Seewolf hat geschrieben:Was bedeutet der Sinn einer Demokratie ? Jeder versteht darunter etwas anderes.
Das sollte eigentlich nicht so sein. Ein Blick ins Grundgesetz verrät, was "Demokratie" beinhaltet, und hier besonders die Grundrechte:
http://www.bpb.de/wissen/Q01ETK,1,0,Das ... .html#art1
Seewolf hat geschrieben:Und bezüglich zum Thema DDR: Ich bin in diesem Staat geboren , zur Schule gegangen und habe ohne Probleme einen Job bekommen. Es mag sein das uns dort alles vorgekaut wurde...
Ich auch. Ich weiß also
sehr genau, wovon ich rede, denn als die Wende kam, war ich 22 Jahre alt.
Seewolf hat geschrieben:trotzdem war es ein Menschenwürdiges System ! ...
Und eben das ist ein Trugschluß von allen, die mit dem System nicht in Konflikt geraten sind oder die das Unmenschliche einfach verdrängen, weil sie vielleicht denken:
>>Ich war doch dabei! Es war ein Teil meines Lebens.<< Womöglich hat man sich auf die eine oder andere Art engagiert. >>Und das soll nun alles schlecht gewesen sein?<<
Aber laß dir von jemandem, der über dieses System wirklich sehr viel nachgedacht hat, einige Dinge sagen:
Ein Staat der folgende Dinge tut, soll "menschenwürdig" = human sein?
-der seine Jugend frühzeitig aufs "Kriegsspiel" vorbereitet, indem er bereits in der 5. Klasse (wir waren also 11 Jahre alt) Angehörige der NVA in die Schule schickt, um den Kindern etwas über das Leben in der Armee zu erzählen um dann zu fragen, ob jemand Interesse an einer militärischen Berufslaufbahn hat,
-der dann für die Schüler ab der 9. Klasse (also mit 15 Jahren) eine sogenannte "vormilitärische Ausbilung" in den regulären Schulunterricht einbaut, der eine Vorbereitung auf die NVA darstellte, bei der man u.a. auch mit scharfen Waffen schoß und das Marschieren übte, bis alles klappte,
-der "Wahlen" abhält, die keine Wahlen waren, weil man keine Auswahl zwischen mehreren Möglichkeiten hatte,
-der seine Bürger von der Arbeit abhält und sie dahingehend nötigt, daß man sagen mußte, ob man in "die Partei" (=SED) eintreten will oder nicht
-der nicht bzw. kaum zuließ, daß man seine Verwandten besuchte, nur weil sie zufällig in der BRD lebten
(...)
Wenn ich noch etwas länger überlege, fällt mir bestimmt noch mehr ein. Von der Warenknappheit in allen Bereichen will ich jetzt mal nicht reden.
Seewolf hat geschrieben:Kein Mensch hätte es nötig gehabt sein Leben an den Sperranlagen auf's Spiel zu setzen.
So?
Und wenn man lieber bei Vewandten in der BRD leben wollte und einen Ausreiseantrag stellte, was meinst du, was dann mit dem jenigen passierte?
Eine Lehrerin an meiner Schule formlierte es damals so:
"Warum soll jemand, der dem Staat den Rücken kehren will, noch weiter an den Vorzügen des Sozialismus teil haben?"
Mit anderen Worten: Ab dem Moment, wo man einen solchen Ausreiseantrag stellte, hatte man nichts mehr zu lachen.
Und wollte man "illegal" über die Grenze, hat man die Leute lieber erschossen, als sie einfach gehen zu lassen - passt auch noch zur Frage, wie "menschenwürdig" = human dieser Staat war.
Edit:
...Dennoch denke ich , das dies hier ein freies offenes politisches Forum ist wo jeder angemessen seine politische Meinung posten darf , auch wenn es die Vergangenheit betrifft. Und das wir nunmal nicht einer Meinung sind dürfte klar sein. Dafür gibt es schließlich solche Foren. Wenn Du Lust hast können wir gerne hier darüber sachlich diskutieren wenn die Mods oder Admins nichts dagegen haben.
Diese Meinung vertrete ich eigentlich auch, aber trotz eventueller grundlegender Meinungsverschiedenheiten, bitte ich schon mal vorab um einen höflichen Umgangston.
Dieses Forum ist natürlich der richtige Ort, um über alle mögliche politischen Themen zu diskutieren, aber wir möchten uns auch durch eine qualifizierte Diskussionskultur von den vielen anderen Polit-Foren abheben, bei denen das Niveau - ähm - ich sage mal, "etwas zu wünschen übrig läßt".
Danke für die Aufmerksamkeit!