Kohlhaas hat geschrieben:
Hier mal ein Link zu einer Arbeit des Vor- und Frühgeschichtlers Heiko Steuer:
https://www.freidok.uni-freiburg.de/fed ... E1/content
Um den Umbruch in der Stammesgesellschaft geht es dort nur am Rande (S. 386 mit Verweis auf wissenschaftliche Arbeiten von Wenskus und Demandt). Ausführlicher befasst sich Steuer mit der Stellung von "Fürsten" in der germanischen Gesellschaft. Ein Thema, das hier ja ebenfalls heiß diskutiert wird.
Na, der Heiko Steuer hat wohl noch nicht berücksichtigt, daß bevor Arminius sein "Reich" aufbauen konnte, es Marbod bei den Markomannen schon längst vollzogen hatte. Somit wollte Arminius nichts Neues schaffen, sondern nur einen größeren Stammesverband errichten, um somit besser gegen das römische Imperium zu bestehen.
Ferner hat Cäsar nicht die Unterscheidung zwischen Germanen und Kelten erfunden. Sondern er hat den Rhein als Grenze der Germanen zwischen den Kelten ernannt. Das lag aber auch in Cäsars Interesse. Aufgrund der Erfahrungen mit seinen germanischen Söldnern (die ihn im Gallischen Krieg mehrmals zum Schlachtgewinn verhalfen), sah er in den Germanen eine ernstzunehmende Gefahr. Sein Sieg über Ariovist war auch recht glücklich und so wollte er die Römer vor einer Expansion gen Osten abhalten (was ihm aber nicht gelang). Hätte Cäsar in Rom verbreitet, daß auch rechtsrheinisch im Süden nur Kelten leben, so hätten ihn die Senatoren gefragt, warum er diese nicht auch unterworfen hätte?
Und es gab neben der germanischen Sprache auch noch die gemeinsame Kunst mit Tierbildern, die bestimmte heute unbekannte, vielleicht religöse, gemeinsame Themen umfaßte. (siehe Fr.Dr. A.Pesch (Münster)2007).
Und zu den Feuerbestattungen. Dort unterscheidet man noch in 3 verschiedene Möglichkeiten:
1. Brandurnengräber (westlich der Aller)
2. Brandgrubengräber
3. Brandschüttungsgräber.
Als erste Feuerbestattung gitl z.Zt. ein Nachweis in Ostfriesland (ca. 300 v.Chr.).
Früstengräber lagen auch bei den Brandbestattungen einzeln. Edelmetalle können durch die Brandbestattung fast vollständig zerstört werden bzw. sind dann nicht mehr nachweisbar.
Es ist anzumerken, daß nach den Germanicusfeldzügen, das rechtsrheinische Germanien für die Römer uninteressant wurde. Erst der Bataveraufstand und die Chattenkriege lassen wieder rechtsrheinische Germanen mit Römern zusammentreffen. Aber welche Stämme sich in der Zeit, wie und wohin bewegt haben, daß wird nur noch bruchstückhaft überliefert. Tacitus berichtet vom Zerfall der Cherusker, die sich durch viele Dekaden einen "Bürgerkrieg" geliefert haben, der wohl den gesamten Stammesadel stark dezimierte. So waren die Cherusker nicht mehr in der Lage sich erfolgreich gegen andere Stämme zu wehren (48-90 n.Chr. interne und externe Konflikte). Der Niedergang der Cherusker erfolgte dann durch die Expansion der Nachbarstämme . Die Chauken breiteten sich nach Süden aus und auch die Chatten hatten mit ihnen Krieg geführt. Angrivarier und Langobarden verleiben dann Teile des Cheruskergebietes ein. Und selbst in der Spätantike haben die Cherusker noch einen klangvollen Namen, obwohl schon Tacitus den Frieden mit Rom kritisierte. Ab dem 4.Jh. sind in dem ehemaligen Cheruskergebiet die Thüringer und Sachsen. (Quelle: Vortrag vom Historiker Dr.P.Kehne 2007).
Der einzige sinnvolle Grund für neue Stammesverbände lag in der Auseinadersetzung mit dem Römischen Imperium. Arminius selbst mußte sich gegen Varus (insgesamt 5 Legionen unter seiner Herrschaft) und Germanicus (8Legionen) durchsetzen. Hierfür allein reichte die Stärke seiner cheruskischen Truppen nicht aus. Anhand der Auseinandersetzungen bei Pontes Longi kann man erkennen, daß die Cherusker sich höchstens mit 4 Legionen messen konnten. Wenn mehr Römer kamen, dann brauchte man mehr Verbündete (Chatten, Brukterer, Marser, ....). Als einzelner Stamm der Zeitenwende, innerhalb Germaniens, reichte das Machtpotential vollkommen aus. Aber wenn man gegen das Imperium antrat, dann brauchte man entscheidend mehr Krieger und das hatte Marbod mit seinen Markomannen schon vorher begriffen (er verfügte über sofort einsetzbare 60.000 Krieger). Somit haben sich die Stammesverbände der Alemannen, Sachsen, Franken, usw. gebildet. Schließlich existierte der Stamm der Sachsen bis zu Karl d.Gr. weiter. Ansonsten hätten kriegerische Gefolgschaften auch sowas wieder auflösen müssen...
Fazit: Es gibt weiterhin keinen Beweis dafür, daß kriegerische Gefolgschaften die alten Stammesstrukturen zerstörten, um dann wieder größere Stammesverbände zu schaffen. Eigentlich auch unlogisch.
P.S.
Übrigens Arminius war nie in Rom. Die Cherusker mußten Hilfstruppen stellen und in solch einer Funktion müssen wir Arminius sehen. (Quelle:Dr.P.KEHNE).