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Bauernkrieg 1525, wo sind die gefallenen Bauern begraben?

Die Kirche hatte eine machtvolle Stellung im Leben der Menschen des Mittelalters und bestimmte Politik und Gesellschaft auf einzigartige Weise.

Moderator: Barbarossa

repo
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Beiträge: 65
Registriert: 27.03.2025, 07:27

Da ist im Dezember 24 bei Herder Freiburg neu erschienen:
"Der Bauernkrieg ein Medienereignis" von Thomas Kaufmann

Der sich überaus umfassend nicht zuletzt mit Luthers Rolle befasst.
Skeptik
Mitglied
Beiträge: 508
Registriert: 06.06.2022, 17:50

repo hat geschrieben: 30.06.2025, 08:56 Der sich überaus umfassend nicht zuletzt mit Luthers Rolle befasst.
Erstaunlich, wie man über Jahrzehnte eine festgelegte Sicht auf Martin Luther hat und nie hinterfragt. Der große deutsche Reformator, mutig, unerschütterlich in Worms: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders!“ Dann verwindet er als Junker Jörg auf der Wartburg, kämpft mit dem Teufel, heiratet der ehemalige Mönch die Nonne Katharina von Bora, die ihm sein Bier braut.
Das Buch von Thomas Kaufmann kostet 35€. Eine Abhandlung des Bauernkriegs von A. Weill 1847 gibt es hier im Netz. 200 Jahre näher am Geschehen:
https://www.google.de/books/edition/Der ... frontcover
(Ab Seite 213) - Befreundet mit fortschrittlichen Theologen wie Deuchlin, Münzer, Eck, Carlstadt. Es zeigt sich aber doch ein Charakter, ähnlich unserem Donald Trump. Luther überwirft sich mit allen. Und das auf heftige Weise. Zum Beispiel mit Carlstadt - ...Carlstadt ist der Name seines Geburtsortes, den er annahm, als er Professor an der Universität von Wittenberg, vier Jahre vor Luther, wurde. Im Jahre 1511 wurde er zum Rektor der Universität ernannt und 1512 Dekan der theologischen Fakultät. In dieser Eigenschaft verlieh er Luther, seinem Freund und Mitschüler, den Doktorhut. „Nach der Bibel und St. Augustin“, sagte Luther, „kenne ich kein Werk, das der mythischen Theologie Deutschlands von Carlstadt gleichkommt. Das hielt nicht lange an. Von Ehrgeiz und Eifersucht getrieben, schrieb und schrie er jetzt gegen Carlstadt. Von Luther und Melanchthon fortgetrieben, begab sich Carlstadt nach Orlamünde, wo er vom Volk gut aufgenommen wurde. Aber bald verfolgte ihn hier auch der Haß Luthers. Dieser denunzierte ihn beim Magistrat. Es wurde Carlstadt verboten zu predigen und seine Schriften sollten unter Zensur gestellt werden. Luther predigte in Jena und nannte Carlstadt einen mörderischen und aufrührerischen Geist. Carlstadt beschloß, persönlich von ihm Rechenschaft zu verlangen und begab sich dazu in den“Schwarzen Bären“ wo Luther mit gesandten des Kaisers und des Markgrafen lustig zechte. „Ihr tut mir Gewalt und Unrecht“, sagte Carlstadt, „daß Ihr mich zu dem mörderischen Geiste einbrockt. - „Ei, lieber Herr Doktor“, erwiderte Luther süßlich-ironisch, „ich habe den Brief gelesen, den Ihr dem Münzer geschrieben habt, und habe wohl darin vernommen, daß Euch der Aufruhr entgegen und zuwider ist.“ - „Und warum predigt Ihr das Gegenteil?“ - „Was nicht ist, wird noch“, soll Luthern gemurmelt haben. Carlstadt kehrte ihm den Rücken und sagte: „Ja gewisse Leute bleiben immer, was sie sind! Ich bin lieber etwas anderes!“- Carlstadt mußte den Mann hassen und verachten, der sich eine gepolsterte Reform zurechtschnitte. Für Volk und Elend kein Herz hatte und mit Fürsten und Rittern trank und zechte, um sich nur über den Papst lustig zu machen…
(Ab Seite 339) - Auch die Sympathien für Thomas Münzer hielten nicht lange vor. Auf übelste Art reagierte Luther auf den schrecklichen Tod von Münzers Frau. Aufrecht ging Thomas Münzer in den Tod. Seine letzten Worte waren: ...Ich rathe Euch, gut, gerecht für die Armen und Schwachen zu sein. Als er sein Haupt auf den Block legte, knieten die Fürsten nieder und beteten. Das hinderte sie jedoch nicht, Münzers Kopf auf eine Stange aufzustecken… Zuvor wurde Münzers arme schwangere Frau ins Lager geschleppt und den geilsten Ausschweifungen einer barbarischen Soltadeska preisgegeben. Vergebens verlangte sie einen Dolch um sich zu töten. Als Luther dies erfuhr, rief er: „Ich fürchte wohl, wenn die Bauern siegten, der Teufel werde Abt; jetzt aber sehe ich ein, daß seine Mutter Äbtissin geworden ist...“

Diesen kleinen geilen und schamlosen Wichtigtuer hat die Geschichte zum großen deutschen Reformator hochstilisiert.
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