Die Gründung der NFL: Die bescheidenen Anfänge des Profi-Footballs in den USA

American Football begeistert regelmäßig Millionen von Zuschauern weltweit. Der Superbowl, das glamourös inszenierte Endspiel der NFL, ist eines der größten Einzelevents im Profisport. Was sich heute kaum noch jemand vorstellen kann: Die Gründung der Liga verlief alles andere als glamourös. Anfang des 20. Jahrhunderts galt es gar als unschicklich, Football für Geld zu spielen. Lesen Sie hier, wie die Gründung dennoch gelingen konnte.

 

Die Akron Pros posieren nach einem Spiel (Jahr 1920). Das Bild ist gemeinfrei. Quelle unbekannt
Die Akron Pros posieren nach einem Spiel (Jahr 1920). Das Bild ist gemeinfrei. Quelle unbekannt

 

Bescheidene Anfänge im Schatten des College-Footballs

American Football entstand ursprünglich aus Rugby. In einer frühen Form wurde es bereits 1869 vorwiegend an der Ostküste in den USA gespielt – in einer Zeit, in der noch die berühmten Revolverhelden den Wilden Westen unsicher machten. Mit dem heutigen, pass- und punktereichen Spielen darf man diese Variante des Footballs aber nicht gleichsetzen. Noch dominierten das Laufspiel und die Leistung der Defense das Spiel und sorgten für das zumeist einstellige Ergebnis.

Das von der NFL selbst angegebene Gründungsdatum ist das Jahr 1920. Das Problem dabei: Zu dieser Zeit kann keineswegs von einem geregelten Ligabetrieb gesprochen werden.  Überregionale Spiele fanden nur selten statt, bedingt durch die weiten Entfernungen und langsamen Transportmittel dieser Zeit. Zahlreiche Teams kamen durch die Eintrittsgelder (ca. 1 Dollar pro Person) bestenfalls über die Runden. Immer wieder kam es zu desaströsen Bankrotten. Die Profi-Teams spielten damals im Schnitt gerade einmal vor 3.000 Zuschauern. Zum Vergleich: Die Teams der großen Universitäten brachten es zur selben Zeit auf 100.000 Zuschauer. Und diese mussten ihre Spieler nicht einmal bezahlen.

 

Die Gründung der Liga

Wie bereits erwähnt besaß der Profi-Football in dieser frühen Phase keinen sonderlich guten Ruf. An den Universitäten wurde um Ruhm und Ehre gespielt, nicht für Geld. Dies hielt jedoch einige Collegespieler nicht davon ab, mehr oder weniger regelmäßig an Profi-Spielen teilzunehmen – gegen eine entsprechende Bezahlung, versteht sich. Die Profiteams waren nur zu gerne bereit, die bestens ausgebildeten Spieler einzusetzen. Dies sorgte für regelmäßige Skandale. Kaum eine Basis für eine treue Fangemeinde.

Erst die durch Ralph E. Hay 1920 ins Leben gerufene „American Professional Football Association“ gab der Liga einen Ordnungsrahmen. 1922 wurde die APFA in NFL umbenannt. Erster Champion der neuen Liga wurden die Akron Pros. Zur besseren Übersicht hier die Tabelle der Saison von 1920:

S N U Pct. EP GP
Akron Pros 8 0 3 1.000 151 7
Decator Staleys 10 1 2 .909 164 21
Buffalo All-Americans 9 1 1 .900 258 32
Racine Cardinals 6 2 2 .750 115 43
Rock Island Independents 6 2 2 .750 201 49
Dayton Triangels 5 2 2 .714 150 54
Rochester Jeffersons 6 3 2 .667 156 57
Canton Bulldogs 7 4 2 .636 208 57
Detroit Heralds 2 3 3 .400 53 82
Cleveland Tigers 2 4 2 .333 28 46
Chicago Tigers 2 5 1 .286 49 63
Hammond Pros 2 5 0 .286 31 154
Columbus Panhandles 2 6 2 .250 41 121
Muncie Flyers 0 1 0 .000 0 45

 

Beim genauen Hinschauen fällt schnell die unterschiedliche Anzahl der Spiele in der Saison ins Auge. Dies zeigt sehr schön, dass ein genau geregelter Ligabetrieb 1920 tatsächlich nicht etabliert war. Heute undenkbar, damals aber gängige Praxis: Die Teams durften zusätzlich gegen Teams spielen, die nicht in der Liga organisiert waren. Dazu kam, dass Spieler frei zwischen einzelnen Teams wechseln konnten – und das mitten in der Saison.

Diese Zustände waren für das Image der Liga ein großes Problem. Aus diesem Grund wurden 1921 und 1922 strengere Regularien festgelegt, die beispielsweise das freie Wechseln der Spieler unterbanden. Angestoßen wurde dies von Joseph S. Carr, dem Manager der Columbus Panhandles. Er hatte bereits eine Baseball-Liga geleitet und brachte daher die entsprechende Erfahrung mit. Zu dieser Zeit gab es in der Liga übrigens bereits zwei Teams aus der heutigen NFL: Die Chicago Bears und die Green Bay Packers.

 

Der Start in eine glorreiche Zukunft

Die chaotischen Gründungsjahre der NFL ließen zu dieser Zeit nicht im Ansatz erahnen, in welche Höhen sich die Liga eines Tages aufschwingen sollte. Nach wie vor wurde an der Liga selbst sowie an den Teams und den Spielern Kritik geübt, insbesondere von Seiten des College-Footballs. Doch das Fundament war gelegt. Und tatsächlich sollten sich die Zuschauerjahren in den folgenden Jahren stetig erhöhen. Heute ist der American Football so beliebt wie nie – weit über die Grenzen der USA hinaus.

 

Literatur und Quelle

Hoch, Dieter; Korber, Holger: Die Geschichte der NFL. Von den Anfängen bis zum Aufstieg zur größten Profiliga der Welt. Berlin, 2006.

 

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