Der folgende Artikel über die Schardana als Teil der „Seevölker“ basiert hauptsächlich auf Angaben aus der Website http://www.salimbeti.com/micenei/sea.htm

Die Schardana tauchen seit der Amarna-Zeit immer wieder in den ägyptischen Quellen auf. Unter Echnaton sind sie Teil der ägyptischen Garnison von Byblos und gehören zur Leibgarde des Königs von Byblos. Unter Ramses II. sind sie Teil der bei Kadesh eingesetzten Söldner und sogar der Leibgarde Ramses´ II. Unter Merenptah werden sie zuerst als Teil der Seevölker bezeichnet (wobei diese Bezeichnung so allgemein ist, dass es durchaus nicht ausgeschlossen ist, dass die Ägypter nicht immer dieselben Völker mit der Bezeichnung meinten…) und greifen Ägypten zusammen mit libyschen Stämmen an. Sie werden anschließend im Delta angesiedelt, konnten also wohl von den Ägyptern nicht wirklich geschlagen werden, auch wenn Merenptah in seiner Inschrift in alter pharaonischer Tradition das Gegenteil behauptet. Unter Ramses III., der die „finale Schlacht“ gegen die Seevölker zu Land und zur See schlägt, sind die Schardana wieder unter den Feinden der Ägypter, oft zusammen mit Peleset/Philistern abgebildet.

Etwa 1100 v.Chr. sind die Schardana zum letzten Mal in ägyptischen Inschriften überliefert, und zwar als eines der Völker, die Phönizien bewohnen.

Aus Ugarit haben wir eine Nachricht, nach der ein Vater eines Schardana einen semitischen Namen trägt. Auch stellen die Ägypter die Schardana so dar, wie sie üblicherweise Semiten darstellen. Die Dolchschwerter der Schardana erinnern ebenfalls an östliche, semitische oder hurritische Vorbilder.

Darüber hinaus ist überliefert, dass die Schardana wie auch die von den Ägyptern ebenfalls zu den Seevölkern gerechneten Ekwesh und Schekelesch beschnitten waren, anders etwa als die Philisiter/Peleset, die in der Bibel geradezu das Paradebeispiel für Nichtbeschnittene darstellen.

All das legt nahe, dass die Ägypter die Schardana als semitisches Volk der Levanteküste kannten.

Nun gibt es aber Hinweise, dass die Schardana eventuell nicht aus der Levanteregion stammten. Sie tragen auch Schwerter und Schilde, die an ägäische oder anatolische Vorbilder erinnern, dito ihre Lamellenpanzer. Ihr Name taucht in der namenkundlichen Überlieferung Westanatoliens wiederholt auf, und zwar interessanterweise ausgerechnet in der Region, die später von Lydern bewohnt wird (die lydische Hauptstadt heißt Sardis, es gibt dort einen Berg namens Sardena, eine Ebene von Sardanion und eine Bevölkerungsgruppe der ionischen Küste, die als kampfkräftig bezeichnet wird, namens Sardonier.

Es könnte nun sein, dass die Schardana ursprünglich eine Sölndertruppe aus dem Ägäisraum und/oder aus Westanatolien waren, die den Ägyptern über Generationen hinweg als Söldner dienten und sich in der Zeit ihrer Anwesenheit in der Levante derart akkulturierten, dass sie von den Ägyptern für Semiten gehalten wurden.

Die Verbindung ins westliche Mittelmeer stellt sich im Lichte der zitierten Homepage so dar, dass von Sardinien und Korsika die einzigen Belege für Hörnerhelme stammen und auch der Name Sardinien auf die Schardana hinedeutet. Die Belege sind in erster Linie Menhire, die Hörner(-helme) tragen und die aus der Zeit zwischen 1400 bis 1000 v.Chr. stammen. Mit einer 200jährigen Pause (während der sich offenbar die Nuraghen-Kultur entwickelt!) tauchen dann auf Sardinien kleine Bornzestatuetten auf, die eindeutig Hörnerhelme sowie die schon Jahrhunderte zuvor von den Ägyptern dargestellten Rundschilde tragen. Eine phönizische Inschrift („Stele di Nora“) aus dem 8.Jh. nennt die Einwohner Sardiniens „srdn“, was unter Hinzufügung der in dieser Konsonantenkombination üblichen Vokale „Sardana“ ergibt…

Andererseits sind von Zypern (Enkomi) und aus Mykene Darstellungen von Hörnerhelmen aus dem 12.Jh.v.Chr. belegt, also aus der Zeit kurz nach den Seevölkerangriffen.
Besonders aufgrund der Hörnerhelme wird kaum bezweifelt, dass da eine Verbindung besteht zwischen dem Ägäisraum, den Schardana und Sardinien. Aber welche? Am logischsten erscheint mir, dass Schardana aus dem östlichen Mittelmeer ins westliche gekommen sind und sich hier angesiedelt haben. Wenn die Schardana Verbündete der Libyer gewesen sind, wäre der Schritt auf die Inseln des westlichen Mittelmeers nicht mehr weit gewesen. Und nach der Niederlage gegen die Ägypter könnten sich Teile der Schardana in Phönizien oder bei den Philistern angesiedelt haben, während andere Teile ins westliche Mittelmeer gezogen sind.

Da die Schardana beschnitten waren – im westlichen Mittelmeer absolut unüblich – und da sie von den Ägyptern wie Semiten dargestellt werden, ist es m.E. wahrscheinlich, dass die Schardana nicht von Sardinien gekommen sind, sondern dahin gewandert sind.

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