Ojojojojoj, da glaubst Du aber nicht ernsthaft, dass ich das so stehen lasse. Mit der Liquidation war nicht die physischer Vernichtung gemeint, das Wort hatte im tschechischen damals auch nicht die Bedeutung. Aussiedlung war gemeint, nichts sonst. Die Tschechoslowakei sollte ein slawischer Staat sein, mit verteidigbaren Grenzen, damit ein 15. März 1939 nicht mehr möglich werden könnte.Barbarossa hat geschrieben:Im Falle Polens magst du sogar Recht haben, doch im Falle der CSR liegt der Fall etwas anders. Benes kam gleich bei Kriegsende nach Prag zurück und verkündete schon am 16. Mai 1945, er wolle die Deutschen in seinem Land "liquidieren" (ja, er benutzte wirklich dieses Wort, siehe: http://de.m.wikipedia.org/wiki/Edvard_B ... is_1948.29 )RedScorpion hat geschrieben:
Ja, aber unter welchen Bedingungen denn? Und wer war "man" bzw. waren "die Polen, Tschechen, Russen"?
Das waren nicht mehr die Staaten und Institutionen von vor 1939/38...
Bereits 1938 hätte er am liebsten die Sudetendeutschen aus dem Land ausgewiesen. 1945 bekam er seine Chance. Insofern sehe ich eine echte Kontinuität in der Politik von Benes, die in meinen Augen faschistoide Züge trug. Ich halte wirklich nicht viel von ihm.
Dass Beneš schon am 16. Mai 1945 in Prag war, heisst nicht, dass er in der Lage war, gleich für Ordnung zu sorgen. Das übernahmen die Revolutionären Garden und später die Svoboda Armee, letztere, wie schon erwähnt, die Ostfront mitgemacht hatte und die verschiedenen Massaker und die Taktik der verbrannten Erde und ihre Ergebnisse mitbekommen hatte. Dass sie nicht viel Gnade mit allem Deutschen kannten darf nicht verwundern.
Der Entwurf von 1938, ging vertraulich an die Französische Regierung, nach der unverhohlenen Kriegsdrohung von Hitler. Das Angebot beinhalte, dass für eine Abtretung eines Teils von Böhmen und Mähren an Deutschland mit deutscher Mehrheit mit paralellem Bevölkerungstransfer, mit Möglichkeit des Umzugs jedes Eigentums. Um so Nationalitätenspannunge zu vermeiden.
Es war, wie ich schon mal geschrieben habe, ein verzweifelter Vorschlag im Vorfeld des Münchner Diktats. Viel relevanter, dass nur wenige Tage später Tschechen, etwa Landwirte, von ihrem Grund vertrieben worden sind, und das ohne "ihr Vieh". Hitlers Erklärung: Für solche Details hatte man keine Zeit. Und das passierte, das waren keine Pläne.
Beneš war ein Demokrat, mit Faschismus hatte er nichts am Hut. Seiner Radikalität in der Deutschen Frage entstand erst im Laufe des Krieges, als nach und nach klar wurde, was, die Deutschen unter der Führung der Nazis alles zu tun im Stande waren. Gerade im Fall Lidice betonte Beneš, dass es ja nichts war, was von der Nazi Propaganda verschwiegen worden wäre - es wurde ja im Gegenteil im Rundfunk und an Plakaten und Wochenschauen verkündet - ohne irgendeinen Widerspruch oder Widerstand seitens irgendeines Deutschen hervorzurufen. Man sah so die Deutschen insgesamt als Problem - und die meisten Deutschen fanden das auch gut so. So ehrlich sollte man sein.
Ja, und dann kamen noch die völlig sinnlosen Kämpfe der letzten Tage, die in Prag nochmal, auch nach des geliebten Führers Tod, sinnlose Opfer und Zerstörungen nach sich zogen. Die Rede hielt Beneš vor dem zerstörten alten Rathaus, das noch in den letzten Tagen des Krieges von der SS zerstört worden ist. Statt sich in Westen in Richtung amerikannische Gefangenschaft zu begeben.
Dass in so einer Situation keine versöhnlichen Töten fielen darf niemanden wundern. Und da war Beneš nicht der einzige. Innenminister Nosek und Verteidigungsminister Svoboda wurden deren Söhne von den Deutschen umgebracht. Sie waren noch die grösseren Hardliner, aber von denen gab es in Europa mehr als genug, nicht nur Beneš, der zur Hassfigur stilisierten Person des Sudetentums.