen“.

Arg zerstochen wurde er auch, wenn er gemeinsam mit den Anderen Wildbienennester aushob, um an den begehrten Honig zu gelangen. Hans Staden erwähnt in seinem Bericht weder Gift- noch Riesenschlangen, dafür schildert er aber umso ausführlicher andere Urwaldtiere, die er mit den Indianern auf der Pirsch erlegt hatte. Von ihnen lernte er auch, treffsicher mit Pfeilen zu schießen; er wurde auch im Speerfischen und im Feuermachen mit Reibestäben unterwiesen. Wenn Hans Staden mit den Indianern vom Fischfang oder von der Jagd zurückkehrte, brieten sie gemeinsam das scharf mit Pfeffer gewürzte Fleisch an Grillspießen[79]. Zu Beginn seiner Gefangenschaft muss es aber für Hans Staden ein richtiges Martyrium gewesen sein, denn er wusste, dass jene Indianer ihre Gefangenen töteten und aufaßen. „Nun helfe Gott meiner Seele“, schrie er, als die Tupinamba ihn gefesselt in ein Boot legten und mit ihm davon paddelten. Sie brachten Staden in die etwa 100 km westlich von Rio de Janeiro liegende Siedlung Ubatuba.

Dabei musste er viele Demütigungen, physische Schmerzen und seelische Ängste ausstehen. Erst mit der Zeit und trotz aller Verzweiflung gewann er die Hoffnung, vielleicht gerettet zu werden. Seine Hoffnung war durch seine aus seemännischer Erfahrung mögliche Deutung von Naturereignissen und durch sein den jeweiligen Situationen angepasstes Verhalten begründet[80]. Eine erste Erklärung für sein Überleben mag darin liegen, dass er zunächst zwar nur unfreiwillig, später aber auch willentlich an den Kriegszügen seiner Entführer teilnimmt. Mit der Büchse, die sie von den Franzosen gegen Brasilholz eingetauscht hatten, wird er schon am Tage seiner Gefangennahme gezwungen, auf seine eigenen Leute zu schießen. Als das Dorf, in dem er gefangen gehalten wird, eines Tages von einem feindlichen Stamm angegriffen wird, bittet er selbst darum, sich mit Pfeil und Bogen am Kampf beteiligen zu dürfen[81]. Staden ist ein einfacher frühneuzeitlicher Söldner und kein naturwissenschaftlich gebildeter Renaissance-Mensch wie ein Kolumbus. Deshalb vermag er seine „Wunder“ lediglich dank der gnädigen Mithilfe des historischen Zufalls, nicht aber vermittels eines neuzeitlichen Wissens um übergreifende natürliche Zusammenhänge zu vollbringen, kraft dessen sich nicht nur Prophezeiungen, sondern Prognosen formulieren lassen. Vermutlich verdankt Staden diesem Umstand, dass er es verstanden hat, sich im Laufe seiner Gefangenschaft bei den Indianern großen Respekt zu verschaffen, letztendlich seine Freilassung und damit sein Leben[82].

Wichtig scheint auch die Beobachtung der Rolle, die von den unter den „Wilden“ wohnhaften Christen als Dolmetscher, Informanten und Helfer eingenommen wurde, eine Rolle, die Hans Staden dann auch selbst übernommen zu haben behauptet. Jedoch wurde die Praxis, einzelne Soldaten als Dolmetscher, Spione und Vermittler an Land auszusetzen, um ihre Dienste bei späterer Gelegenheit in Anspruch zu nehmen, an der brasilianischen Küste im 16. Jahrhundert von den Spaniern und von den Portugiesen, besonders aber von den Franzosen systematisch betrieben und verhalf offenbar auch Hans Staden und seinen Mitreisenden zum Überleben[83]. Dass Staden also letzten Endes wie ein Sohn behandelt wird, verdankt er der Macht, die sein Gott in den Augen seiner Gastgeber hat. Als Wahrsager und Prophet kann Staden nur deshalb gelten, weil die Macht seines Gottes sich auch über seine Gastgeber erstreckt[84]. Zweimal kamen portugiesische Schiffe an die Küste von Ubatuba, um nach dem Verbleib von Hans Staden zu forschen. Dem ersten Schiff gaben die Tupinamba einen Bescheid, aus dem die Schiffsbesatzung entnahm, er wäre bereits getötet worden. So kehrte das Schiff wieder um. Als nach Sâo Vicente durchsickerte, dass Hans Staden wohl noch lebe, sandte man nochmals ein Schiff nach Ubatuba und erkundigte sich nach ihm. Die Tupinamba, die mit Booten zum Schiff kamen, bejahten, dass er bei ihnen wäre[85].

9. Weitere Motive, die zur Veröffentlichung beigetragen haben.

Hans Staden selbst und sein Herausgeber Johannes Dryander waren bestrebt, all diese Metamorphosen als Zeichen göttlicher Gnade zu deuten und den Reisebericht als Dankgebet erscheinen zu lassen[86]. Auch Wolfgang Halfar ist der Ansicht, dass die Dankbarkeit für die Errettung aus indianischer Gefangenschaft sicher ein wesentliches Motiv dafür war, nach seiner Rückkehr seine Erlebnisse und Beobachtungen in der „Wahrhaftig Historia“ niederzuschreiben[87]. Hans Staden musste als Gefangener der Tupinamba befürchten, getötet zu werden, denn von diesen Indianern war bekannt, dass sie Kannibalen sind. Auch wenn sie ihn nicht sofort erschlugen und er letztlich von einem solch fürchterlichen Ende verschont blieb, haben sich seine steten Ängste im Hinblick auf diese lebensbedrohende Aussicht und das ganz reale Miterleben, wie andere Gefangene erschlagen und anschließend aufgegessen wurden, in seinen späteren Aufzeichnungen deutlich niedergeschlagen[88].

Dass Staden letztendlich, statt getötet und verzehrt zu werden, mit Ehrfurcht und wie ein Sohn behandelt und verabschiedet wird, verdankt sich einer Kette von Transformationen und Metamorphosen. Statt bei seiner Gefangennahme an Ort und Stelle erschlagen und verzehrt zu werden, wird Staden zunächst einmal verschenkt. Statt wie noch zu Anfang als Portugiese angesehen zu werden, verwandelt sich Staden in den Augen seiner Herren und Gastgeber allmählich in einen Franzosen, zumindest aber den Bruder eines Franzosen, um dadurch einen gewissen, offenbar nicht ganz unbeträchtlichen Tauschwert zu erlangen. Beide Metamorphosen werden aber erst durch eine dritte möglich, die aus dem anfänglich dem Tode geweihten Staden einen aufgrund der Macht seines Gottes über Wetter und Gesundheit – oder genauer: seiner Macht über die Macht dieses Gottes – gefürchteten und angesehenen Wahrsager werden lässt. Staden selbst und auch sein Herausgeber Johannes Dryander waren bestrebt, all diese Metamorphosen als Zeichen göttlicher Wundertätigkeit, Gnade und Barmherzigkeit zu deuten[89].

Die Hauptmotive für die Veröffentlichung der Aufzeichnungen sind wohl im finanziellen Bereich zu suchen und im Stolz darauf, einer derart abenteuerlichen Situation – nicht zuletzt aufgrund einer Reihe schlauer Schachzüge – glücklich entkommen zu sein[90]. Zusätzlich – und dies sollte hier nicht übersehen werden – bewegten Staden auch religiöse Gründe zur Niederschrift seiner Erlebnisse, wie mehrfach betont wird: „Bitte der halben der Leser das er wolle achtung haben auff mein schreiben/ Dann ich thu diese muehe nit der gestalt/ das ich lust hette etwas newes zu schreiben/ sondern alleine die erzeigte wolthat Gottes an den tag zu bringen.“ (Cap. XXXIX, Teil 1) Und am Ende des Buches heißt es: „Dem Allmechtigen Gott/ der alls in allem ist/ sey lob/ ehr und preiss von ewigkeit zu ewigkeit Amen.“[91] In dieser existentiell so bedrohlichen Situation seiner Gefangenschaft besinnt sich der Erzähler ganz entsprechend dem Geiste seiner Zeit auf die religiöse Tradition, in deren Horizont er aufgewachsen ist. Diese Rückbesinnung auf die Werte der christlichen Kultur vermag ihm nicht allein für den kurzen Augenblick Geborgenheit und Trost zu gewähren. Im Gebet erlangt Staden jenen seelischen Halt, der ihn zum Durchstehen seiner langen Gefangenschaft inmitten von den „wilden nacketen grimmigen Menschenfresser Leuthen“ überhaupt befähigt hat[92]. Es ist zu beachten, dass Staden seine Aufzeichnungen in einer Zeit anfertigte, die in besonderem Masse durch den Kampf um den „wahren Glauben“ und vor allem um die „richtige“ religiöse Richtung geprägt war.

Johannes Dryander verfolgte mit seinem Engagement in Sachen Hans Staden dieselben reformatorischen Zwecke und Absichten, denen er sich auch in seiner übrigen Karriere und in seinen zahlreichen astronomischen, medizinischen und anatomischen Schriften verpflichtet fühlte[93]. Dryanders reformatorische und reformpolitische Absichten gehen deutlich aus seinen Veröffentlichungen allgemein medizinischen Inhalts hervor. Reformatorisch verdienen Dryanders Bestrebungen nicht zuletzt deshalb genannt zu werden, weil er sich stets um die möglichst scharfe Trennung zwischen weltlichen und geistlichen Angelegenheiten bemüht. Zwar kann ein Arzt wie Dryander in zahlreichen Fällen und für viele Krankheiten und Gebrechen guten Rat erteilen, entscheidend ist aber für Dryander, dass sich der seinen Vorstellungen entsprechende Arzt im Gegensatz zu Scharlatanen und Quacksalbern über die Grenzen seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten im klaren sein solle, um alles andere Gott anheim zu stellen. Mit der Veröffentlichung von Stadens Bericht ging es Dryander darum, Stadens gewissenhafte Frömmigkeit und Dankbarkeit als Erfahrung göttlicher Gnade ins Feld zu führen[94]. Staden war für Dryander also ein willkommenes Mittel für jene Art von „Volksaufklärung“, die er auch selbst mit seinen medizinischen und astronomischen Schriften zu betreiben bestrebt war[95].

Stärker als die noch dominierenden Katholiken waren die Protestanten, zu denen sich auch Staden zählte, bemüht, der Umwelt die Gültigkeit der eigenen Überzeugung zu beweisen, eine Überzeugung, die für jeden Tag des Lebens gottgefälliges und christliches Verhalten forderte. In diesem Sinne wollte auch der Verfasser der „Historia“ als Vorbild gelten[96]. So werden im Text nicht nur vielfach die Gebete, Psalmen und Anrufungen Christi durch den gefangenen Deutschen erwähnt, sondern auch die Abbildungen weisen den Betrachter immer wieder auf die Frömmigkeit des Autors hin, die sich bereits zu Beginn seiner Gefangenschaft zeigt: Am zweiten Tag seiner Verschleppung rudern die Krieger stetig weiter nach Norden. Als sich über dem Meer eine bedrohliche Wetterfront zusammenbraut, fordern sie ihren Gefangenen dazu auf, mit seinem Gott zu reden, auf dass er sie vor dem Unwetter verschone. Staden betet inbrünstig, und siehe: Die düsteren Sturm- und Regenwolken ziehen vorüber. Fortan glaubt der junge Abenteurer fest an die Vorsehung Gottes, dessen wundersames Eingreifen er in der Folgezeit noch oft preisen sollte[97].

Von den 18 Szenen, in denen Staden – erkennbar am Bart – dargestellt ist, zeigen ihn zumindest sieben in betender Pose[98]. Der Leser sollte hierin erkennen, dass individueller Frömmigkeit, richtigem Verhalten des einzelnen und dem Vertrauen in die Gnade Gottes entscheidende Bedeutung zukamen. Unter diesem Blickwinkel erscheint es nur konsequent, dass der Protestant Staden aus seiner misslichen Lage gerettet wurde, während die im Text erwähnten (katholischen) Portugiesen Opfer der Kannibalen wurden. Eine Einordnung des Staden’schen Werkes in den religiösen Zusammenhang wird auch durch das Vorwort des Gelehrten Johannes Dryander nahe gelegt, der den Verfasser ausdrücklich gegenüber den „Papisten“ hervorhebt, deren Gewohnheit es sei, in höchster Not sämtlichen Heiligen für den Fall der Hilfeleistung Dankesopfer zu geloben, die sie jedoch – sei die Rettung erst einmal erfolgt – schnell vergessen würden. Staden hingegen habe keine Mühe gescheut und zum Lob Gottes seine Erlebnisse niedergeschrieben[99]. Auch die Widmung an den protestantischen Landgrafen von Hessen deutet in diese Richtung. Diese Beobachtungen und Überlegungen führen Astrid Wendt zur Überzeugung, dass die „Historia“ von Hans Staden – trotz ihres Titels und Themas – auch als Propagandaschrift für den protestantischen Glauben anzusehen ist[100].

III.        Schlussteil und Zusammenfassung

10. Zur Bedeutung Hans Stadens und zur Wirkung seines Reiseberichtes

Wenn man mittelalterliche Reiseberichte liest, muss man die historische Quellenkritik beachten. Auch Alter und soziale Herkunft des Autors spielten immer eine Rolle. Viele der frühesten Reiseberichte entstanden im Zuge einer Verschriftlichung außenpolitischer Amtstätigkeiten auf Bestellung und waren zunächst für den Gebrauch der jeweiligen Auftraggeber bestimmt: So wie viele chinesische Reisebeschreibungen und Amtshandlungen zustande kamen, wurden auch diese Texte erst von der Nachwelt als Reiseberichte rezipiert[101]. Hans Staden wuchs in der Zeit der großen sozialen und religiösen Umbrüche der 1527 protestantisch gewordenen Landgrafschaft Hessen heran. 1546/1547 nahm Hans Staden am „Schmalkaldischen Krieg“ teil, bei dem Seine Allerkatholischste Majestät Kaiser Karl V. über das von Landgraf Philipp geführte protestantische Bundesheer siegte. Die Enttäuschung über diese Niederlage und eine unbezwingbare Abenteuerlust mögen Staden bald darauf dazu bewogen haben, sein Glück in der Fremde zu suchen[102].

Was kann noch dazu beigetragen haben, dass Hans Staden seine Heimat verlassen hatte? Die Kunde von den Entdeckungen neuer Überseelandschaften, ihren Reichtümern und den damit verbundenen Zukunftschancen sowie eventuell sich bietende reale Erwerbsmöglichkeiten auf einem Schiff bewegten Hans Staden des weiteren, seine Heimat zu verlassen. Diese Gründe finden sich auch in den Angaben von Michael Harbsmeier. Als schlichter und gottesfürchtiger Soldat zur See und später als Kommandant erfüllte er die ihm aufgetragenen Pflichten. Sieben Jahre war er insgesamt unterwegs. Dabei spielte seine Gefangenschaft die wohl eindringlichste und kritischste Herausforderung, die er zu bewältigen hatte[103]. Kannibalismus und Menschenfressertum sind für viele Personen aus der abendländischen Tradition Begriffe, die Furcht und Abscheu auslösen. Auch Hans Stadens Bericht bestätigt zunächst die Abscheu vor dem Verzehr von Menschenfleisch. Der Kannibalismus wurde oft negativ eingeschätzt. Berichte über Kannibalismus kamen bereits in der Mythologie vor.

Bereits Herodot hatte von Menschenfressern berichtet. Die meisten kannibalischen Handlungen aus der griechischen Mythologie beziehen sich auf Situationen, bei denen entweder ein Gott von einem Zweifler auf seine Allwissenheit geprüft werden sollte oder aber bei denen bestimmte Personen als besonders grausam und unmenschlich dargestellt werden sollten. Dabei wurde stets deutlich, dass der Kannibalismus die Götter erzürnte und dass er als ungewöhnlich und als befremdend galt. Kannibalen wurden stets in weit entfernten Gebieten vermutet. Hans Stadens Bericht hatte als Buch großen Erfolg. Darin führt er an, dass der Kannibalismus aus Hass und Feindseligkeit geschehen würde. Sein Bericht bringt die meisten Details zu Gefangennahme, Behandlung, Vorbereitung, Tötung und Verzehr des Opfers. Hans Staden wies die besten Kenntnisse über das Leben der Eingeborenen auf.

Auch Elisabeth Luchesi schreibt, dass Staden derjenige ist, der die meisten unmittelbaren Informationen zur rituellen Anthropophagie liefern kann[104]. Ansonsten umfasst Stadens Fremdbeschreibung abgesehen von Angaben zur Siedlungsstruktur, zu Brandrodungsbau, Anpflanzen und Kultivation vorwiegend den Bereich der materiellen Kultur. Mit einer kurzen Beschreibung von Flora und Fauna und der geographischen Gegebenheiten wird schließlich die Fremdkultur gleichsam in den natürlichen Zusammenhang eingebettet[105]. Im Unterschied zu den übrigen zeitgenössischen Berichterstattern von der Neuen Welt hat Staden eine ganz besondere, weil neuartige Perspektive zu vermitteln: Über seine Gefangenschaft, die Sitten und Gebräuche der Tupinamba setzt er die staunende europäische Leserschaft mit seinem Bericht in Kenntnis. Stadens Darstellung von Lebensweise und Denkart dieser fremdartigen Kultur gründet sich folglich nicht, wie sonst üblich, auf blosses Hörensagen oder den flüchtigen Kontakt eines Reisenden oder eines Konquistadors. Vielmehr schöpft Stadens „Warhaftig Historia“ aus einer – unfreiwillig gesuchten – längerfristigen Erfahrung mit jener so grundlegend anderen Kultur[106]. Das Kernstück seines Buches bleibt der Bericht über seine Gefangenschaft und Befreiung. Seine Erzählung hat einen durchaus glaubwürdigen Stil. Dessen Authentizität wurde aber immer wieder angezweifelt. Doch der Großteil der Forscher nimmt seinen Bericht als glaubhaft an.

Der Bericht ist auch sehr objektiv und ohne Moral. Darin sind die bleibenden Eindrücke eines einfachen Soldaten wichtig, dessen einziges Ziel es war, dem Tod zu entrinnen. Auch religiöse Motive haben zur Veröffentlichung beigetragen. Hans Stadens Bericht fällt in eine Zeit, die besonders durch den Streit um den wahren Glauben gekennzeichnet war. Der Verfasser der „Historia“ wollte auch als Vorbild gelten. Die darin aufgeführten Abbildungen weisen immer wieder auf die Frömmigkeit des Autors hin. Dabei kamen individueller Frömmigkeit, richtigem Verhalten des einzelnen und dem Vertrauen in Gottes Gnade eine wichtige Bedeutung zu. Deshalb scheint es nur konsequent, dass der Protestant Staden aus seiner misslichen Lage befreit und gerettet wurde, während die im Text erwähnten (katholischen) Portugiesen Opfer der Kannibalen wurden. Die Einordnung des Textes in einen religiösen Zusammenhang wird auch durch das Vorwort des Gelehrten Johannes Dryander und durch die Widmung an den protestantischen Landgrafen von Hessen nahe gelegt. Daraus zieht Astrid Wendt ihre Überzeugung, dass Stadens „Historia“ auch als Propagandaschrift für den protestantischen Glauben anzusehen ist.

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[1] WENDT, S. I

[2] HALFAR, S. 52

[3] WENDT, S. III

[4] LUCHESI, S. 71

[5] WENDT, S. III

[6] LUCHESI, S. 71

[7] HALFAR, S. 52

[8] WENDT, S. 1

[9] So etwa bei Tantalos, der seinen Sohn Pelops den Göttern zum Mahl vorsetzte, oder beim Arkadier Lykaon, der ein Stück Menschenfleisch unter das Opfer für den auf Erden wandelnden Zeus mischte. Zitiert aus WENDT, Fussnote 1, S. 2.

[10] WENDT, S. 2

[11] WENDT, S. 3

[12] WENDT, S. 4

[13] WENDT, S. 5

[14] WENDT, S. 8

[15] BERG, zitiert aus BRENNER, S. 190.

[16] WENDT, S. 10

[17] BITTERLI, S. 168

[18] HARBSMEIER, S. 113 f.

[19] WENDT, S. 10 f.

[20] LUCHESI, S. 72

[21] WENDT, S. 11

[22] HALFAR, S. 23

[23] HARBSMEIER, S. 98

[24] HALFAR, S. 24

[25] HALFAR, S. 25

[26] HALFAR, S. 34 f.

[27] HARBSMEIER, S. 101

[28] OHLER, S. 61

[29] WENDT, S. 74 f.

[30] BREMER, S. 46 und S. 49

[31] BREMER, S. 59

[32] BREMER, S. 71

[33] WENDT, S. 75

[34] HALFAR, S. 9

[35] BERG, zitiert aus BRENNER, S. 178.

[36] WENDT, S. 73

[37] LUCHESI, S. 71

[38] BERG, zitiert aus BRENNER, S. 178.

[39] WENDT, S. 88

[40] BITTERLI, S. 255 f.

[41] WENDT, S. 89

[42] REICHERT, S. 19

[43] REICHERT, S. 19

[44] BERG, zitiert aus BRENNER, S. 183.

[45] WENDT, S. 75

[46] BREMER, S. 46

[47] HALFAR, S. 52

[48] BERG, zitiert aus BRENNER, S. 187.

[49] WENDT, S. 76

[50] BREMER, S. 60

[51] LUCHESI, S. 71 f.

[52] BERG, zitiert aus BRENNER, S. 179.

[53] LUCHESI, S. 72

[54] BREMER, S. 57

[55] BERG, zitiert aus BRENNER, S. 189.

[56] LUCHESI, S. 72

[57] BERG, zitiert aus BRENNER, S. 185.

[58] WENDT, S. 79

[59] HALFAR, S. 52

[60] ARENS, W., The Man-Eating Myth, London 1979. Zitiert aus WENDT, S. 79.

[61] WENDT, S. 79

[62] HARBSMEIER, S. 108

[63] BERG, zitiert aus BRENNER, S. 185 f.

[64] BREMER, S. 42

[65] BERG, zitiert aus BRENNER, S. 183.

[66] BERG, zitiert aus BRENNER, S. 190.

[67] BERG, zitiert aus BRENNER, S. 181.

[68] FORSYTH, DONALD, Three Cheers for Hans Staden: The Case for Brazilian Cannibalism. In: Ethnohistory 32 (1985/1), S. 17 bis S. 36. Zitiert aus WENDT, S. 80.

[69] WENDT, S. 80

[70] HALFAR, S. 52

[71] WENDT, S. 80

[72] HARBSMEIER, S. 115

[73] WENDT, S. 80

[74] WENDT, S. 81

[75] HARBSMEIER, S. 112

[76] HALFAR, S. 9

[77] WENDT, S. 81

[78] BERG, zitiert aus BRENNER, S. 192.

[79] BREMER, S. 57 f.

[80] HALFAR, S. 38

[81] HARBSMEIER, S. 103

[82] BERG, zitiert aus BRENNER, S. 191.

[83] HARBSMEIER, S. 101

[84] HARBSMEIER, S. 107

[85] HALFAR, S. 43

[86] WENDT, S. 82

[87] HALFAR, S. 26

[88] HALFAR, S. 50

[89] HARBSMEIER, S. 109 f.

[90] WENDT, S. 81

[91] WENDT, S. 82

[92] BERG, zitiert aus BRENNER, S. 184.

[93] HARBSMEIER, S. 115

[94] HARBSMEIER, S. 116 f.

[95] HARBSMEIER, S. 118

[96] WENDT, S. 82

[97] BREMER, S. 42 und S. 45

[98] WENDT, S. 82

[99] WENDT, S. 82 f.

[100] WENDT, S. 83

[101] HARBSMEIER, S. 38

[102] BREMER, S. 16

[103] HALFAR, S. 26; siehe auch HARBSMEIER, S. 101.

[104] LUCHESI, S. 72

[105] BERG, zitiert aus BRENNER, S. 190.

[106] BERG, zitiert aus BRENNER, S. 179.

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