Herz Jesu Feuernacht
Südtirol 1961
von Birgit Mosser-Schuöcker und Gerhard Jelinek
Verlagsanstalt Tyrolia, Insbruck
ISBN 978-3-7022-3132-3
Eine Rezension von Gilbert Jacoby, am 2. Juni 2011
Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte Tirols, erzählt das Buch sehr eindrucksvoll und anhand von zahlreichen dokumentierten Zitaten in z. T. romanähnlicher Form, wie sich die einheimische Bevölkerung Südtirols auch nach der Diktatur Mussolinis ihrer kulturellen und sprachlichen Eigenheiten und Traditionen beraubt sah und wie sich auch Österreicher für ihre Südtiroler Landsleute einsetzten. Nach zunächst friedlichem Widerstand der Südtiroler gegen die Politik des italienischen Staates, radikalisierte sich eine kleine Gruppe von Südtirolern und griff zum Mittel der Gewalt – zunächst jedoch, ohne Menschen dabei verletzen zu wollen. Unterstützt wurden sie dabei neben den deutschsprachigen Südtirolern auch von Tirolern Österreichs, einem Wiener Verleger als einer der Geldgeber und selbst bis in höchste Regierungskreise der Republik Österreich fanden sie Unterstützer. Auch bei der UNO wurde Südtirol mehrmals thematisiert.
Aber Schritt für Schritt wurde die Autonomie Südtirols verwirklicht.
Für dieses Buch wurde eine Vielzahl von Interviews mit ehemals Beteiligten geführt und die Ansichten von beiden Seiten neutral beleuchtet. Dabei wird klar, daß viele Todesfälle von damals bis heute nicht geklärt sind und die Ereignisse dieser Jahre zum großen Teil noch nicht aufgearbeitet sind. Insbesondere die italienischen Behörden scheinen kein großes Interesse an einer Aufarbeitung zu haben. Das Mißtrauen gegen jeden, der sich für diesen Teil italienischer Geschichte interessiert, scheint noch heute groß zu sein.
Die Frage, ob die Anwendung von Gewalt für das Erreichen der Autonomie tatsächlich notwendig war, wird unterschiedlich beantwortet. Die Mehrheit der damals Beteiligten ist jedoch noch heute der Ansicht, daß die Verhandlungen dadurch beschleunigt wurden bzw. dadurch überhaupt erst in Gang gekommen sind.
Nicht im Buch wird erwähnt, daß der „BAS“-Mitbegründer Norbert Burger im Jahre 1967 Mitbegründer der rechtsradikalen österreichischen NDP war. „Pangermanische“ oder neonazistische Tendenzen des „BAS“ wird von allen Beteiligten bestritten. Stets wird betont, man habe aus Patriotismus und für die Selbstbestimmung der Südtiroler gehandelt.
Das vorliegende Buch „Herz Jesu Feuernacht“ habe ich mit großem Interesse gelesen und kann es jedem empfehlen, der etwas über Südtiroler Zeitgeschichte erfahren möchte.