Ich hoffe, es können alle lesen. Der Artikel ist sehr interessant, aber nur auf Facebook zu lesen:
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Die Reformation in der Mark Brandenburg
Moderator: Barbarossa
- Barbarossa
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- Barbarossa
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Ich habe mir jetzt die Erlaubnis von ,𝔇𝔦𝔢 𝔐𝔞𝔯𝔨 𝔅𝔯𝔞𝔫𝔡𝔢𝔫𝔟𝔲𝔯𝔤' eingeholt, ihre auf Facebook veröffentlichten Artikel auch hier in unserem Forum einpflegen zu dürfen. Hier der genaue Wortlaut:
Ich an: >>𝔇𝔦𝔢 𝔐𝔞𝔯𝔨 𝔅𝔯𝔞𝔫𝔡𝔢𝔫𝔟𝔲𝔯𝔤 - Eine Frage: Könnte ich die Erlaubnis bekommen, die Texte (also z. B. dieser hier und auch andere in Zukunft) von Beiträgen zu kopieren und in mein Forum geschichte-wissen.de einzustellen?
Natürlich mit Quellenangabe und dem Zusatz: „mit freundlicher Genehmigung von ,Die Mark Brandenburg'".
Wäre das möglich?
.
(𝔇𝔦𝔢 𝔐𝔞𝔯𝔨 𝔅𝔯𝔞𝔫𝔡𝔢𝔫𝔟𝔲𝔯𝔤 an:)
Gilbert Jacoby - selbstverständlich, lieber Herr Jacoby.
.
(Ich an:)
𝔇𝔦𝔢 𝔐𝔞𝔯𝔨 𝔅𝔯𝔞𝔫𝔡𝔢𝔫𝔟𝔲𝔯𝔤 - Das freut mich. Vielen Dank.
.
(𝔇𝔦𝔢 𝔐𝔞𝔯𝔨 𝔅𝔯𝔞𝔫𝔡𝔢𝔫𝔟𝔲𝔯𝔤 an:)
Gilbert Jacoby - wir haben wie stets zu danken.<<
.
Hier also der besagte Artikel des Themas hier in voller Länge hineinkopiert:
.
>>Die Reformation in Brandenburg – eine schwere Geburt
Zunächst wünschen wir allen Regionen, die den heutigen Reformationstag begehen oder ihm zumindest gedenken, einen würdigen Feiertag.
1. Allgemein
Die Reformation in der Mark Brandenburg wird gewöhnlich auf das Jahr 1539 datiert. Am 1. November 1539 nahm Kurfürst Joachim II. Hektor in der Berliner Nikolaikirche erstmals das Abendmahl in beiderlei Gestalt – ein symbolischer Akt, der als offizieller Übergang zur evangelischen Lehre gilt.
Der Schritt erfolgte spät und vorsichtig. Joachims Vater, Kurfürst Joachim I. Nestor (reg. 1499–1535), war ein entschiedener Gegner der Reformation und enger Verbündeter Kaiser Karls V. Erst nach dessen Tod wurde eine Annäherung an die neue Lehre möglich. Joachim II. handelte aus politischer Vorsicht und im Interesse innerer Stabilität. Die äußeren Formen des Gottesdienstes blieben zunächst weitgehend erhalten, während Predigt und Ausrichtung des Gottesdienstes und der Sakramente schrittweise lutherischem Vorbild folgten. Eine verbindliche Kirchenordnung entstand erst in den 1540er Jahren.
Brandenburg zählt damit nicht zu den frühen Reformgebieten des Reiches. Die Reformation wurde spät, schrittweise und vom Landesherrn kontrolliert eingeführt – ein Beispiel für eine behutsame Fürstenreformation, wie sie in mehreren norddeutschen Territorien typisch war.
2. Religiöse Spannungen im Herrscherhaus
Die Entwicklung in Brandenburg wurde wesentlich durch gegensätzliche religiöse Überzeugungen innerhalb der kurfürstlichen Familie geprägt:
Joachim I. Nestor hielt unbeirrt – und mit fanatischer Härte – am Katholizismus fest und unterdrückte jede reformatorische Regung.
Elisabeth von Dänemark (1485–1555), seine Gemahlin, bekannte sich dagegen früh zur lutherischen Lehre, besuchte evangelische Predigten, las reformatorische Schriften und widersetzte sich offen dem Willen ihres Mannes.
Als der Kurfürst sie zunehmend bedrängte und rechtlich sogar eine Hinrichtung prüfen ließ, floh sie im Mai 1528 mit ihrer Hofdame nach Torgau, in das Herrschaftsgebiet des sächsischen Kurfürsten Johann des Beständigen. Dort erhielt sie Unterstützung durch Martin Luther. Später lebte sie zeitweise in Lüneburg und anschließend am Hof Philipps von Hessen, der ihr Unterkunft und Einkünfte gewährte.
Der Gegensatz der Eltern wirkte nachhaltig auf die Söhne:
Joachim II. Hektor, zunächst an die katholische Linie des Vaters gebunden, zeigte nach 1535 Sympathie für die evangelische Lehre, die in der brandenburgischen Bevölkerung und im niederen Klerus bereits weite Verbreitung gefunden hatte.
Johann von Brandenburg-Küstrin (1513–1571) stand der Haltung der Mutter näher und führte die Reformation in seinem Gebiet früh und entschlossen gegen jeden politischen Widerstand des Reiches durch.
3. Albrecht von Brandenburg – kirchlicher Machtträger und indirekter Auslöser der Reformation
Eine zentrale Gestalt im Umfeld der brandenburgischen Markgrafen war ihr Onkel Albrecht von Brandenburg (1490–1545), jüngerer Bruder Joachims I. Er vereinigte seit 1513/14 drei bedeutende kirchliche Fürstentümer in einer Person: das Erzbistum Magdeburg, das Bistum Halberstadt und das Erzbistum Mainz mit dem damit verbundenen Kurfürstenamt und der Rolle des Erzkanzlers des Reiches. Diese dem Kirchenrecht widersprechende Ämterhäufung war nur durch päpstliche Dispensen erlaubt und mit außerordentlich hohen finanziellen Auflagen verbunden.
Zur Finanzierung nahm Albrecht ein großes Darlehen bei der Fugger-Bank in Augsburg auf – zu einem Jahreszins von rund 10 %. Um die Rückzahlung zu sichern, vereinbarte er mit Papst Leo X. eine Ablasskampagne, deren Ertrag zur Hälfte an die Fugger floss und zur Hälfte für den Bau des Petersdoms bestimmt war.
Dieser durch die päpstliche Bulle „Sacrosanctis“ vom 31. März 1515 legitimierte Ablass wurde ab 1517 in Albrechts Diözesen verkündet – vor allem durch den Dominikaner Johann Tetzel. Gegen diese Praxis richteten sich Martin Luthers 95 Thesen, wodurch Albrecht ungewollt in den Mittelpunkt der Kritik an der kirchlichen Verflechtung von Geld, Macht und Ämtern rückte.
Albrecht blieb der römischen Kirche formal treu, handelte jedoch politisch pragmatisch. Er vermied Repressionen, wenn seine Machtbasis nicht gefährdet war, und suchte mit Rom, dem Kaiser und den Lutheranern einen Ausgleich. Die Forschung bewertet ihn als konservativen, aber taktisch vorsichtigen Kirchenfürsten, dessen Ämterpolitik und Verschuldung mittelbar zum Beginn der Reformation beitrugen.
4. Frühreformation in der Neumark
Nach der Landesteilung von 1535 erhielt Johann von Brandenburg-Küstrin die Neumark als eigenes Herrschaftsgebiet, das jedoch staatsrechtlich Teil der Mark Brandenburg blieb. Dort ließ er bereits 1537/38 evangelische Prediger einsetzen und organisierte das kirchliche Leben nach lutherischem Vorbild. Diese Maßnahmen gelten als Einführung der Reformation in der Neumark, also ein bis zwei Jahre vor den Ereignissen in der Kurmark, die gewöhnlich als offizielle Einführung der Reformation in Brandenburg gelten.
Die Reformation in Brandenburg verlief damit nicht einheitlich:
• Neumark: früh und entschlossen unter Johann von Brandenburg-Küstrin, gegen erhebliche Widerstände und in klarer politischer Opposition sowohl zum Kaiser Karl V. als auch zu dessen Bruder König Ferdinand, der zu jener Zeit als Regent im Reich fungierte.
• Kurmark: spät und vorsichtig unter Joachim II. Hektor, getragen von politischer Umsicht und dem Bemühen, den Ausgleich zwischen altgläubigen und evangelischen Kräften zu wahren.
5. Elisabeth von Dänemark in Rodes Radierung
Bernhard Rodes Radierung „Kurfürst Joachim II. Hektor nimmt das Abendmahl in beiderlei Gestalt“ (um 1773) zeigt den symbolischen Moment des Reformationsbeginns in Brandenburg. Der Kurfürst kniet vor dem Altar und empfängt den Kelch aus den Händen Matthias von Jagows (1490–1544), seit 1527 Bischof von Brandenburg, der früh der evangelischen Lehre zuneigte und entscheidend an der Vorbereitung der brandenburgischen Reformation beteiligt war.
Der historische Vorgang fand am 1. November 1539 statt – nach den meisten zeitgenössischen Berichten in der Berliner Nikolaikirche, der Residenzkirche des Kurfürsten. In der späteren Tradition wurde das Ereignis jedoch auch mit der Spandauer Nikolaikirche verbunden, da Jagow dort residierte und begraben wurde.
Hinter dem Kurfürsten steht in Rodes Darstellung eine weibliche Gestalt mit bedecktem Haupt – wahrscheinlich Elisabeth von Dänemark. Die Kopfbedeckung entspricht dem gottesdienstlichen Brauch für Frauen, während Männern das Bedecken des Hauptes im Gottesdienst untersagt war (vgl. 1 Kor 11, 4–5). Rode fügte Elisabeth bewusst ein, obwohl sie 1539 nicht anwesend war. Sie erscheint als symbolische Zeugin und geistige Urheberin der brandenburgischen Reformation: Zeugin, weil sie das Geschehen innerlich bekräftigt; Urheberin, weil ihr eigenes Bekenntnis zum Evangelium den Schritt ihrer Söhne geistig vorbereitete. So verbindet das Blatt historische Handlung und moralische Deutung – die sichtbare Tat des Kurfürsten und die unsichtbare Glaubensüberzeugung der Mutter.
6. Bewertung
Die brandenburgische Reformation war kein spontaner religiöser Umbruch, sondern das stellenweise holprige Ergebnis familiärer Spannungen und politischer Abwägungen. Der Konflikt zwischen dem altgläubigen Vater, der reformorientierten Mutter und dem kirchlich-konservativen Onkel Albrecht bestimmte den Handlungswillen der Söhne entscheidend.
Wie in vielen weltlichen Territorien verlief die Reformation auch in Brandenburg schließlich vergleichsweise spannungsfrei, allerdings unter landesherrlicher Kontrolle und ohne spätere Anwendung des Prinzips cuius regio, eius religio – das mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 Geltung erlangte. Brandenburg wurde so zu einem Musterbeispiel eines gemäßigten Fürstenprotestantismus, dessen liberaler Ursprung weniger in aufgeklärter Theologie als in familiären Gegensätzen lag.
#reformation #ReformationDay<<
Quelle: https://www.facebook.com/share/1FjCiyr9ZQ/
Mit freundlicher Genehmigung von ,𝔇𝔦𝔢 𝔐𝔞𝔯𝔨 𝔅𝔯𝔞𝔫𝔡𝔢𝔫𝔟𝔲𝔯𝔤'.
Ich an: >>𝔇𝔦𝔢 𝔐𝔞𝔯𝔨 𝔅𝔯𝔞𝔫𝔡𝔢𝔫𝔟𝔲𝔯𝔤 - Eine Frage: Könnte ich die Erlaubnis bekommen, die Texte (also z. B. dieser hier und auch andere in Zukunft) von Beiträgen zu kopieren und in mein Forum geschichte-wissen.de einzustellen?
Natürlich mit Quellenangabe und dem Zusatz: „mit freundlicher Genehmigung von ,Die Mark Brandenburg'".
Wäre das möglich?
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(𝔇𝔦𝔢 𝔐𝔞𝔯𝔨 𝔅𝔯𝔞𝔫𝔡𝔢𝔫𝔟𝔲𝔯𝔤 an:)
Gilbert Jacoby - selbstverständlich, lieber Herr Jacoby.
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(Ich an:)
𝔇𝔦𝔢 𝔐𝔞𝔯𝔨 𝔅𝔯𝔞𝔫𝔡𝔢𝔫𝔟𝔲𝔯𝔤 - Das freut mich. Vielen Dank.
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(𝔇𝔦𝔢 𝔐𝔞𝔯𝔨 𝔅𝔯𝔞𝔫𝔡𝔢𝔫𝔟𝔲𝔯𝔤 an:)
Gilbert Jacoby - wir haben wie stets zu danken.<<
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Hier also der besagte Artikel des Themas hier in voller Länge hineinkopiert:
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>>Die Reformation in Brandenburg – eine schwere Geburt
Zunächst wünschen wir allen Regionen, die den heutigen Reformationstag begehen oder ihm zumindest gedenken, einen würdigen Feiertag.
1. Allgemein
Die Reformation in der Mark Brandenburg wird gewöhnlich auf das Jahr 1539 datiert. Am 1. November 1539 nahm Kurfürst Joachim II. Hektor in der Berliner Nikolaikirche erstmals das Abendmahl in beiderlei Gestalt – ein symbolischer Akt, der als offizieller Übergang zur evangelischen Lehre gilt.
Der Schritt erfolgte spät und vorsichtig. Joachims Vater, Kurfürst Joachim I. Nestor (reg. 1499–1535), war ein entschiedener Gegner der Reformation und enger Verbündeter Kaiser Karls V. Erst nach dessen Tod wurde eine Annäherung an die neue Lehre möglich. Joachim II. handelte aus politischer Vorsicht und im Interesse innerer Stabilität. Die äußeren Formen des Gottesdienstes blieben zunächst weitgehend erhalten, während Predigt und Ausrichtung des Gottesdienstes und der Sakramente schrittweise lutherischem Vorbild folgten. Eine verbindliche Kirchenordnung entstand erst in den 1540er Jahren.
Brandenburg zählt damit nicht zu den frühen Reformgebieten des Reiches. Die Reformation wurde spät, schrittweise und vom Landesherrn kontrolliert eingeführt – ein Beispiel für eine behutsame Fürstenreformation, wie sie in mehreren norddeutschen Territorien typisch war.
2. Religiöse Spannungen im Herrscherhaus
Die Entwicklung in Brandenburg wurde wesentlich durch gegensätzliche religiöse Überzeugungen innerhalb der kurfürstlichen Familie geprägt:
Joachim I. Nestor hielt unbeirrt – und mit fanatischer Härte – am Katholizismus fest und unterdrückte jede reformatorische Regung.
Elisabeth von Dänemark (1485–1555), seine Gemahlin, bekannte sich dagegen früh zur lutherischen Lehre, besuchte evangelische Predigten, las reformatorische Schriften und widersetzte sich offen dem Willen ihres Mannes.
Als der Kurfürst sie zunehmend bedrängte und rechtlich sogar eine Hinrichtung prüfen ließ, floh sie im Mai 1528 mit ihrer Hofdame nach Torgau, in das Herrschaftsgebiet des sächsischen Kurfürsten Johann des Beständigen. Dort erhielt sie Unterstützung durch Martin Luther. Später lebte sie zeitweise in Lüneburg und anschließend am Hof Philipps von Hessen, der ihr Unterkunft und Einkünfte gewährte.
Der Gegensatz der Eltern wirkte nachhaltig auf die Söhne:
Joachim II. Hektor, zunächst an die katholische Linie des Vaters gebunden, zeigte nach 1535 Sympathie für die evangelische Lehre, die in der brandenburgischen Bevölkerung und im niederen Klerus bereits weite Verbreitung gefunden hatte.
Johann von Brandenburg-Küstrin (1513–1571) stand der Haltung der Mutter näher und führte die Reformation in seinem Gebiet früh und entschlossen gegen jeden politischen Widerstand des Reiches durch.
3. Albrecht von Brandenburg – kirchlicher Machtträger und indirekter Auslöser der Reformation
Eine zentrale Gestalt im Umfeld der brandenburgischen Markgrafen war ihr Onkel Albrecht von Brandenburg (1490–1545), jüngerer Bruder Joachims I. Er vereinigte seit 1513/14 drei bedeutende kirchliche Fürstentümer in einer Person: das Erzbistum Magdeburg, das Bistum Halberstadt und das Erzbistum Mainz mit dem damit verbundenen Kurfürstenamt und der Rolle des Erzkanzlers des Reiches. Diese dem Kirchenrecht widersprechende Ämterhäufung war nur durch päpstliche Dispensen erlaubt und mit außerordentlich hohen finanziellen Auflagen verbunden.
Zur Finanzierung nahm Albrecht ein großes Darlehen bei der Fugger-Bank in Augsburg auf – zu einem Jahreszins von rund 10 %. Um die Rückzahlung zu sichern, vereinbarte er mit Papst Leo X. eine Ablasskampagne, deren Ertrag zur Hälfte an die Fugger floss und zur Hälfte für den Bau des Petersdoms bestimmt war.
Dieser durch die päpstliche Bulle „Sacrosanctis“ vom 31. März 1515 legitimierte Ablass wurde ab 1517 in Albrechts Diözesen verkündet – vor allem durch den Dominikaner Johann Tetzel. Gegen diese Praxis richteten sich Martin Luthers 95 Thesen, wodurch Albrecht ungewollt in den Mittelpunkt der Kritik an der kirchlichen Verflechtung von Geld, Macht und Ämtern rückte.
Albrecht blieb der römischen Kirche formal treu, handelte jedoch politisch pragmatisch. Er vermied Repressionen, wenn seine Machtbasis nicht gefährdet war, und suchte mit Rom, dem Kaiser und den Lutheranern einen Ausgleich. Die Forschung bewertet ihn als konservativen, aber taktisch vorsichtigen Kirchenfürsten, dessen Ämterpolitik und Verschuldung mittelbar zum Beginn der Reformation beitrugen.
4. Frühreformation in der Neumark
Nach der Landesteilung von 1535 erhielt Johann von Brandenburg-Küstrin die Neumark als eigenes Herrschaftsgebiet, das jedoch staatsrechtlich Teil der Mark Brandenburg blieb. Dort ließ er bereits 1537/38 evangelische Prediger einsetzen und organisierte das kirchliche Leben nach lutherischem Vorbild. Diese Maßnahmen gelten als Einführung der Reformation in der Neumark, also ein bis zwei Jahre vor den Ereignissen in der Kurmark, die gewöhnlich als offizielle Einführung der Reformation in Brandenburg gelten.
Die Reformation in Brandenburg verlief damit nicht einheitlich:
• Neumark: früh und entschlossen unter Johann von Brandenburg-Küstrin, gegen erhebliche Widerstände und in klarer politischer Opposition sowohl zum Kaiser Karl V. als auch zu dessen Bruder König Ferdinand, der zu jener Zeit als Regent im Reich fungierte.
• Kurmark: spät und vorsichtig unter Joachim II. Hektor, getragen von politischer Umsicht und dem Bemühen, den Ausgleich zwischen altgläubigen und evangelischen Kräften zu wahren.
5. Elisabeth von Dänemark in Rodes Radierung
Bernhard Rodes Radierung „Kurfürst Joachim II. Hektor nimmt das Abendmahl in beiderlei Gestalt“ (um 1773) zeigt den symbolischen Moment des Reformationsbeginns in Brandenburg. Der Kurfürst kniet vor dem Altar und empfängt den Kelch aus den Händen Matthias von Jagows (1490–1544), seit 1527 Bischof von Brandenburg, der früh der evangelischen Lehre zuneigte und entscheidend an der Vorbereitung der brandenburgischen Reformation beteiligt war.
Der historische Vorgang fand am 1. November 1539 statt – nach den meisten zeitgenössischen Berichten in der Berliner Nikolaikirche, der Residenzkirche des Kurfürsten. In der späteren Tradition wurde das Ereignis jedoch auch mit der Spandauer Nikolaikirche verbunden, da Jagow dort residierte und begraben wurde.
Hinter dem Kurfürsten steht in Rodes Darstellung eine weibliche Gestalt mit bedecktem Haupt – wahrscheinlich Elisabeth von Dänemark. Die Kopfbedeckung entspricht dem gottesdienstlichen Brauch für Frauen, während Männern das Bedecken des Hauptes im Gottesdienst untersagt war (vgl. 1 Kor 11, 4–5). Rode fügte Elisabeth bewusst ein, obwohl sie 1539 nicht anwesend war. Sie erscheint als symbolische Zeugin und geistige Urheberin der brandenburgischen Reformation: Zeugin, weil sie das Geschehen innerlich bekräftigt; Urheberin, weil ihr eigenes Bekenntnis zum Evangelium den Schritt ihrer Söhne geistig vorbereitete. So verbindet das Blatt historische Handlung und moralische Deutung – die sichtbare Tat des Kurfürsten und die unsichtbare Glaubensüberzeugung der Mutter.
6. Bewertung
Die brandenburgische Reformation war kein spontaner religiöser Umbruch, sondern das stellenweise holprige Ergebnis familiärer Spannungen und politischer Abwägungen. Der Konflikt zwischen dem altgläubigen Vater, der reformorientierten Mutter und dem kirchlich-konservativen Onkel Albrecht bestimmte den Handlungswillen der Söhne entscheidend.
Wie in vielen weltlichen Territorien verlief die Reformation auch in Brandenburg schließlich vergleichsweise spannungsfrei, allerdings unter landesherrlicher Kontrolle und ohne spätere Anwendung des Prinzips cuius regio, eius religio – das mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 Geltung erlangte. Brandenburg wurde so zu einem Musterbeispiel eines gemäßigten Fürstenprotestantismus, dessen liberaler Ursprung weniger in aufgeklärter Theologie als in familiären Gegensätzen lag.
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