Die dunklen Jahrhunderte
„Dunkel“ werden diese Jahrhunderte vor allem deshalb genannt, weil wir kaum etwas von ihnen wissen, was seinerseits dadurch verursacht ist, dass außer ein paar Töpfererzeugnissen fast keine bleibenden Überreste erhalten sind. Man kann diese Periode auch durch die Schriftlichkeit bestimmen: die letzten Tafeln mit Linear-B-Schrift stammen aus dem Jahr 1200, die ersten alphabetischen Texte aus dem Jahr 800. Verschiedene Stämme muss man unter die Urbevölkerung des griechischen Festlandes rechnen. Dazu zählen vor allem die Ionier, ein Stamm, der immer schon in enger Verbindung zu den sagenbewehrten Pelasgern gesehen wird. In den Homerischen Epen findet man als Gesamtname der Hellenen (welche selbst in diesem Werk noch nicht auftauchen) die Achaier, daneben die Äolier, die Korinth gegründet haben sollen und in späterer Zeit nur noch um Elis herum als Volksgruppe überlebten. „Aeolische Minyer wanderten erst aus Iolkos, dann aus Böotien nach dem westlichen Messenien und Triphylien, während das nördliche Elis und Westachaja von den Epeiern aus Aetolien besetzt wurde.“ Zwischen ihnen saßen außerdem Phönizier auf der Peloponnes, vorzüglich an den Küsten, wo sie wahrscheinlich Handelsniederlassungen gegründet haben. Von ihnen lernten die Griechen schon früh orientalische Lebensweisen und Erfindungen.
Immerhin zeichnet sich durch umfängliche Forschungsarbeit ein gewisser Halbschatten um das Schwarze Loch herum ab, so dass man zumindest für die Jahre 1200-1050 auf der älteren und 800-750 auf der jüngeren Seite mehr Kenntnisse besitzt. Wichtigste Entdeckung der Nachkriegsjahre im älteren Abschnitt ist, dass die mykenische Kultur seit den Angriffen auf die Paläste noch circa 150 Jahre auf kleiner Flamme weiter bestanden hat, auch die Handelsverbindungen mit dem Nahen Osten rissen nicht ab, wobei hier Zypern als Nahtstelle der Kulturen eine gewisse Bedeutung erlangte. Teilweise wurden die Siedlungen der alten Machtzentren wieder aufgebaut, einige nahmen an Umfang sogar zu, andere wiederum, wie etwa Pylos im Südwesten Messeniens, verschwanden ganz von der Bildfläche. Erst im 11. Jahrhundert änderten sich einige kulturen Elemente so grundlegend, dass man hier vorn einem wirklichen Ausklang des mykenischen Zeitalters sprechen muss: Die Erd- wurde durch die Feuerbestattung ersetzt, ein Brauch, der noch in der Ilias im einzelnen beschrieben ist, wenn die Leiche des Patroklos verbrannt wird, und die Keramik änderte ihr Aussehen, was man heute den protogeometrischen Stil nennt. Er ist hauptsächlich geprägt von breiten horizontalen Bändern und konzentrischen Kreisen und Halbkreisen zwischen Bauch und Hals der Vasen – anders als in der geometrischen Keramik, die durch kompliziertere Muster und Reihungen gekennzeichnet ist, das bekannteste die Mäanderform. Der Hausbau verzichtete völlig auf Steine und kehrte zur schlichten Holzbauweise zurück. Um diese Zeit setzt man heutzutage auch die berühmte Dorische Wanderung an.