Mit dem Begriff Identität kann ich allein nichts anfangen, ist mir zu statisch.Aneri hat geschrieben:Jain. Ja, wenn du deutsche Bürgerschaft betrachtest. Nein - in ihrer kulturelle Identität. Die Frage dann, wann man über eine Nation sprechen darf.Renegat hat geschrieben: Die sind Deutsche, egal welchen Paß sie haben.
Wenn ich die Gewohnheiten/Vorlieben/Verhaltensweisen der Gesamtheit der deutschen Bürgerschaft betrachte, ist das für mich Kultur. Die ist nicht überall gleich und sie verändert sich laufend. Die Geschwindigkeit dieser Veränderungsprozesse ist ebenfalls unterschiedlich, in den Städten schneller als auf dem Land, was ein weltweites Phänomen ist.
Wenn ich in deinem Bild vom Glas und den zähen Flüssigkeiten bleibe, dann hängen die Veränderungsprozesse auch davon ab, ob sie zugelassen werden.
Normalerweise haben gerade Migranten einen starken Antrieb, den wirtschaftlichen Aufstieg zu schaffen, sonst wären sie zu Hause geblieben. Der Aufstieg der USA ist iW diesem Umstand geschuldet. Vom Tellerwäscher zum Millionär ist natürlich übertrieben und betrifft nur die Geschichte, beschrieb aber die Durchlässigkeit der amerikanischen Gesellschaft, jedenfalls für bestimmte Einwanderergruppen.
Ein Problem in D ist, dass die Durchlässigkeit für alle Gruppen nachgelassen hat, ich sehe da manchmal einen Zusammenhang mit der Wende, hatte das irgendwo auch schon mal ausgeführt.
D.h. die Flüssigkeiten in deinem Glas sind zäh geworden, was nicht gut für die gesamte Gesellschaft ist und zu Zusammenballungen führt. Man kann zwar auch noch heute beobachten, dass ehem. Migranten, die in die Mittelschicht aufgestiegen sind, zuallererst ihr Unterschichtwohngebiet verlassen und in bessere Stadtteile ziehen oder ein Reihenhäuschen am Stadtrand bauen. Die werden aber weniger, auch weil ihnen signalisiert wird, ihr und eure Kinder schafft das sowieso nicht und wir wollen euch hier höchstens als Putzfrau oder Bauhelfer.
Für die erste Generation mag das noch hinnehmbar sein, alle Eltern möchten aber, dass es ihren Kindern mal besser geht. Und die hier geborenen Kinder empfinden es als äußerst ungerecht, dass sie nicht genauso akzeptiert werden wie die Altdeutschen.
Wenn ich die Verhältnisse mit der Vertriebenengeneration vergleiche, kam genau am Generationenwechsel in den 70er Jahren die Bildungsreform der SPD-Brandt-Regierung. Viele Vertriebenenkinder profitierten davon und damit wurde ihr Nichterbennachteil etwas ausgeglichen. Damals wurden die Teilchen in deinem Glas flüssiger, diesen Quirl brauchen wir wieder, weil die gesamte Gesellschaft von der Dynamik profitiert.