Renegat hat geschrieben:Das hatte ich nicht kapiert, dass du nostalgische Gefühle meinst. Dem kann ich zustimmen, das war der eigentliche Grund, warum viele der echten Vertriebenen in den Verbänden organisiert blieben. Sie meckerten teilweise heftig über die politischen Ambitionen der Vorsitzenden, traten aber nicht aus oder änderten die Zielsetzung. Vielleicht aus Zeitgründen, keine Ahnung.
Habe ich auch schon so gehört. Schätze, dass es da viele Gründe geben dürfte. Zeitgründe - sicher ein Faktor. Politisch ambitionierte sind eben ehrgeiziger als Leute, die einfach in alten Erinnerungen und heimatlichen Gefühlen schwelgen wollen, und eher bereit Zeit zu investieren und in den Mittelpunkt zu stellen. Und vielleicht eine Alternative zu gründen - das dürfte dann auch zuviel Aufwand gewesen sein, ausserdem hätte das die Community aufgesplittert.
Renegat hat geschrieben:Um was es den heutigen Mitgliedern der Verbände geht, weiß ich nicht. Wenn sie böhmische, schlesische oder sonstige Gerichte essen wollen, gibt es bestimmt andere Möglichkeiten, schlimmstenfalls "Chefkoch.de". Aber da es ja für alles einen Markt gibt, reicht wahrscheinlich eine Spezialitätenrestaurantsuche und sie müssen nicht selber kochen. Außerdem können sie jederzeit hinfahren und prüfen, ob sie dort noch immer böhmische Küche vorfinden.
Es stimmt aber, nichts ist so hartnäckig, wie die Geschmacksknospenprägung der Kindheit.
Letzteres ist sicher richtig. Aber es dürfte halt ein Vereinstrieb sein, dass man alles an einem Ort findet - Gleichinteressierte, passendes Essen, Athmosphäre. Und längst nicht alles findet man in einem Laden in der Nähe - und ein Angebot ist immer nur da, wenn entsprechende Nachfrage gross genug ist.
Die Geschmacksknospen der Kindheit, dass stimmt absolut, kann mich erinnern, wie meine Eltern die tschechischen Speckwürste so toll fanden, als sie sie 1990 wieder das erste Mal nach 22 Jahren geniessen konnten. Ich wiederum vermisste in meinen ersten Jahren in Prag die Schweizer "Cervelats", während ich mich bis heute nicht mit den Speckwürsten anfreunden kann. Mittlerweile kriegt man aber hier ähnliche Würste. Wenn ich in die Schweiz fahre nehme ich dann wieder einiges an Spezialitäten für meine Geschwister mit (sie sind älter als ich - demzufolge haben sie den Kindheitsgeschmack hier übernommen haben).