Mir ist nicht ganz klar, was du überhaupt sagen willst. Die Existenz von "Germanen", d.h. einer Kultur- und Sprachgemeinschaft, wird von der der Forschung nicht ernsthaft angezweifelt. In unzähligen auch neuesten Publikationen kannst du Archäologie und Geschichte der Germanen verfolgen und es lohnt nicht darüber zu diskutieren, ob an ihrer Existenz Zweifel bestehen. Der Historiker Peter Heather beschreibt in seiner Publikation "Invasion der Barbaren", die 2011 in deutscher Sprache erschien, sehr ausführlich Ausbreitung un d Geschichte der germanischen Stämme und scheint an ihrer Existenz keinen Zweifel zu hegen. Das gilt natürlich auch für ein Meer anderer Publikationen.Kohlhaas hat geschrieben: Das ist die Sichtweise, die lange Zeit unbestritten war und die wir römischen und griechischen Schriftquellen "verdanken", deren Darstellung weitgehend unhinterfragt übernommen wurde. Diese Sichtweise ist aber nicht unumstritten, wie auch der von Dir angesprochene Wiki-Artikel anmerkt. Dort heißt es: ...
Ich wüsste keinen Sprachwissenschaftler oder Archäologen zu nennen, der die Existenz von Germanen ernsthaft in Zweifel zieht. Auf dieser Basis waren die Germanen eine Ethnie, obwohl man da gewiss auch anderer Meinung sein kann.
Das Kriterium für einen germanischen Stamm ist die Tatsache, dass er eine germanische Sprache spricht. Spräche er keltisch wäre er ein keltischer Stamm, späche er illyrisch, wäre er ein illyrischer Stamm. Dass Langobarden, Goten, Burgunder, Vandalen oder Alemannen germanische Sprachen sprachen, kannst du überall nachlesen. So z.B. beim renommierten Sprachwissenschaftler Harald Haarmann in "Lexikon der untergegangenen Sprachen", München 2002. Die teilweise geringen Sprachreste reichen immerhin aus, diesen und anderen germanischen Völkern oder Stämmen germanische Sprachen zuzuweisen.Kohlhaas hat geschrieben:
Das ist ein Zirkelschluss. Sie waren germanische Stämme, deshalb müssen sie ein germanisches Idiom gesprochen haben.
Die Entwicklung der germanischen Sprachen kann natürlich nur hypothetisch erfolgen, Was denn sonst? Aus dem 1. Jahrtausend v. Chr. liegen uns schließlich noch keine germanischen Schriftquellen vor. Allerdings werden die Hypothesen zur Entstehung des Germanischen mit minimalen Unterschieden von allen Sprachwissenschaftlern geteilt.Kohlhaas hat geschrieben:Tatsächlich ist nichtmal bewiesen, dass es eine "urgermanische" Sprache überhaupt gab. Ihre Existenz wird lediglich postuliert und sie wird retrospektiv "rekonstruiert", indem die Linguisten sich überlegen, wie ein Wort vor einer bestimmten Lautverschiebung ausgesprochen worden sein müsste.
Ja und? Wie jede andere Sprache hat auch das Germanische einen langen Entwicklungsprozess hinter sich und ist nicht erst mit der ersten Schriftquelle entstanden.Kohlhaas hat geschrieben:Die Existenz einer germanischen Sprachfamilie ist erst gegen Ende der Völkerwanderungszeit wirklich nachweisbar.
Kein vernünftiger Mensch bestreitet die Existenz verschiedener germanischer Sprachen.Kohlhaas hat geschrieben:Also 500 bis 1000 Jahre nach der angenommenen Ko-Existenz von Kelten und Germanen. Und da hatten wir dann nicht eine germanische Sprache, sondern mindestens vier.