Da an den Chatten ein besonderes Interesse besteht, habe ich die mir vorliegenden Infos herausgesucht und aufgeschrieben. Hier das Ergebnis meiner Ausarbeitung - sozusagen "zwischengeschoben"

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Die Chatten
Die Chatten wurden bereits von Cassius Dio (45, 33, 2) erstmals erwähnt, als sie von den römischen Truppen unter Drusus zusammen mit den Usipetern und Sugambrern in den Jahren 11-9 v. Chr. unterworfen wurden (wobei Drusus einen Krieg zwischen Chatten und Sugambrern ausnutzen konnte), sich jedoch in folgenden Jahrzehnten wieder befreien konnten. Am Aufstand von Arminius im Jahre 9 n. Chr. nahmen die Chatten nicht teil. Dennoch richtete sich der Auftakt der Germanicus-Offensive im Jahre 15 n. Chr. zunächst gegen die Chatten, wobei deren Stammesgebiet verheert und ihr Hauptort Mattium niedergebrannt wurde. Ein weiterer römischer Vorstoß in das Gebiet der Chatten fand im darauffolgenden Jahr statt.
Im Jahre 83 n. Chr. erfolgte ein weiterer Feldzug des Domitian mit fünf Legionen auch in chattisches Gebiet. Bei der anschließenden Vorverlegung der römischen Reichsgrenze auf Gebiete östlich des Rheins und dem Bau des Limes verloren auch Teilstämme der Chatten ihre Selbständigkeit.
Die Chatten sind als Vorfahren der Hessen anzusehen. Obwohl sich dies sprachlich nicht eindeutig belegen lässt, bewohnten sie bis in die Neuzeit hinein den nahezu gleichen Siedlungsraum, wie die späteren Hessen, die im 8. Jh. n. Chr. erstmals namentlich erwähnt wurden. Jedoch werden die Chatten sprachlich klar den Rhein-Weser-Germanen zugeordnet - eine Sprachgruppe, die sich ab dem 1./2. Jh. n. Chr. innerhalb der westlichen kontinentalen Germanen herausbildete und zu der außer den Chatten noch die Bataver, Brukterer, Ubier, Marser, Tenkterer und Sugambrer gehörten. Tacitus betonte die enge ethnische Bande, die die Chatten mit den Batavern, die einst, wie auch die Mattiaker (zwischen Taunus und Rhein), ein Teil der Chatten waren.
Eine entscheidende sprachliche Entwicklung setzte im 5./6. Jh. ein, als sich die germanischen Großstämme bzw. Stammesverbände soweit entwickelt hatten, dass sie die Gentilordnung aufgaben und der Übergang zur Feudalordnung einsetzte. Im östlichen Reichsteil des Frankenreiches - also den Stammsitzen der Franken sowie den unterworfenen Alamannen, Chatten, Thüringern und Bajuwaren - vollzogen sich seit dieser Zeit jene sprachliche Veränderungen, die zur Entstehung der deutschen Sprache führten.
Das Siedlungsgebiet der Chatten lässt sich für das 1. Jh. n. Chr. nur schwer eingrenzen, zumal es auch Wanderungsbewegungen gegeben hat.
Nach einer Vermutung von R. Hachmann (1962, S. 52) saßen die Chatten zusammen mit den Cheruskern früher nördlich der Lippe und waren Anrainer der Chauken. In das von Ubiern und Sugambreren geräumte Gebiet wanderten dann von Norden die Chatten ein und drängten dabei auch die Mattiaker in ihr späteres Stammesgebiet zwischen Taunus, Rheinknie und Main ab.
Nach Cassius Dio waren Chatten und Sugambrer benachbarte Stämme. Bei Tacitus (Germ. 30) heißt es dazu:
"Nördlich der decumates agri wohnen die Chatten, vom hercynischen Walde an, in nicht so weiten und sumpfigen Gegenden wie die übrigen Stämme, denen Germanien seine Ebene öffnet. Die Hügel ziehen sich nämlich durch das ganze Land hin und werden nur allmählich seltener, und der hercynische Wald geleitet seine Chatten bis zur Ebene."
Genauer geographisch abgrenzen lässt sich das Gebiet der Chatten nach Süden. Es endete hier an der vom Limes eingeschlossenen Wetterau.
Im Norden waren die Chatten Nachbarn der Cherusker, als deren Kerngebiet das Leinetal und der Raum beiderseits der mittleren Weser gilt - östlich ausgreifend in das nördliche Harzvorland bis zur Elbe und westlich bis zum Quellgebiet von Lippe und Ems. Nach Nordwesten sind die Grenzen unklar - als einigermaßen natürliche Grenze würde sich der Kamm des Rothaargebirges anbieten. Ebenso wenig lässt sich aus den antiken Quellen die östliche Grenze des Stammesgebietes der Chatten erschließen. Tacitus berichtet lediglich, dass Chatten und Hermunduren im Jahre 58 n. Chr. einen Kampf um einen "heiligen Salzfluss" führten.
Konflikte zwischen Rheinfranken und Alamannen wurden in den Quellen bereits vor der Entstehung des Frankenreiches dokumentiert. Dabei nutzen die Römer diese Rivalitäten aus und schürten sie noch, um durch die Schwächung dieser Stammesverbände ihre eigene Position an der Rheingrenze besser behaupten zu können. So führte der rheinfränkische "König" Mallobaudes, der zugleich im Römischen Reich das Amt eines comtes domesticorum (Befehlshaber der kaiserlichen Leibgarde) bekleidete, Im Jahre 378 ein römisches Heer gegen die Alamannen. Nachdem sich Mallobaudes aus dem römischen Dienst zurückzog, stiftete Rom wiederum die Alamannen zu einem Angriff auf das Stammesgebiet des Mallobaudes an, den die Rheinfranken jedoch im Jahre 380 abwehren konnten, wobei der alamannische Stammesfürst Macrian fiel. Möglicherweise nutzten auch die Chatten diese Rivalitäten aus, um ihr Stammesgebiet auf Kosten der Alamannen nach Süden zu erweitern.
Wie und wann die Chatten unter die politische Oberhoheit der Franken kamen, lässt sich nicht genau und mit Jahreszahl belegen, aber es ist wahrscheinlich, dass dies noch in der Regierungszeit Chlodwigs geschah - möglicherweise um das Jahr 508.
Sicher ist, dass Franken nach dem Sieg Chodwigs über die Alamannen in der Schlacht bei Zülpich in das freigewordene Land am Mittelrhein Lahn-aufwärts nach Osten und Süden vordrangen und dieses besiedelten. Unter fränkische Herrschaft kam dabei auch die Wetterau sowie das angrenzende Maingebiet, wodurch diese Gebiete also bereits früher und dichter fränkisch besiedelt waren, als das nördliche Hessen.
Sicher ist vor insbesondere auch, dass die Chatten unter fränkische Herrschaft kamen. Eine fränkische Eroberung bzw. fränkische Feldzüge gegen Zwingburgen einer feindseligen Bevölkerung lässt sich dabei allerdings nicht nachweisen. Die tatsächlich in Nordhessen existierenden großen Befestigungen dienten vielmehr als Schutz- und Verteidigungszentren gegen die vor allem seit dem späten 7. Jh. südwärts vordringenden Sachsen.
Seit dem 3. Jh. waren zudem in Oberhessen befestigte Herrensitze entstanden (im besonderen der Glauberg), die im frühen 6. Jh. vermutlich im Zuge der merowingischen Inbesitznahme des Landes verlassen wurden.